Transport & Logistik Gegenseitiges Vertrauen - Interview mit Romald Heuvelmans

„Konkurrenz im Regal, aber nicht auf dem Lkw“ – Nach diesem Prinzip streben einzelne Food-Hersteller Kooperationen in der Logistik an und können, allen Vorbehalten zum Trotz, erste Erfolge vorweisen.

Donnerstag, 25. August 2011 - Sortimente
Artikelbild Gegenseitiges Vertrauen - Interview mit Romald Heuvelmans
Romald Heuvelmans, Mars Deutschland
Bildquelle: iStockphoto, Mercedes-Benz
"Kostensenkung von bis zu 30 Prozent"
Romald Heuvelmans, Leiter Kundenlogistik bei Mars Deutschland, zu Umsetzung und Zielen der „Agenda 2017".

Welche Voraussetzungen müssen für erfolgreiche Logistik-Kooperationen vorliegen?
Romald Heuvelmans: Grundvoraussetzung ist die Bereitschaft der Partner, die Kooperation selbst zu gestalten; erst wenn Ergebnisse vorliegen, spricht man über die Verteilung der Vorteile. Dazu gehört ganz sicher Vertrauen, aber das muss man sich natürlich erarbeiten.

Und wie baut man Vertrauen auf?
Zum Beispiel, indem man in kleinen Projekten erste Erfolge erzielt, so dass man sich dann an immer größere Themen herantrauen kann. Außerdem ist Unterstützung bis in die oberste Geschäftsführungsebene unumgänglich; sonst werden die internen Widerstände zu groß, um langfristig Erfolg zu haben.

Welche Probleme haben Sie bei der Umsetzung Ihrer Agenda 2017 zu überwinden?
Die Kooperationspartner müssen erkennen, dass es nicht funktioniert, wenn einzelne Partner das Fell verteilen wollen, bevor der Bär erlegt ist. Und schließlich muss man in Kooperationen häufig zunächst einmal investieren, bevor man ernten kann. Davor jedoch zucken einige zurück.

In welcher Weise profitiert der Einzelhandel von Ihrer Kooperation?
Zunächst einmal ganz direkt, wenn er mit Mars vertikale Kooperationsprojekte angeht, um Verschwendung zu eliminieren. Zudem können die positiven Erfahrungen aus Kooperationen mit Mars natürlich auch auf andere Partner und Supply-Chain-Bereiche übertragen werden. Hinzu kommen indirekte Vorteile, wenn durch Industrie-Industrie- oder Industrie-Logistiker-Kooperationen die Supply Chain effizienter betrieben werden kann und so z. B. die Zahl der Rampenkontakte beim Handel minimiert wird. Außerdem wirken sich die durch Kooperationen erzielten höheren Effizienzen direkt auf die Produktkosten aus, was am Ende dem Konsumenten über niedrigere Preise zugute kommt.

Können Sie die Effizienzpotenziale konkretisieren?
Wir wissen, dass in jedem einzelnen Mars-Riegel ein signifikanter Anteil an Verschwendung und Ineffizienz steckt, der durch fehlende Abstimmung zwischen den einzelnen Stufen der Lieferkette hervorgerufen wird. Wir gehen von einem Kostensenkungspotenzial von 15 bis 30 Prozent aus, vielleicht sogar noch deutlich mehr, und zwar bezogen auf den Produktabgabepreis.

Gibt es auch Risiken von Logistik-Kooperationen für die Beteiligten?
Wir haben bisher keine Nachteile erkennen können, solange man sich an die genannten Spielregeln hält. Zu den Spielregeln gehört übrigens auch ganz klar, dass jeder Partner jederzeit aus der Kooperation aussteigen kann, ohne dass ihm dadurch Nachteile entstehen. Natürlich ist es komplexer, wenn Abstimmungsprozesse mit anderen Unternehmen stattfinden. Aber jeder, der seine Logistik ausgelagert hat, steht sowieso vor dieser Herausforderung. Und, ganz ehrlich, interne Abstimmungen mit Nichtlogistikern sind unter Umständen deutlich komplizierter als die Kommunikation mit Logistikern anderer Unternehmen.

Was versprechen Sie sich langfristig von Ihrer Agenda 2017?
Wir erhoffen uns davon, bei den Akteuren eine Bewusstseinsänderung hervorzurufen: Optimierungen im eigenen Silo machen einfach keinen Sinn. Man muss immer die gesamte Kette betrachten und dann das Richtige tun.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Kooperationen zahlen sich aus, das belegt das Beispiel Mars Deutschland und Ferrero. (Bildquelle: iStockphoto)
Bild öffnen Romald Heuvelmans, Mars Deutschland
Bild öffnen Sparsam, leise und umweltfreundlich: der Atego Blue Tec Hybrid. (Bildquelle: Mercedes-Benz)

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