Interview Kurt Friedlmeier - Edeka Eigeninitiative ist gefragt

Edeka-Händler Friedlmeier über Potenziale in der Warengruppe.

Donnerstag, 25. August 2011 - Sortimente
Lebensmittel Praxis

Kurt Friedlmeier ist Inhaber von drei Edeka Märkten in Fischbachau, Forstinning und Heimstetten bei München.

Wie entwickelte sich die Warengruppe Süßwaren in Ihren Märkten?
Kurt Friedlmeier: Wir haben die Süßwarenumsätze in unseren drei Märkten in etwa gehalten. Das führe ich in erster Linie auf den Relaunch der Edeka Eigenmarke zurück. Die moderne Aufmachung und das stimmige Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt viele Kunden. Das geht zu Lasten mancher Markenartikel. Schokoladenprodukte legten leicht zu. Bei den Saisonartikeln zu Ostern hatten wir bedingt durch die späten Feiertage Mitte April und das sonnige Frühjahr etwas mehr Restbestände als im vergangenen Jahr, wobei es sich aber überwiegend um no-name-Artikel handelte. Da Schokoladen-Ostereier & Co. gerne verschenkt werden, achten die meisten Verbraucher auf eine gute Qualität und greifen lieber zu Markenprodukten.

Kartoffelchips sind nach wie vor ein Renner. Auch in Ihren Märkten?
Der Chipsabsatz ist entgegen dem allgeinen Marktentwicklung in unseren Märkten kaum noch zu steigern. Ich glaube, dass unsere Kunden nicht mehr ganz so leichtfertig zu Chipstüten greifen, da sie häufiger auf den Fett- und Kaloriengehalt auf der Verpackung achten. Neue Geschmacksrichtungen und Limited Editions sorgen jedoch immer wieder für Impulse. Und: Wenn der Kunde zur Chipstüte greift, dann zum Markenartikel.

Wie entwickelten sich die Kategorie Süßgebäck und Zuckerwaren?
Süßgebäck ist bei uns ein leicht kränkelnder Bereich. Der Umsatzkuchen wird nicht größer, sondern es kommt eher zu einer Verschiebung zugunsten der Edeka Handelsmarke. Produktneuheiten im Süßgebäck-Bereich nehmen die Kunden aber sehr gerne an. Zuckerwaren sind sehr aktionslastig geworden. Ein Impulskauf lässt sich in diesem Bereich nur über den Preis anschieben. Wenn ich zum Beispiel Haribo-Fruchtgummi im Aktionskorb anbiete und der Preis stimmt, verkaufe ich die drei- bis vierfache Menge.

In welchen Produktgruppen sehen Sie noch Wachstumspotenzial?
Bei Süßwaren hat die Edeka Handelsmarke generell Wachstumspotenzial. Produktneuheiten sorgen für Impulse, wenn der Kunde ein neues Geschmacks- und Genusserlebnis bekommt und wenn die Qualität stimmt. Etwas Luft sehe ich beispielsweise noch bei Saisonsüßwaren weil der Kunde bei neuen Produkten gerne probiert.

Wie kurbeln Sie den Abverkauf von Süßwaren und Salzigen Snacks an?
Hier ist viel Eigeninitiative des Händlers gefragt. Alt bewährte Produkte lassen sich nur über den Preis pushen. Da Süßwaren Impulsartikel sind, spielt die Platzierung eine sehr wichtige Rolle. Wenn ich zum Beispiel im Sommer Aktionskörbe mit Süßgebäck mit Orangengeschmack im Hauptlauf des Marktes und an der Kasse platziere, kann ich den Umsatz dieser Produkte bei gleichem Preis um bis zu 50 Prozent steigern. Gut funktioniert es auch, mit gezielten Produktplatzierungen Assoziationen zu schaffen, indem man Themen zusammenführt: Der Kunde greift zum Beispiel eher zu schokolierten Geleebananen, wenn ich sie zusätzlich in der Obstabteilung bei den Bananen platziere.

Was wüschen Sie sich von den Big Playern der Süßwarenbranche?
Ich wünsche mir mehr Produktbetreuung von den Herstellern. Mir ist nicht so viel damit geholfen, wenn der Außendienstmitarbeiter einmal im Jahr in meinem Markt vorbei schaut und die Regale begutachtet. Auf eine kontinuierliche Zusammenarbeit kommt es an. Ein richtiger Ansatz ist ein Modell von Nestlé: Hier müssen Nachwuchskräfte für eine kurze Zeit in einem Markt arbeiten. Ein Mitarbeiter der Firma Nestlé wird 2 Tage auch unsere Sichtweise kennenlernen. Hier bekommt er einen Einblick in das Tagesgeschäft, er erfährt, mit welchen Problemen der Händler konfrontiert wird und kann später im Unternehmen gezielter die Interessen der Händler berücksichtigen.

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