Vegetarische und vegane Alternativen Was ist da drin? - Was ist da drin ?: Teil 3

Vegetarische und vegane Alternativen zu Wurst, Schnitzel oder Käse haben sich für Handel und Industrie zu einer beliebten Spielwiese entwickelt. Durch Deklarationsprobleme und kritische Test-Ergebnisse sind nun erste Wolken am Himmel aufgezogen. Wie der Markt reagiert.

Freitag, 21. Oktober 2016 - Sortimente
Bettina Röttig
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Bildquelle: Carsten Hoppen, Mirco Moskopp

In den Märkten von Kai Scholand, Veggie-Vorreiter unter den Rewe-Kaufleuten, war keine Kaufzurückhaltung spürbar. „Von den Kunden, die dieses Thema im Markt ansprachen, war ausnahmslos niemand Veganer oder Vegetarier. Bei mir waren es ausschließlich Kunden, die darin den Beweis sehen, dass vegetarische Ernährung völlig ungesund ist. Bei den Meisten ging das aber eher mit einem Augenzwinkern einher“, erzählt Scholand. Auch andere Hersteller vegetarischer und veganer Fleisch-Ersatzprodukte konnten keinen erhöhten Informationsbedarf seitens der Verbraucher oder eine Kaufzurückhaltung verzeichnen.

Noch viel Luft im Markt
Von Kennzeichnungs-Problemen und negativen Testergebnissen offenbar unbeeinträchtigt, wächst die Nachfrage nach vegetarischen und veganen Produkten weiter. Armin Gärtner, Geschäftsführer für die Bereiche Food und Nonfood bei Globus: „Die Kaufbereitschaft der Kunden erfreut sich eines steten Anstiegs sowohl im veganen als auch im vegetarischen Bereich.“ Zurückzuführen sei dieser Trend u. a. auf die Ausweitung des Sortiments insbesondere im Bereich vegetarischer Markenartikel, sowie auf die Medien und sozialen Netzwerke, welche den Aufschwung weiter vorantrieben. „Der vegane oder vegetarische Kunde ist prinzipiell sehr frische- und bedarfsorientiert“, weiß Gärtner. Ein sehr großer Teil der Absätze werde daher im Kühlregal getätigt. Im Frischebereich zählten vor allem die Ersatzprodukte, wie z. B. vegetarische Schnitzel oder Würste dazu. Darüber hinaus gäbe es einen sehr stark wachsenden Bereich der Milch-alternativen insbesondere auf Soja-Basis. Im Trockenbereich zählen bei Globus Superfoods wie Chia-Samen, Goji-Beeren, Matcha aber auch vegane Riegel und Brotaufstriche zu den starken Wachstumsträgern. „Noch sehr klein ist dagegen das Sortiment im Bereich Tiefkühlkost.“

Auch bei Rewe Scholand ist die Nachfrage in dem Bereich enorm gewachsen, „teilweise stärker als der Markt es hergibt“, sagt Inhaber Kai Scholand. Weit über 1.000 vegetarische und vegane Artikel führt der Kaufmann in seinen Märkten in Mülheim an der Ruhr und Essen zusätzlich zum Standardsortiment. Das größte Problem sind Fehlartikel. „Wir könnten bei einer 100-prozentigen Warenverfügbarkeit unseren Umsatz noch wesentlich erhöhen“, so Scholand. Trotz „außerordentlicher Umsätze“ in diesem Bereich sieht er vor allem beim Thema Käseersatzprodukte noch große Wachstumschancen: „Bei Konsistenz und Heißverzehreigenschaften und im Bereich Weichkäseersatz sowie bei Blauschimmelvarianten sehe ich persönlich noch viel Luft nach oben.“ Das mit Abstand größte Potenzial birgt für Scholand jedoch das ganz normale Sortiment. „Wir ,Lebensmittelfuzzies‘ stellen uns Veganer leider immer noch als blasse, untergewichtige Baumwollpulliträger vor, die nur Haferschleim und Möhren essen. Das stimmt aber nicht. Viele Veganer möchten einfach nur auf tierische Produkte verzichten. Es darf aber trotz alledem auch mal Junkfood sein.“ Warum lasse die Industrie nicht grundsätzlich die nicht veganen Zutaten in Chips „ungarisch“, Weingummi und anderen Produkten weg, wenn doch bewiesen sei, dass es hervorragend funktioniere? Und: „Warum sind Margarine oder Fruchtsäfte nicht generell vegan, warum Frischkäse nicht generell vegetarisch?“, fragt der Kaufmann.

Die Industrie hat sich auf den Weg gemacht. So hat Fruchtsaft-Hersteller Rauch einen Großteil der Sorten der Marke Happy Day von der Veganen Gesellschaft Österreich als vegan zertifizieren lassen. Die Zertifizierungen von 34 verschiedenen Sorten in der 1-l-Tetrapackung waren ein aufwändiger und langer Prozess, heißt es aus dem Unternehmen. Durch den Einsatz mechanischer Filtrationsverfahren bei der Klärung der Fruchtsäfte wird auf die Verwendung von Gelatine komplett verzichtet.

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