Vegetarische und vegane Alternativen Was ist da drin? - Was ist da drin ?: Teil 2

Vegetarische und vegane Alternativen zu Wurst, Schnitzel oder Käse haben sich für Handel und Industrie zu einer beliebten Spielwiese entwickelt. Durch Deklarationsprobleme und kritische Test-Ergebnisse sind nun erste Wolken am Himmel aufgezogen. Wie der Markt reagiert.

Freitag, 21. Oktober 2016 - Sortimente
Bettina Röttig
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Bildquelle: Carsten Hoppen, Mirco Moskopp

Auch Hochland, seit kurzer Zeit mit der neu gegründeten Tochterfirma E.V.A. GmbH und der Marke SimplyV („Streichgenuss“ und „Genießerscheiben) als Hersteller von veganen Käseersatzprodukten im neuen Geschäftsfeld aktiv, sieht kein Erfordernis, die Kennzeichnungsregeln zu ändern. „Unsere Verbraucher sehen die neuen Produkte als Erweiterung des Sortiments und haben keine Probleme, die Produkte richtig einzuordnen. Eine Nennung des Begriffs „Käse“ ist daher aus unserer Sicht gar nicht nötig“, meint Caroline Zimmer, Bereichsleitung E.V.A. GmbH.

Drosihn kämpft weiter. Der Gerichtshof der Europäischen Union soll nun über die Frage der Zulässigkeit der Verwendung der Begriffe Cream, Butter, Sahne oder Cheese entscheiden, wenn diese nicht aus tierischer Milch hergestellt sind und auf diese Tatsache durch einen deutlichen Hinweis auf den pflanzlichen Ursprung der Produkte hingewiesen wird (das Verfahren bei dem Gerichtshof der Europäischen Union ist unter dem Aktenzeichen C-422/16 dort anhängig).

Belastete Fleisch-Alternativen
Dunkle Wolken am Veggie-Himmel hat unlängst eine Analyse der Stiftung Warentest aufziehen lassen. 6 von 20 getesteten Fleischersatzprodukten enthielten hohe Mengen an kritischen Mineralölbestandteilen, vor allem gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (Mineral oil saturated hydrocarbons = Mosh). Die Europäische Lebensmittelbehörde Efsa stuft Mosh als „potenziell besorgniserregend“ ein. Derzeit existiert jedoch kein gesetzlich bindender Grenzwert für Mineralölkohlenwasserstoffe, sondern lediglich ein Verordnungsentwurf. „Der Entwurf sieht für einzelne Fraktionen der Mineralölkohlenwasserstoffe verschiedene Migrations-Limits vor, bspw. für die gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH) mit Kettenlängen von C20-C35 einen Grenzwert von max. 2 mg/kg Übergang auf das Lebensmittel“, weiß Ingo Stryck, Geschäftsführer Marketing bei Wiesenhof.In den vegetarischen Schnitzeln der Rügenwalder Mühle z. B. waren es mehr als 400 mg pro kg. Dieser Gehalt kostete das Schnitzel die ansonsten gute Note. Er gehört nach Angaben der Stiftung Warentest zu den höchsten, die die Tester je in Lebensmitteln nachgewiesen haben. Nach Aussagen der betroffenen Hersteller war Weißöl (Paraffin) die Ursache, das als Hilfsstoff in der Produktion verwendet würde, z. B. als Gleitmittel für die Kunstdärme bei fleischfreien Würstchen.

Die Rügenwalder Mühle reagierte: „Das Paraffin wird als Verarbeitungshilfsstoff in einem Rohstoff eingesetzt und ist so in die Schnitzel gelangt. Obwohl gesundheitlich völlig unbedenklich, haben wir den Rohstoff, der bei zwei Prozess-Schritten verwendet wurde, unverzüglich ausgetauscht“, meldete das Unternehmen. Nun arbeite man bei einem Prozess-Schritt mit einem Verarbeitungshilfsstoff basierend auf einer Wasser-in-Rapsöl-Emulsion, bei dem anderen mit einem Sonnenblumenöl, erklärt Godo Röben, Geschäftsleiter Marketing & PR, Forschung & Entwicklung, auf Nachfrage.

Wiesenhof hatte vorgesorgt. „Wir haben das Thema Mineralölrückstände schon seit einiger Zeit auf unserer Agenda und beschäftigen uns intensiv damit“, sagt Stryck. Im gesamten Herstellungsprozess werde durch verschiedene Maßnahmen der Eintrag von Mineralölkohlenwasserstoffen auf die Produkte auf ein absolutes Minimum begrenzt. „Konkret bedeutet dies, dass wir grundsätzlich nur Verpackungsmaterial von zertifizierten Herstellern beziehen, das nach der Konformitätserklärung produziert wird. Darüber hinaus verwenden wir in unserer Produktion ausschließlich unbelastete Maschinenöle. Auch werden unsere Transportbänder regelmäßig gereinigt, um eine Kontamination mit belasteten Prozessmitteln zu vermeiden.“

Die Reaktionen seitens der Verbraucher sind laut Rügenwalder Mühle verhältnismäßig unkritisch ausgefallen, „auch weil wir uns unmittelbar mit einem Statement auf Facebook und auf unserer Homepage zum Testergebnis geäußert haben und der betroffene Rohstoff zum einen gesundheitlich unbedenklich ist und zum anderen – obwohl nicht notwendig – trotzdem bereits ausgetauscht wurde.“

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