Fertiggerichte Exotik aus der Packung

Fertiggerichte erleichtern vielen Konsumenten den Alltag. Immer mehr Menschen greifen auf vorbereitete Speisen zurück. Das Anspruchsniveau steigt.

Dienstag, 16. Februar 2016 - Sortimente
Nicole Ritter
Artikelbild Exotik aus der Packung
Bildquelle: Carsten Hoppen

Die Deutschen kochen gern – so steht es im druckfrischen Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Die Realität in deutschen Küchen sieht aber anders aus: Weniger als die Hälfte der Befragten steht täglich am Herd. Die andere Hälfte: öffnet Packungen, zieht Folien ab, erhitzt kurz und genießt dann. Mangelnde Kochkenntnisse, die wachsende Zahl an Singlehaushalten, der steigende Anteil bei der Erwerbstätigkeit beider Elternteile und nicht zuletzt die Auflösung fester Mahlzeitstrukturen im Familienkreis machen Fertiggerichte so beliebt. Laut einer 2014 in Deutschland durchgeführten Studie des Instituts Statista stimmten 6,1 Mio. Personen ab 14 Jahren der Aussage „Fertiggerichte sind für mich eine große Erleichterung“ voll und ganz zu.

So sind diese im Lebensmittelmarkt eine feste Größe: „Das Segment der klassischen Fertigprodukte behauptet sich auf einem stabilen Niveau“, resümiert Thomas Bonrath für die Rewe Group. Mit Tendenz nach oben: In den ersten drei Quartalen 2015 konnte nach Angaben von Nielsen ein Umsatzplus von 1,2 Prozent eingefahren werden. Dominiert wird der Markt seit Langem vom Handelsmarken, die rund 35 Prozent ausmachen. Als besonders beliebt haben sich zuletzt Instant Cups bewiesen: Essen aus dem Becher verzeichnet ein Umsatzplus von 12,3 Prozent.

Die Frage der Herkunft der Zutaten nimmt einen immer größeren Stellenwert ein. „Der Launch unserer Knorr „Natürlich Lecker“-Range im vergangenen Jahr war extrem erfolgreich am Markt“, kann daher Nadja Schmitt für Unilever vermelden. Das Bedürfnis, so ist aus Hamburg zu vernehmen, nach 100 Prozent natürlichen Zutaten mit Optionen für vegetarische und vegane Gerichte wurde genau getroffen. Darum wird man 2016 den Variantenausbau dieser Range auch forcieren.

Dass Fertigprodukte kein „Privileg“ der konventionellen Lebensmittelindustrie sind, beweist der Bio-Pionier Davert. Hier setzt man auf 100 Prozent Bio-Zutaten und belebt den Markt mit pinkfarbenen Tüten, die „Quinoa Cups“, in vier Varianten. Die Tütchen, eine Art „Bio-5-Minuten-Terrine“ für unterwegs, werden wie die konventionellen Instantsuppen mit heißem Wasser zubereitet.

„In allen Bereichen, ob frisch oder ungekühlt, haben sich vegetarische und vegane Fertigprodukte etabliert“, sagt Daniel Henkel, Einkäufer/Category-Manager Lebensmittel bei Tegut.

Der Trend geht soweit, meint Henkel, dass dadurch sogar „neue Kundengruppen in dieses Segment gezogen werden“. Das macht man sich auch bei Reis-fit aus dem Hause Euryza zu nutze. Alle drei neuen Varianten von „Schnelle Pfanne“ haben eine rein vegetarische Rezeptur. So ist der Verbraucher frei, die Reispfanne mit frischen Zutaten zu einem vegetarischen Gericht zu machen.

Lifestyle im Trockenfertiggerichte-Bereich bedeutet mehr Erlebnis und Exotik und weniger deutsche Küche. Wenn Erbsensuppe gestern dem Gaumen schmeichelte, sind das heute Couscous-Curry oder würzig pikante Gerichte: Maggi erweitert mit diesen beiden Neuheiten das 5-Minuten-Terrine-Sortiment. „Couscous wird immer stärker gekauft und ist ein völlig neues Geschmackserlebnis i

Vier Käufertypen hat Christine Lischak, Serviceplan Deutschland, ausgemacht:
  • Ersetzer: Suchen Bequemlichkeit, Geschmack und sättigende, bekannte, genussvolle Produkte.
  • Zeitarme: Achten auf Gesundheit, Engagement, Nahbarkeit; Produkte müssen planbar, gelingsicher und natürlich sein.
  • Inspirierte: Sind voller Lebensfreude, Energie, Neugier und bevorzugen ideenreiche, raffinierte, ethnische Produkte
  • Gastgeber: Wollen Komfort, Kompetenz, Qualität und frische, saisonal und hochwertige Produkte.

Kulinarische Weltreise
Auf eine kulinarische Entdeckungsreise sollen die Verbraucher mit den neuen Knorr Weltgerichten gehen. Die Spannbreite reicht von mexikanischen Burritos, italienischer Lasagne über indischen Curry bis zu griechischem Gyros. Die Koch-Sets enthalten bereits landestypische Zutaten. Nur die frischen Zutaten müssen noch hinzugegeben werden.

Asia Food gehört zum Megatrend bei Fertiggerichten. So hat Rewe seit wenigen Wochen eine Nudelbox der thailändischen Firma Octa Foods im Angebot. In der Box befindet sich eine Tüte Nudeln und Sauce. Dazu gibt es noch eine zusammensteckbare Gabel-Löffel-Kombination.

12 Uhr Mittag: Im Büro meldet sich der Hunger nach etwas möglichst Gesundem. Chilled Food ist Trend. Inzwischen haben diese Produkte eine Käuferreichweite, die an die von Dosen heranreicht. Laut Analyse der GfK greifen deutsche Konsumenten knapp fünf Mal pro Jahr zu Gekühltem in Schalen, Bechern und Pouches. Frische ist ein großes Thema. Waren Fertiggerichte früher eingekochte, servierfertige Hausmannskost, kommen heute die Sets im Kühlregal appetitlich, gesund und genussvoll daher.

Hilcona etwa bringt mediterrane Frische mit Fettuccine Verdura auf den Mittagstisch. Dabei werden bissfeste Fettuccine mit Paprikastreifen, gegrillter Zucchini und getrockneten Tomaten kombiniert. Für Veggie-Fans gibt es Pfannen-Taler nach thailändischer Art mit exotisch-krosser Kokos-Panade und einem saftig-scharfen Kern aus rotem Thaicurry, frischem Koriander, Basmatireis und feiner Paprika. Wenn es Chilled Food nach traditioneller Art sein soll, muss mit besonderer Qualität oder mit origineller Zubereitung gearbeitet werden. So bietet der schwäbische Spezialitätenhersteller Settele seit März 2015 Monster-Maultaschen in den Sorten „Klassisch“ und „Gemüse“ an. Zielgruppe sind ganz klar Kinder, die durch die Monster-Prägung im Teig angesprochen werden sollen.

Vor allem Hersteller gekühlter Fertiggerichte müssen die Klaviatur der Verpackungsmöglichkeiten beherrschen. Der Kunde soll visuell von Frische, Qualität und nicht zuletzt Appetitwürdigkeit überzeugt werden. Das bedeutet, dass eher eine Banderole und ein großes Sichtfenster einem komplett eingepackten Gericht mit gestelltem Foto vorzuziehen ist. Rana, Anbieter von gekühlter italienischer Pasta, hat die Botschaft verstanden. Kunden zeigen sich in Verbraucherforen begeistert von der neuen Anmutung der Gerichte.

Thomas Bonrath von der Rewe Group beschreibt einen weiteren Trend: „Single-Portionen und solche Verpackungen, die gleichzeitig das Geschirr für den ’To-go-Verzehr’ sind bzw. enthalten, liegen in der Konsumentengunst zunehmend vorn.“ Gebindegrößen, die sich an Konsumentenbedürfnissen orientieren, wie Teller- oder Ein-Portionsgrößen, treffen den Puls der Zeit. So konnten die Maggi-2-Portionsbeutel im neuen Design nach Angaben von Group Brand Managerin Mareike Drucktenhengst einen Umsatz-Anstieg verzeichnen, der auf die Überarbeitung zurückgeführt wird.

Auf Multi-Channel-Marketing setzt aktuell Mars Food mit Mirácoli: Beim Kauf von vier Produkten können sich Verbraucher personalisierte Pastateller mithilfe des Kassenbons online sichern. Der Sammelspaß verzichtet dabei bewusst auf Aktionscodes und setzt auf einfache, visuelle Kommunikation.

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