Interview mit Katya Witham Ohne Getreide ist Trend

Die Deutschen greifen seltener zu verpackten Brot- und Backwaren. Welche Optionen es für Hersteller und Handel gibt, das weiß Katya Witham, Senior Food and Drink Analyst bei der Meinungsforschungsagentur Mintel.

Freitag, 26. Februar 2016 - Sortimente
Susanne Klopsch
Artikelbild Ohne Getreide ist Trend

Wie hat sich der Markt für verpackte Brot und Backwaren in Deutschland im vergangenen Jahr entwickelt?
Katya Witham: Obwohl der deutsche Markt für verpacktes Brot und Brotprodukte nach Großbritannien immer noch der größte in Europa ist, ist er seit Jahren rückläufig. Nach unseren Marktprognosen lag der Pro-Kopf-Verbrauch im vergangenen Jahr bei etwa 11,7 kg, im Jahr 2008 lag diese Zahl noch bei insgesamt 14,2 kg. Außerdem wird der Umsatz für diese Produktgruppen unseren Erwartungen zufolge erstmals unter die 2-Mrd.-Euro-Marke fallen: von 2,04 Mrd. Euro 2014 auf 1,99 Mrd. Euro im Jahr 2018.

Woran liegt das?
Die Ernährungsgewohnheiten beeinflussen den Brotkonsum in Deutschland stark. Eine reduzierte Aufnahme von Kohlehydraten, die Diskussionen um Weizen, aber auch der zunehmende Außer-Haus-Verzehr lassen Konsumenten zu Brot-Alternativen greifen und erhöhen den Druck im Markt.

Katya Witham

Witham ist seit 2014 Senior Food & Drink Analyst bei den britischen Meinungsforschern Mintel. Sie arbeitete zuvor u. a. bei Metro Group.

Auf welche Attribute sollten Hersteller von verpacktem Brot für das SB-Regal fokussieren, um sich gegen die Konkurrenz durch Backstationen behaupten zu können?
Viele sind ausgewichen in kleinere, aber schnell wachsende Bereiche wie Wraps, Fladenbrote oder Produkte für Gesundheitsbewusste. Convenience ist ein weiterer Weg. Kleine Verzehreinheiten sind ebenfalls eine Option: Der Anteil von Brotpackungen mit bis zu 300 g Inhalt hat von 49 Prozent im Jahr 2011 auf immerhin 60 Prozent im vergangenen Jahr zugenommen. Fast jeder dritte Konsument ist zudem an Brotsnacks für den Unterwegsverzehr interessiert.

Welche Trends sehen Sie hier in Deutschland?
Getreide- und glutenfreie Produkte sind ein wichtiger Trend hierzulande. So waren 2015 schon 9 Prozent aller neuen verpackten Brot- und Backwaren in Deutschland ohne Getreideanteil. 2011 lag dieser Anteil noch bei 6 Prozent. Sehr interessant ist aus unserer Sicht auch das große Interesse der Verbraucher an vegetarisch oder vegan ausgelobten Produkten, das sich auch auf die Kategorie verpackte Brot- und Backwaren erstreckt: So trugen im vergangenen Jahr 6 Prozent der neu eingeführten Produkte das Label vegetarisch, 11 Prozent der Neuprodukte das Siegel vegan.

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