Mehr als nur Milch Die Ansprüche steigen - Praxis-Wissen A2 Milch

Fettreduziert, laktosefrei, biologisch, kalorienarm, Omega-3-angereichert, mit besonders vielen Proteinen – was Milch heutzutage alles „leisten“ können soll, geht auf keine Kuhhaut. Und aus Neuseeland drängt A2-Milch auf den EU-Markt. Wertschöpfungs-Perspektive oder Werbe-Pfusch?

Dienstag, 19. Mai 2015 - Molkereiprodukte
Christina Steinheuer
Artikelbild Die Ansprüche steigen - Praxis-Wissen A2 Milch
„A2-Milch ist derzeit kein Thema für uns. Wir werden uns aber mit dem isländischen Produkt Skyr beschäftigen.“

Norman Jammrath, Einkaufsleiter Netto ApS & Co. KG
Bildquelle: Shutterstock, Netto ApS & Co. KG
Praxis-Wissen

Was ist eigentlich A2-Milch?
Milch enthält Wasser, Fett und Proteine (größtenteils Casein). Eine der verschiedenen Casein-Sorten ist Beta-Casein. Es besteht aus 209 Aminosäuren.

Der Unterschied zwischen A1- und A2-Milch liegt nach aktuellem wissenschaftlichem Erkenntnisstand alleine bei Position 67 dieser Kette von Aminosäuren. A1-Milch enthält an dieser Porition Histidin, A2-Milch die Aminosäure Prolin. Bei A1-Milch wird die Kette der Aminosäuren aufgespalten, es entsteht das Opiat Beta-Casomorphin-7 (BCM7). Bei A2-Milch passiert das nicht.

BCM7 soll Auswirkungen auf den Verdauungstrakt, das Immunsystem und das neurologische System des Menschen haben, so die A2-Milch-Anhänger. Es könne die Verdauung verlangsamen, Verstopfungen verursachen und stehe in einem Zusammenhang mit dem Auftreten von Herzerkrankungen, Diabetes Typ-1, Autismus, Übergewicht, Allergien. Beweise und Gegenbeweise fehlen.

Die Forschung arbeitet seit ca. 15 Jahren am Thema. Ursprünglich gaben alle Rinder A2-Milch. Durch eine Mutation hat sich vor allem unter den europäischen Rassen A1-Beta-Casein verbreitet. Der Großteil der europäischen und amerikanischen Rinderrassen gehört zur Subspezies „bos primigenius taurus“ und produziert A1-Milch. Ausnahmen sind Guernsey-Rinder (96 Prozent A2-Milch-Anteil), Fleckvieh (71 Prozent A2-Milch-Anteil) und Brown Swiss (66 Prozent). Indische Rinder und jene der Massai geben A2-Milch, genauso wie Ziegen, Schafe, Yaks und Büffel.

Im deutschen LEH sind A2-Milch-Produkte noch nicht erhältlich, in Großbritannien, als erstem EU-Land, schon (Morrisons, Ocado, Sainsbury, Tesco, Waitrose). Das neuseeländische Unternehmen „The A2 Milk Company“, an der Börse in Sydney notiert, fungiert als Lieferant und Lizenzgeber. 2011 gingen die Neuseeländer ein Joint Venture mit der britischen Robert Wisemann Dairies ein, die inzwischen zum Milch-Imperium von Theo Müller gehört. In Neuseeland und Australien boomt A2-Milch (knapp 10 Prozent Marktanteil bei Frischmilch).

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Norman Jammrath, Einkaufsleiter Netto ApS & Co. KG

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