Alkoholfreie Getränke Bitter-süße Trendwende im Getränkeregal

Bubble Tea, Energy-Drinks und Bittergetränke sind aktuelle Trends. Die süßen und herben Erfrischungen verdrängen einst etablierte Segmente.

Donnerstag, 06. September 2012 - Getränke
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Bitter-süße Trendwende im Getränkeregal
Bildquelle: wafg

Mag man den Konsumforschern Glauben schenken, dass es insgesamt einen gesellschaftlichen Trend hin zu bewussterer, ökologischer, nachhaltigerer, kurz: gesünderer Ernährung gibt, kann man dies bei der Getränke-Wahl getrost ausschließen. Die derzeitigen Renner sind süß und eigenen sich kaum als Botschafter einer gesunden Lebensweise. Aber: Sie bieten neue Geschmackserlebnisse, die den Konsumenten offenbar wichtiger sind als ein Blick auf die Kalorienliste. Bubble Tea zum Beispiel. Jenes Getränk, das, aus Asien kommend, zunächst die Straßen in deutschen Innenstätten und die Systemgastronomie erobert hat und nun auch im LEH Fuß fassen soll.

Im ersten Halbjahr konnten Energy-Getränke um 19,8 Prozent und Bittergetränke um 16 Prozent beim Absatz und im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zulegen. Sie zählen damit zu den am stärksten wachsenden Segmenten (Quelle: Nielsen, LEH, DM, GAM)

„Mit großem Interesse verfolgen wir derzeit die Diskussionen um die Bubble Teas. Während die Systemgastronomie frühzeitig den Trend aufgegriffen hat, sind solche Konzepte derzeit noch nicht im Handel verfügbar“, sagt Christopher Fritsch, Getränkeexperte bei Nielsen. Dies soll sich aber schon bald ändern. Die Firma InterFoods aus Sindelfingen beispielsweise ist zusammen mit dem Lebensmittelimporteur Importhaus Alten dabei, erste Verpackungsgrößen für den LEH zu entwickeln.

Die Frima Zeekai geht noch einen Schritt weiter und startet mit dem ersten Bubble Tea Ready-to-Drink im LEH. „Unser Gedanke bei der Entwicklung des ’Bottled Bubble Tea’ war, dass nicht jeder potenzielle Kunde in der Lage ist, problemlos an einen Bubble Tea zu kommen, wie z.B. in ländlichen Gebieten“, erklärt Christopher Wehner verantwortlich für Produktion & Entwicklung bei Zeekai. Für den Handel sei diese Lösung ebenfalls die praktikablere, denn nicht jedes Geschäft habe Zeit, Platz und Personal, sich eine Bubble-Tea-Station einzurichten. „Die anvisierte Zielgruppe ist letztlich dieselbe wie die der Bubble-Tea-Stores, nur haben wir bei den Entscheidungsträgern, sprich Eltern, die bei Weitem besseren Karten auf Grund der Unbedenklichkeit unseres Produkts“, sagt Wehner.

Grafik: Quote bei Gebinden pendelt sich ein. Das erste, was der Blick auf diese Grafik verdeutlicht ist, dass die 2003 eingeführte Pfandpflicht auf Einwegverpackungen das Ziel verfehlt hat, die Mehrwegquote unmittelbar zu stabilisieren. Allerdings scheint die Zeit großer Verschiebungen zwischen Ein- und Mehrweg vorbei: 2011 lag die Mehrwegquote mit 22,4 Prozent nur leicht unter dem Niveau des Vorjahres (2010: 23,2 Prozent). Bei der Dose lässt sich dagegen mit einem Anstieg von 0,1 Prozent in 2010 auf 0,5 Prozent in 2011 ein Trend nach oben erkennen.

Einweg- und Mehrwegquoten alkoholfreier Getränke im Haushaltsverbrauch. Angaben in Prozent. (Quelle: wafg)

„Unbedenklichkeit“ ist bei Bubble Tea mittlerweile ein wichtiges Verkaufsargument, schließlich wird das Getränk von Verbraucherschützern nicht nur wegen des hohen Zuckeranteils und der Verschluckungsgefahr der Stärkebällchen kritisiert. Jüngst ging auch die Entdeckung von gesundheitsschädlichen und verbotene Substanzen von Aachener Wissenschaftlern durch die Medien. Die Forscher hatten neun Sorten aus der Filiale einer bundesweiten Bubble-Tea-Ladenkette in Mönchengladbach untersucht und in den Aromakugeln des Tees unter anderem Styrol, Acetophenon und bromierte Substanzen in nicht geringer Konzentration gefunden. „Die Diskussion um Zucker und Giftstoffe führt zu Verunsicherung der Verbraucher. Dies wird über die Zukunft der Bubble Teas mit entscheiden“, ist Nielsen-Experte Fritsch überzeugt. Wehner sieht den neuen trinkfertigen Bubble Tea seiner Firma nicht als Teil der Problematik: „Unsere Bubbles sind von einem renommierten europäischen Hersteller, versehen mit sämtlichen Zertifikaten und Unbedenklichkeitsbescheinigungen. Wir distanzieren uns vollständig von den Bubbles asiatischer Herkunft.“

Weiterhin mengenmäßig eine Nische, aber in Sachen Marge und Wachstum ein absolutes Phänomen sind nach wie vor die Energy-Drinks. Laut Nielsen seien diese mittlerweile auf Umsatzbasis das fünftstärkste AfG-Segment. Zeitgleich fällt auf, dass ehemals etablierte und beliebte Getränke wie Fruchtsaftnektare dramatisch verlieren (-25,8 Prozent Absatzverlust bis zur KW 26 im Vorjahresvergleich, LEH+DM+GAM). „Gerade im Jahr 2011 hat sich das Energy-Segment dynamisch entwickelt und viele neue Marken haben preisaggressiv um ein Stück vom Kuchen gekämpft“, erklärt Fritsch. Dabei hat dieser Preiskampf längst auch den Marktführer Red Bull erreicht, der derzeit mit unter anderem Wettbewerber Coca-Cola (Relentless) um mehr Ausstoß kämpft. „Der aggressive Preiskampf wird sich auch in Zukunft fortsetzen und weiter verschärfen. Das erste Halbjahr 2012 zeigt eine Konsolidierung, und es wird künftig nur eine Hand voll Marken eine Rolle spielen“, sagt Fritsch. Wie sich diese Konsolidierung auf die zahlreichen kleineren Marken auswirken wird, bleibt noch abzusehen.

Thomas Königsbauer, Geschäftsführer von Power Horse Energy Drinks, steht der Entwicklung positiv gegenüber: „Das letzte Geschäftsjahr war das erfolgreichste hinsichtlich Absatz, Umsatz und Ertrag in der Geschichte von Power Horse. Das Unternehmen hat Niederlassungen in Dubai, Kalifornien. Die Produkte sind in mehr als 50 Ländern der Erde erhältlich. Die stärksten Märkte liegen derzeit im arabischen Raum und in Afrika, allerdings soll die ursprünglich österreichische Marke auch in Deutschland weiter wachsen, ohne sich allerdings am derzeitigen Preiskampf zu orientieren. „Für 2013 sehe ich keine Änderung in unserer Preisstrategie“, erklärt Königsbauer.


„Schweppes ist im Grunde als Synonym für den Markt der Bittergetränke zu betrachten." Krombacher-Sprecher Dr. Franz-J. Weihrauch

Wachstumssegment Nummer drei sind die Bittergetränke, das zwar in der Menge, wie Energy-Drinks, verhältnismäßig klein ist, aber beim Verbraucher immer beliebter zu werden scheint. „Das Wachstum findet allerdings nicht mehr im klassischen LEH statt, sondern in einigen Discountschienen, die ihre eigenen Konzepte forcieren. Starke Markenkonzepte halten ihr Ergebnis auf Vorjahresniveau“, sagt Fritsch. Dieser Einschätzung widerspricht Krombacher-Sprecher Dr. Franz-J. Weihrauch. Die Gruppe hat Schweppes mit Wirkung zum 2. Halbjahr 2006 übernommen und verzeichnet seitdem ein kontinuierliches Wachstum. Mehr noch: „Die positive Entwicklung des Segmentes ’Bittergetränke’ ist in hohem Maße auf die Performance des Marktführers Schweppes zurückzuführen. Schweppes ist im Grunde als Synonym für den Markt der Bittergetränke zu betrachten“, sagt Weihrauch. Der 6-x- 1-l-Mehrweg-Kasten habe dem Mehrweggeschäft bei den Vollsortimentern deutliche Impulse gegeben, während bei kleineren Flächen im LEH häufig auf Einweg gesetzt wird. Die Marke Schweppes habe darüber hinaus sicherlich Potenziale, die weit über das Segment der Bittergetränke hinausgehen. Dazu gebe es bereits einige gute Ideen.

Die steigende Beliebtheit von Bittergetränken zeigt auch die Tatsache, dass die Warsteiner-Gruppe kürzlich eine eigene Range von Bitter-Erfrischungsgetränken auf den Markt bringt. Unter dem Namen „Le Roc“ sind ab Mitte August die drei Geschmacksrichtungen Tonic Water, Ginger Ale und Bitter Lemon erhältlich. „Ein Schwerpunkt liegt im Bereich der gehobenen Gastronomie. Die drei Sorten Tonic Water, Ginger Ale und Bitter Lemon sind aufgrund ihrer ausgewogenen Aromen die perfekten Begleiter für hochwertige Spirituosen“, erläutert Warsteiner-Sprecher Stefan Leppin.

Auch Mineralbrunnen wie Hassia oder Rhodius setzen auf Bittergetränke. Letzterer hat Ende vergangenen Jahres Marken-, Produktionsrechte sowie den Vertrieb von „Haindl’s“ übernommen. Der Pepsi-Konzessionär ist sich in Sachen Bittergetränke seiner Underdog-Position im Vergleich zu Schweppes bewusst. Trotzdem macht auch der am Markt vergleichsweise geringe Ausstoß Spaß, denn „Bittergetränke wachsen stark“, wie auch Rhodius-Marketingleiterin Claudia Christnach konstatiert.

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