Interview mit Dr. H.-J. Nienhoff - QS QS will Branchenlösung und keine Marktspaltung - „Unmöglich ist nichts.”

Ist Tierwohl unteilbar oder doch ein Anknüpfungspunkt für Wettbewerbsdifferenzierung? Im Interview dazu der QS-Chef Dr. Hermann-Josef Nienhoff.

Donnerstag, 15. November 2012 - Fleisch
Artikelbild QS will Branchenlösung und keine Marktspaltung - „Unmöglich ist nichts.”
Bildquelle: QS
Wird von Ihnen Unmögliches verlangt?
Unmöglich ist nichts. Nur: Zum Tierwohl alle Beteiligten an den Tisch zu bekommen und gemeinsam um Lösungen zu ringen, ist eine neue Herausforderung. Aber Aussitzen und Abwarten dient niemandem. Dazu steht zu viel auf dem Spiel.

Macht Ihnen Ihr Job derzeit noch Spaß?
Ja. Ich kann gerade auf zehn erfolgreiche Jahre QS blicken und freue mich auf die nächsten Herausforderungen. Für mich gibt es nur diesen einen Job!

Hinzu kommt die „grüne Seite", also die Bauernschaft. Was sagen die zu alledem? Was erwarten die von QS?
Wir haben hier in Deutschland die weitest gehenden gesetzlichen Ansprüche. Ein Mehr an Tierwohl – über das gesetzliche Maß hinaus – kann nur auf Freiwilligkeit beruhen. Die aktive Teilnahme muss sich lohnen und die Mehraufwendungen müssen ausgeglichen werden. Tierhalter sind die wahren Tierwohlexperten. Nicht nur ihr wirtschaftlicher Erfolg hängt davon ab, ob es den Tieren gut geht. Daran wird es nicht scheitern.

Thema Antibiotika-Monitoring: Sehen Sie die Branche in Deutschland auf einem guten Weg? Was bleibt zu tun? Was fordern Sie?
Mit dem Antiobiotikamonitoring bei QS hat die Branche ein deutliches Signal gesetzt. Seit April 2012 sammeln wir Daten über die Antibiotikaverschreibungen in der Geflügelbranche und seit September 2012 auch bei Schweinehaltern. Die Registrierung der Tierhalter schreitet voran. Und immer mehr Tierärzte verpflichten sich, ihre Antibiotikaverschreibungen in der Antibiotikadatenbank einzugeben. Wir werden den Weg konsequent weitergehen und eine umfassende Registrierung erreichen. Mit ersten aussagekräftigen Ergebnissen über den Antibiotikaeinsatz rechnen wir Anfang 2013 und dann werden Schritt für Schritt Verbesserungsmaßnahmen einsetzen.

Thema Änderung Arzneimittelgesetz: Sie sehen Unzulänglichkeiten und Defizite. Inwiefern?
Mit der Novelle des Arzneimittelgesetztes wird die Möglichkeit geschaffen, eine staatliche Antibiotikadatenbank ins Leben zu rufen. Es wird hier aber wohl nur eine Ermächtigung für die Länder zur Einrichtung einer solchen Datenbank geben. Ob es eine solche geben wird, kann ich heute nicht erkennen. Aber wenn doch, wollen wir gerne damit kooperieren, um Doppelaufwand zu verhindern. Tatsache ist: Mit den von uns erfassten Daten können wir nicht nur die Therapiehäufigkeit bestimmen – wie es das Gesetz vorsieht – wir werden auch ein Benchmarking durchführen, anhand dessen jeder Tierhalter selber sehen kann, wie er im Vergleich zu seinen Berufskollegen abschneidet. Wer überdurchschnittlich Antibiotika einsetzt, wird Maßnahmen ergreifen müssen.

Auf was muss sich die Branche einstellen?
Die Rohstoffpreise steigen weltweit und daraus resultierend werden auch die Preise für Lebensmittel steigen. Die zunehmende Weltbevölkerung möchte ernährt werden, und es gibt an bestimmten Stellen Wettbewerb mit den Energiemärkten.

Bild: Dr. Hermann Josef Nienhoff will QS ausbauen.

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