Umsatzchance So wird Grillen auch im Winter zum Event

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Grillen ist auch im Winter eine beliebte Freizeitbeschäftigung. Basics wie Bratwurst und Steak erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit, wie eine Umfrage der LP zeigt.

Montag, 21. Oktober 2024, 06:00 Uhr
Jens Hertling
Bei vielen Familien bleibt auch im Winter der Grill an, es wird einfach durchgegrillt. Bildquelle: Getty Images

Der Sommer ist vorbei – und damit auch die Grillsaison? Mitnichten! Im Gegenteil: „Wintergrillen“ heißt ein Trend, der seit einigen Jahren auch in Deutschland immer mehr Fans findet. Denn ein gut gebratenes Steak, Räucherfleisch oder eine Bratwurst schmecken das ganze Jahr.

Dabei sind die Deutschen laut Grillkompass 2024 ihren Grillvorlie­ben das ganze Jahr über treu, egal ob Sommer oder Winter. Nach wie vor sind demnach weiterhin Fleisch und Würstchen das beliebteste Grillgut. 
81 Prozent der Befragten bereiten am liebsten Fleisch für den Grill zu, 
65 Prozent greifen auf Würstchen zurück. Auch bei den Fleischarten sind sich die Deutschen einig – vor allem Schweinefleisch (60 Prozent) kommt auf den Rost. Rind (49 Prozent) und Hähnchen (48 Prozent) belegen Platz zwei und drei.

Ganzjahresgrillen ist angesagt

Doch wie sehen die Hersteller das Thema „Wintergrillen“? Alle befragten Produzenten geben an, dass sich dieses in den letzten Jahren etabliert hat. „Das Wintergrillen kennen wir schon seit einigen Jahren. In den meisten Fällen sind die Wintergriller dabei eher Ganzjahresgriller, sodass sich die eine ‚Saison‘ direkt an die andere anschließt“, sagt Tobias Metten, Geschäftsführer Metten Fleischwaren. Ingmar Fritz Rauch, Mitinhaber der Firma Albert Rauch, ergänzt: „Grillen gehört zu den Lieblingsbeschäftigungen der Deutschen. Und das nicht nur im Sommer, sondern das ganze Jahr über. Das Angebot an tollen Grillprodukten ist riesig, sodass immer für Abwechslung gesorgt ist.“ Für Thomas Schmiedbauer, Geschäftsführer von Wiesbauer, ist Grillen nicht nur im Sommer ein Trend. Grillen sei für viele eine Art Lifestyle und mittlerweile das ganze Jahr über beliebt. Grillen bringt Menschen zusammen – man trifft sich, um gemeinsam Zeit zu verbringen, zu feiern und natürlich auch, um gut zu essen. Die Zubereitung von Fleisch und Würsten auf dem Grill sei ein besonderes Ritual, so Schmiedbauer.

Dr. Ingo Stryck, Marketingleiter der PHW-Gruppe, Hersteller der Marke Wiesenhof, sieht dennoch die Grill-Hochsaison in Deutschland vor allem in den Monaten Juni bis August. In diesem Zeitraum grillen seit Jahren jeweils rund 7 von 10 Befragten am liebsten, wie die „Wiesenhof Grillstudie 2023“ zeigt. Je länger der Sommer dauert, desto beliebter werden auch die Monate September (57 Prozent; +7 Prozentpunkte) und Oktober (16 Prozent; +4 Prozentpunkte). Schließlich ist gutes Wetter (81 Prozent) die beste Gelegenheit zum Grillen. Die stärkste Motivation zum Grillen ist laut Studie die Zubereitung und das Essen im Freien (67 Prozent).

Die Krise spielt eine gewisse Rolle

Alle befragten Hersteller gaben an, dass die aktuelle Krise zwar das Konsumverhalten beeinflusst, aber nicht zu einem signifikanten Rückgang des Grillens geführt hat. „Grillen ist nach wie vor eine beliebte Freizeitbeschäf­tigung, auch wenn die Verbraucher bewusster einkaufen“, sagt Sonja Vikas, Leiterin Kommunikation der Marcher-Gruppe. Kevin Holland- Moritz, Geschäftsführer der Firma Landstolz, beobachtet jedoch, dass der Verkauf von Grillprodukten aufgrund der Inflation zurückgeht und die Verbraucher bei hochpreisigen Produkten sparen. Laut Tobias Metten wird in der aktuellen wirtschaftlich angespannten Situation wieder mehr zu Hause gegrillt. Immer öfter auch an Feiertagen, sodass an Weihnach­ten schon mal ein Drei-Gänge-Menü auf dem Grill zubereitet wird, so Metten. Dass die Menschen aus Kostengründen auf das Grillen verzichten, sei nicht anzunehmen, so Thomas Schmiedbauer, aber sie kaufen sicher bewusster ein. Es zeige sich auch, so der Geschäftsführer, dass der Genuss immer mehr in den Vordergrund rückt und Fleisch- und Wurstwaren gefragt sind, die mit tollem Geschmack und bester Qualität punkten.

Ohne Steaks läuft nichts

Während Kevin Holland-Moritz Schweinefleisch als umsatzstärkste Fleischsorte und die Thüringer Bratwurst als stärksten Artikel empfiehlt, sieht Thomas Schmiedbauer eine steigende Nachfrage nach zeitspa­ren­den Sous-vide-BBQ-Fleischspeziali­tä­ten – von Spareribs über Pulled Pork bis hin zu Fingerribs als Snack. Gefragt sind laut Sonja Vikas auch hochwertige Fleischsorten wie T-Bone oder Porterhouse-Steaks, die sich zum Beispiel hervorragend für das Wintergrillen eignen. Diese großen Stücke benötigen laut Vikas eine längere Grillzeit und passen gut zu saisonalem Gemüse wie Rote Bete oder Pastinaken. Im Winter darf es laut Vikas ruhig etwas deftiger sein, und expe­ri­mentierfreudige Grillfans können winterliche Gewürze wie Zimt ausprobieren. Tobias Metten ergänzt: „Die Bratwurst gehört natürlich auf den Rost.“ Lediglich Steaks liegen – laut Umfragen – in der Beliebtheit noch etwas weiter vorn. Wenn an kalten Tagen gegrillt wird, sind laut Dr. Ingo Stryck Klassiker wie Bratwurst oder marinierte Minutenschnitzel der Renner.

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Fleisch- und Lammspieße sind die Verkaufsschlager an der Theke von Rainer Calenius, Leiter der Frischetheke im Tegut 
Erfurt in der Gorkistraße.

Bildquelle: Jens Hertling

Handel bereitet Wintergrillen vor

Auch die befragten Händler aus dem Lebensmitteleinzelhandel sehen keinen neuen Trend beim Wintergrillen. Bei Alexander Egert, Inhaber von Edeka Egert im fränkischen Selb, beginnt das Wintergrillen am 3. Oktober, wenn „die Fischteiche in der Region abgefischt werden“. Aber eigentlich, so Egert, wird das ganze Jahr über gegrillt. Höhepunkt der Wintergrillsaison ist Silvester. Im Winter wird Rindfleisch in allen möglichen Zuschnitten besonders geschätzt.

In Thüringen wird das ganze Jahr über gegrillt, sagt Rainer Calenius, Leiter der Frischetheke im Tegut Erfurt in der Gorkistraße. Er hat beobachtet: „Auch in Krisenzeiten wird an der Theke nicht gespart. Die Kunden wollen sich nach wie vor etwas gönnen.“ Vor allem Steaks, Bratwürste und Spieße stehen laut Calenius bei den Käufern hoch im Kurs.

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Dietrich Knaub, Leiter der Frischetheke bei Edeka Stengel in Fürth, hat beobachtet, dass seine Kunden vor allem Steaks kaufen – aber auch die Bratwurst hat noch nicht ausgedient.

Bildquelle: Jens Hertling

Auch Dietrich Knaub, Leiter der Frischetheke bei Edeka Stengel in Fürth, spürt vor seiner Grilltheke keine Krisenstimmung: „Die Verbraucher kommen aus dem Urlaub. Dort haben sie interessante Lebensmittel gesehen, die sie auch grillen oder nachmachen wollen.“ Das Thema Grillen spielt bei Edeka Stengel das ganze Jahr über eine große Rolle, auch wenn der Grillanteil im Winter etwas zurückgeht. Vor allem hochwertige Produkte wie Roastbeef, Filet, Entrecôte, Cowboy Steak, Tomahawk Steak – meist aus aller Welt – sind ganzjährig zum Grillen verfügbar.

„Wir werden das Thema Wintergrillen aktiv angehen“, sagt Ulrich Pebler, Rewe-Kaufmann in Nassau. Natürlich gebe es das ganze Jahr über Grillartikel, so Pebler. Aber das Thema „Wintergrillen“ werde jetzt zu einer Art Projekt. Ein Thema, das den Kaufmann das ganze Jahr über begleitet, ist Wild. „Wildbratwürste, Wildspieße oder Wildschweinsteaks gehen gut“, so Pebler, der in seiner Freizeit selbst Jäger ist. „Wildgrillen ist immer noch Handwerk“, sagt Pebler. Wildfleisch hat kaum Fetteinschlüsse und sollte deshalb nur sehr kurz bei hoher Temperatur angegrillt und dann langsam bei niedriger Hitze gegart werden.

Sind Currywurst und Co. vor dem Hintergrund eines wachsenden Gesundheits- und Umweltbewusstseins noch zeitgemäß? „Wir erkennen Trends und probieren immer wieder neue Produkte aus, die diesen Trends entsprechen. Wir haben zum Beispiel eine Puten-Currywurst ohne Darm“, sagt Mathias Wolf, der in Berlin fünf Imbissbuden betreibt. Dass es bei allem Gesundheitsbewusstsein offenbar auch das Bedürfnis gibt, mal zu sündigen, sieht Wolf an den Verkaufszahlen seines Unternehmens.

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