Herr Ponnath, Ihr Unternehmen ist 332 Jahre alt. Wie fühlt es sich an, Inhaber des ältesten Familienunternehmens im Fleischhandwerk in Deutschland zu sein?
Michael Ponnath: Wir blicken auf eine lange Tradition im Fleischerhandwerk zurück, auf die wir stolz sind. Das Unternehmen weiterzuentwickeln und nicht stehen zu bleiben, ist aber auch eine Verpflichtung. Ich fühle mich gut, weil mit meinem Sohn Max die nächste Generation die Nachfolge antreten wird, er aktiv in den Betrieb eingestiegen ist und sich einarbeitet.
Wie sieht der Zeitplan für die Unternehmensnachfolge aus?
Michael Ponnath: Max ist nach seinem Master Betriebswirtschaftsstudium in St. Gallen in der Schweiz und der Ausbildung zum Metzgermeister an der Fleischerschule Landshut seit 2022 im Unternehmen tätig. Er durchläuft alle Abteilungen der Ponnath Family Group und lernt so jeden Bereich hautnah kennen. Er übernimmt immer mehr Verantwortung und verschiedene Bereiche, so dass ich mich langsam zurückziehen kann. Wir haben zwar keinen festen Zeitplan, aber biologisch bedingt haben wir uns einen groben Zeitrahmen von acht bis zehn Jahren gesetzt.
Wie gelingt es Ihnen, ein Familienunternehmen in der elften Generation erfolgreich zu führen? Das ist ja eine ganz eigene Herausforderung...
Michael Ponnath: Wir sind neugierig geblieben und haben uns im Laufe der Zeit immer wieder neu erfunden. Wir haben uns den sich verändernden Märkten angepasst. Aber es geht nicht nur darum, ständig Neues zu machen, sondern auch darum, sich von alten Gewohnheiten zu trennen. Ich denke, diese Mischung zeichnet uns als Familienunternehmen aus, denn jede Generation unserer Familie hat in den vergangenen 332 Jahren unser Unternehmen kontinuierlich modernisiert und so nachhaltigen Erfolg geschaffen.
Wie sieht dieser Mix aus Tradition und Innovation in Ihrem Unternehmen aus? Wie setzen Sie das in der Praxis um?
Michael Ponnath: Wir waren schon immer sehr agil und flexibel. Wir beobachten den Markt genau, um Trends zu erkennen und zu verstehen, was unsere Kunden und Endverbraucher wirklich wollen. Das bedeutet auch, dass es Themen gibt, die in Zukunft nicht mehr gefragt sein werden, und darauf müssen wir uns einstellen. Marktbeobachtung ist das eine, aber es gehört auch zur Haltung unserer Familie, Werte konsequent im unternehmerischen Handeln umzusetzen. Themen wie Convenience-Produkte, Tierwohl, pflanzenbasierte Produkte und Entwicklungen, die in die Landwirtschaft hineinreichen oder von ihr ausgehen, sind für uns von großer Bedeutung.
Ihr Unternehmen produziert und vertreibt mit 1700 Beschäftigten an 12 Standorten in fünf Bundesländern und hat zwei Standorte im Ausland. Wie geht Ihr Unternehmen mit Krisen um?
Michael Ponnath: Wir versuchen, in der Krise nicht anders zu handeln als sonst. Unsere Unternehmensstrategie ist klar definiert, und es wäre ein Fehler, in der Krise plötzlich kopflos zu reagieren. Natürlich passen wir uns den Gegebenheiten an, aber wir bleiben unaufgeregt. Eine Krise bringt nicht nur Herausforderungen mit sich, sondern auch neue Chancen und Möglichkeiten. Diese Chancen suchen wir aktiv und setzen sie um, wenn wir davon überzeugt sind.
Das vergangene Jahr war sehr herausfordernd. Erwarten Sie einen anhaltenden Kostendruck in diesem instabilen Markt?
Michael Ponnath: Die Herausforderungen in der Fleischwarenbranche sind nicht zu übersehen. Der Kostendruck wird immer vielfältiger. Auf der einen Seite stehen die Rohstoffkosten, die aufgrund ihrer Volatilität immer schwerer zu kalkulieren sind. Auf der anderen Seite gibt es viele Nebenkosten, die mittlerweile eine große Rolle spielen. Dazu gehören Energiekosten, steigende Versicherungskosten, Löhne, Personalnebenkosten, Maut- und Logistikkosten sowie CO2-Kosten sind ebenfalls wichtige Faktoren, um nur einige zu nennen.
Wie gehen Sie damit um?
Michael Ponnath: Wir versuchen, mit unseren Kunden Abrechnungsmodelle zu entwickeln, die nicht nur den Rohstoff Fleisch als Preisfaktor berücksichtigen. Die bereits erwähnten Nebenkosten sind heute ein großes Thema. Sie müssen in die Wertschöpfung einbezogen werden.
Welche politischen Rahmenbedingungen beeinflussen Ihr Unternehmen konkret?
Michael Ponnath: Der Umbau der Landwirtschaft ist politisch und gesellschaftlich gewollt, aber es gibt auch Hindernisse, z.B. bei Baugenehmigungen und Stallumbauten. Staatliche Unterstützung könnte den Landwirten helfen, den Umbau zu erleichtern. Die Rahmenbedingungen sind hier sehr bürokratisch. Wir würden uns an manchen Stellen mehr Pragmatismus und Fachbezug von der Politik wünschen.
Was stört Sie konkret?
Max Ponnath: Ein Problem bei der Personalrekrutierung ist nach wie vor, dass flexible Arbeitszeitmodelle, wie sie in anderen Branchen üblich sind, in der Wurstbranche nicht erlaubt sind. Früher konnten wir auf eine Stammbelegschaft von 80 Prozent zurückgreifen, die restlichen 20 Prozent wurden durch Leiharbeiter abgedeckt. Diese Flexibilität war besonders hilfreich, um saisonale Schwankungen auszugleichen. Ein Beispiel: im Sommer, während der Grillsaison, steigen die Produktionsmengen für Bratwurst stark an. Früher konnten wir darauf mit der befristeten Einstellung zusätzlicher Mitarbeiter reagieren. Im Herbst und Winter wechselten diese Zeitarbeitskräfte dann in die Lebkuchenproduktion nach Nürnberg. Dieses Modell hat sich für alle Beteiligten bewährt. Jetzt stehen wir vor der Herausforderung, die Mitarbeiterzahl ganzjährig konstant zu halten und die Produktion entsprechend anzupassen.
Warum ist die Flexibilität in Ihrer Branche so wichtig?
Max Ponnath: Wir dürfen hier nicht vergessen, dass wir mit frischen, verderblichen Lebensmitteln arbeiten, die nur eine kurze Haltbarkeit haben und deren Nachfragemuster stark schwanken. Gerade im Wurst- und Schinkenbereich können sich die Mengen in der Saison oder bei Aktionen schnell verdoppeln oder verdreifachen. Hier brauchen wir ein flexibles Modell, um leistungsfähig zu bleiben und unsere Kunden zuverlässig beliefern zu können.
Was beschäftigt Sie sonst noch? Die Zukunft der Tierhaltung ist ein großes Thema….
Michael Ponnath: Tierwohl ist für uns ein zentrales Thema. Und das übrigens schon zu Zeiten, als sonst noch niemand über Haltungsformen gesprochen hat. Entscheidend ist für uns bei der Ponnath Family Group, den notwendigen Wandel und das Umdenken entlang der gesamten Wertschöpfungskette mit nachhaltigen und verbindlichen Zusagen zu begleiten. Der Landwirt braucht eine klare Perspektive und die Sicherheit, weiter in diese Veränderungen investieren zu können. Das ist entscheidend. Wenn der Landwirt als erster in der Kette diese Verbindlichkeit bekommt, wird es auch in Zukunft genügend Rohstoffe für unsere tierischen Produkte geben, bei denen das Tierwohl eine immer wichtigere Rolle spielt.
Wie reagiert die Ponnath-Gruppe auf den sinkenden Schweinefleischkonsum?
Max Ponnath: Der Verzehr von Schweinefleisch in Deutschland wird weiterhin stagnieren, gegebenenfalls weiter zurückgehen. Allerdings wird der Verzehr in höherwertiger Form erfolgen. Wir sehen einen Trend zu sogenannten Flexitariern, die sich ausgewogen ernähren wollen. Sie reduzieren ihren Fleischkonsum, verzichten aber nicht ganz darauf. Sie achten auf die Qualität des Fleisches, das sie essen, und stehen für einen moderaten, nachhaltigen und qualitätsorientierten Fleischkonsum. Der Markt entwickelt sich deshalb in Richtung höherer Haltungsformen. Da wir als Unternehmen das Thema fest auf unserer Agenda haben, können wir davon ausgehen, dass bis 2030 die Verfügbarkeit von Fleisch hauptsächlich aus diesen höheren Haltungsformen kommen wird.
Wird der Preis der Produkte in Krisenzeiten beeinflusst?
Max Ponnath: Ja, in Krisenzeiten neigen die Verbraucher dazu, den Gürtel enger zu schnallen. Da sind preislich attraktive Angebote im Wurst- und Schinkenbereich sicher willkommen.
Inwieweit wirkt sich die Konsumzurückhaltung auf den Umsatz Ihrer Gruppe aus, insbesondere bei Wurst und Schinken?
Max Ponnath: Umsatztechnisch sind wir trotz der Preissteigerungen im Plan. Es gibt keine signifikanten Umsatzrückgänge, aber wir bemerken in einigen Segmenten leichte Mengenrückgänge, zum Beispiel im Schweinefleischbereich. Besonders stabil sind Geflügelwurst und Geflügelbrustartikel.
Wenn Sie von einer gewissen Konsumzurückhaltung sprechen, investieren Sie trotzdem weiter? Manche Unternehmen zögern und warten, bis die Krise vorbei ist.
Wir wollen unsere Produktionsanlagen auf sehr hohem Niveau betreiben. Deshalb investieren wir kontinuierlich in die Instandhaltung und, wenn möglich, auch in innovative Branchen-Technologien..
Können Sie ein Beispiel für solche Investitionen nennen? Vielleicht im Bereich KI?
Max Ponnath: Im Bereich der KI haben wir ein erstes Pilot-Projekt gestartet.. Aber es geht Hand in Hand mit der Automatisierung, die durch den Mangel an Fachkräften und Mitarbeitern notwendig wird. Bei unseren Produktionsanlagen investieren wir permanent in deren Weiterentwicklung. , In unserem Werk in Böhmen haben wir kürzlich in eine neue Photovoltaikanlage investiert. Bei jedem Projekt prüfen wir, welche infrastrukturellen Möglichkeiten es gibt, um kosteneffizienter und nachhaltiger zu wirtschaften.
Wie und wo wollen Sie weiter wachsen, insbesondere im Bereich der Wurstprodukte? Angesichts der aktuellen Konsumzurückhaltung scheint Wachstum nur über Eigenmarken oder pflanzliche Alternativen möglich zu sein.
Michael Ponnath: Natürlich haben wir Umsatzziele für die einzelnen Business Units. Insgesamt sehen wir in der Gruppe Wachstumschancen, sei es im Bereich pflanzlicher Produkte oder im Convenience-Segment. Im Bereich der Wurstwaren sehen wir derzeit vor allem im Export Potenzial, aber auch im Inland. Themen wie Bio bieten uns Möglichkeiten, unsere Marktposition weiter auszubauen, auch wenn es noch eine Nische ist.
Aber kein Wachstum um jeden Preis….
Das stimmt. Wir wollen wachsen, aber nicht um jeden Preis. Besonders im Wurst- und Schinkenbereich setzen wir auf Mehrwertkonzepte. Das bedeutet, wir bieten unseren Partnern und Endkonsumenten durch Dienstleistungen, Beratung und innovative Konzepte echten Mehrwert. Diese Ansätze sind in einem großen Wurst -und Schinkenmarkt natürlich herausfordernd, aber sie sind für uns der richtige Weg. Im veganen und Convenience-Bereich setzen wir klar auf Innovation. Wir sind überzeugt, dass wir hier nur wachsen können, indem wir die Qualität, die Textur und den Geschmackkontinuierlich verbessern.
Es gibt hier viele Wettbewerber. Wie kann man da bestehen, wenn es nicht über einen Preiskampf hinaus laufen soll….
Michael Ponnath: Wie gesagt: d Dazu müssen wir unsere Kosten im Blick haben und hin zum Markt mit guter Qualität und umfangreicher Dienstleistung überzeugen.
Ist es deshalb der beste Weg, breit aufgestellt zu sein?
Michael Ponnath: Mehrere Standbeine sind gut. Ich möchte auch hier die Weichen für die nächste Generation stellen. Das kann nur funktionieren, wenn die jeweils verantwortliche Generation nach vorne schaut und Wege geht, die möglichst nachhaltig und langfristig Gültigkeit haben.
Produkte: Wie ist das Verhältnis Marke zu Eigenmarke?
Unser Schwerpunkt liegt im Private Label-Bereich. Bis vor Kurzem hatten wir nahezu fast ausschließlich Private Label produziert. Mit unserem Wurst- und Schinkensortiment r unter der Marke „Ponnath 1692“ und der Marke „Vantastic“ im veganen Bereich haben wir den Eintritt ins Markensortiment gewagt.
Wie gehen Sie mit dem Fachkräftemangel um?
Max Ponnath: Der Fachkräftemangel betrifft uns alle gleichermaßen, egal in welchem Produktions- oder Industriezweig. Die Babyboomer gehen nach und nach in den Ruhestand, und das spüren wir natürlich auch. Aber wir haben schon vor etwa 25 bis 30 Jahren damit begonnen, dem entgegenzuwirken, indem wir frühzeitig eigene Fachkräfte ausgebildet haben. Heute bilden wir in zehn verschiedenen Berufen aus, darunter Fachkräfte für Lebensmitteltechnik, klassische Handwerksmetzger, Mechatroniker, IT-Spezialisten etc.Glücklicherweise haben wir seit mehreren Jahren die ersten Führungskräfte aus diesen Reihen in verantwortlichen Positionen. Das wird auch unser Modell für die Zukunft sein.
Was unternehmen Sie genau?
Max Ponnath: Wir beschäftigen an unseren Standorten über 30 verschiedene Nationalitäten. Wir bieten Umschulungsprogramme an, um unsere eigenen Helfer weiterzubilden. Dabei sind oft sehr engagierte und intelligente junge Leute, die großes Interesse an diesen Programmen zeigen. Wir unterstützen ihre persönliche Entwicklung umfassend und freuen uns, wenn sie diese Chance nutzen.
Würden Sie sich mehr Unterstützung von den Behörden wünschen, z.B. in Form von Arbeitsvisa für Länder wie Vietnam oder Indien, um mehr Flexibilität zu haben?
Max Ponnath: Alles, was uns dabei hilft, qualifizierte Arbeitskräfte zu gewinnen, ist natürlich willkommen. Besonders wünschenswert sind dabei eine entsprechende Vorbildung und gute Deutschkenntnisse.
Wie steht es aktuell um Ihr Tierwohlprogramm „Ponnath 1692“?
Michael Ponnath: Das Programm haben wir zu Beginn des Jahres 2020 gestartet und wir waren zu diesem Zeitpunkt unserer Zeit voraus. Wir haben bereits mit dem Haltungsprogramm Stufe vier und dem Tierschutzlabel des Deutschen Tierschutzbundes gearbeitet. Inzwischen hat sich die gesamte Branche in diese Richtung bewegt.
Und bei Bio?
Michael Ponnath: Wir sind einer der führenden Anbieter im Bio-Bereich und planen, dieses Segment weiter auszubauen, auch in Richtung Verbandsware. Mittlerweile bilden wir eine ganze Reihe von Artikeln in höheren Haltungsformen ab und unterstützen damit auch die Ziele des Handels im Rahmen des Haltungswechsels.
Das bedeutet, dass es genau in ihr Konzept passt, wenn der Lebensmitteleinzelhandel bis 2030 Frischfleisch auf Haltungsform 3 umstellt.
Michael Ponnath: Ganz genau. Wir begrüßen diese Initiative sehr, denn sie passt hervorragend zu unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Als Familienunternehmen ist es für uns wichtig, Partner im Handel zu haben, die diese Entwicklung mittragen und vorantreiben. Für uns ist diese Entwicklung ideal, weil wir von Anfang an Pionierarbeit geleistet haben, um mit unseren Landwirten diese höheren Haltungsformen zu etablieren. Wenn das jetzt zum Standard wird, ist das ein großer Erfolg für uns.
Was halten Sie von den neuen staatlichen Tierhaltungskennzeichnung?
Max Ponnath: Natürlich begrüßen wir aus innerer Überzeugung die staatliche Tierhaltungskennzeichnung. Sie bietet einen einheitlichen und transparenten Rahmen, der vom Staat kontrolliert und garantiert wird. Das ist ein Vorteil, denn so kann das System auch auf die Gastronomie und den Außer-Haus-Bereich ausgeweitet werden. Es ist wichtig, dass alle in der Lieferkette diesen Rahmen kennen und einhalten. Das stärkt zudem das Produkt deutscher Herkunft.
Welche Rolle wird denn die Initiative Tierwohl (ITW) künftig spielen?
Max Ponnath: Wir haben aktuell zwei Systeme, die in gewisser Weise nebeneinander existieren müssen. Grundsätzlich ist das ITW-Modell bereits am Markt etabliert und eigentlich gelebte Praxis.. Das staatliche Tierwohlkennzeichen bringt im Vergleich nur noch kleine Veränderungen mit sich. T Es gibt noch Anpassungslücken, die durch die neue Definition im fünfstufigen System entstehen. Diese müssen erst ihren Platz finden.
Was sind Ihre Bestseller im Wurst-Fleisch-Bereich? Ich tippe mal auf die gute alte Bratwurst…
Michael Ponnath: Nürnberger Bratwürste sind definitiv ein Bestseller bei uns. Wir sind generell stark im Bereich der Würstchen im Naturdarm, wie Weißwürste oder Wiener Würstchen. Aber auch bei Kochpökelwaren, insbesonders aus dem Geflügelbereich, sind wir gut aufgestellt.
Welche Trends sehen Sie aktuell im Fleisch- und Wurstsegment?
Michael Ponnath: Geflügel hat sich über die Jahre als stabiler Trend erwiesen. Bei Wurst und Schinken hingegen sind die Möglichkeiten für Innovationen eher begrenzt. Diese Produkte eignen sich nicht immer für Experimente, da sie dadurch an Mengenfähigkeit verlieren. Unser Fokus liegt daher auf der Qualität: Wir setzen auf nachhaltige Verpackungskonzepte mit hoher Recyclingfähigkeit und verbessern kontinuierlich die Nährwerte, wie zum Beispiel Salzreduktion und bessere Nutri-Score-Werte. Auch die Umstellung auf höhere Haltungsformen ist für uns wichtig. Das ist zwar keine klassische Innovation, aber eine sinnvolle Weiterentwicklung unserer Produkte.
Setzen Sie mehr im SB-Bereich oder an der Bedientheke Ihre Schwerpunkte?
Michael Ponnath: Wir sind definitiv ein Spezialist für den SB-Bereich. Für den Thekenbereich pflegen wir aber auch weiterhin unsere Spezialitäten. In Summe unserer jeweils spezialisierten Werke können wir bei unseren Kunden als Vollsortimenter auftreten.
Gibt es etwas, das Sie sich vom Handel wünschen, wenn es um Wurst- und Schinkenprodukte geht?
Michael Ponnath: Ja, wir wünschen uns, dass der Handel den Wert unserer Produkte nicht nur am Rohstoffpreis fixiert, sondern die gesamte Leistung und Wertschöpfungskette honoriert.
Was meinen Sie genau mit dass, die gesamte Leistung und Wertschöpfungskette honoriert wird?
Michael Ponnath: Fleisch- und Wurstprodukte sind seit jeher Vertrauenssache. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, muss die Qualität stets stimmen. Dazu benötigen wir gut ausgebildete und kompetente Mitarbeiter, sichere Produktionsprozesse und letztendlich auch einen motivierten Landwirt, der uns den Rohstoff zur Verfügung stellt. Alle müssen auskömmlich arbeiten können. Nur dann gibt es eine Win-Win-Situation zwischen dem Handel und den Produzenten.
Alles läuft also in einer Linie ab, richtig?
Michael Ponnath: Ja. Nur wenn das gewährleistet ist, haben Landwirtschaft, Schlachtbetriebe und Veredelungsunternehmen eine gesicherte Zukunft.
Sollten deshalb Rabattschlachten im Handel in Zukunft vermieden werden?
Michael Ponnath: Grundsätzlich regeln Angebot und Nachfrage sowie der Markt solche Dinge. Aber es wäre wünschenswert, wenn Fleisch und Wurst aus wertvollen Rohstoffen und nach wie vor handwerklicher Herstellung für den Endverbraucher nicht als billiges Produkt suggeriert werden.
Sie sind seit 2014 im Veggie-Bereich tätig. Können Sie uns eine kurze Einschätzung des Marktes geben?
Michael Ponnath: Das Wachstum in diesem Bereich hat sich verlangsamt. Da wir aber im veganen Bereich sehr breit aufgestellt sind und viele Segmente abdecken - sei es durch Velivery, ein veganer Großhandel mit Vollsortiment und Deutschland´s größter Onlineshop und eine 100-prozentige Tochter der Ponnath Family Group, oder durch unsere eigenen Produkte - sind wir gut positioniert. Wir produzieren Fleisch-, Wurst- und Fischersatzprodukte und haben jetzt auch mit den ersten Käseersatzprodukten begonnen.
Das klingt nach einer interessanten Entwicklung. Aber wie sieht es mit der wirtschaftlichen Lage in diesem Geschäftsbereich aus
Michael Ponnath: Es gibt viele große Player auf dem Markt. Diese Unternehmen haben natürlich enorme Ressourcen und investieren kräftig in den Markt, der jedoch immer noch im Segment der Fleischalternativen relativ klein ist, mit einem Volumen von unter einer Milliarde Euro. Die spannende Frage ist, wie sich mittlere und kleinere Marken in diesem Umfeld behaupten können. Ich denke, für innovative und qualitativ hochwertige Marken wird es immer Chancen geben. Entscheidend wird sein, wie sich die gesamte Kategorie entwickelt.
Mit Ihrer veganen Marke Vantastic verfolgen Sie eine neue Strategie. Können Sie diese kurz erläutern?
Max Ponnath: In unserer Business Unit Plant-Based gab es bei uns einige Veränderungen. Die 2015 eingeführte Marke Veggie Gourmet, die vor allem mit vegetarischen Fleisch- und Fischalternativen am Markt war, haben wir eingestellt. Für unsere Marke Vantastic haben wir eine völlig neue Sortimentsstrategie entwickelt und den Markenauftritt komplett überarbeitet. Statt das x-te vegane Nugget anzubieten, setzen wir auf den Claim 'A World of Vegan Delight'. Damit nehmen wir unsere Kunden mit auf eine internationale kulinarische Reise. So bieten wir zum Beispiel vegane Empanadas und andere landestypische Gerichte in veganer Form an. Mit einem kompletten Markenrelaunch inklusive neuem Design und Auftritt präsentieren wir diese Neuheiten jetzt zum Listungsstart dem Handel.
Ist es also ein Trend, von vegetarischen zu veganen Produkten zu wechseln, weil man damit mehr erreichen kann? Viele Unternehmen scheinen diesen Weg zu gehen.
Max Ponnath: Ja, genau. Die Umstellung auf vegane Produkte erweitert unsere Zielgruppe. Vegan ist ein Begriff, den die meisten Verbraucher sofort verstehen, ähnlich wie bei Bio. Im Gegensatz dazu sind die Unterschiede bei den Haltungsformen im Wurstbereich oft weniger bekannt. Aber bei vegan wissen die Leute genau, was sie erwartet und welches Versprechen das Produkt bietet.
Wie wachsen Sie im Plant B-Bereich?
Michael Ponnath: Momentan liegt unser Wachstum in diesem Bereich zwischen fünf und zehn Prozent. Das hängt sehr stark vom jeweiligen Segment im veganen Bereich ab. Derzeit liegt der Anteil unserer fleischfreien Alternativprodukte am Gesamtumsatz bei etwa 25 Prozent.
Wie ist Ihre Haltung zu In Vitro?
Michael Ponnath: In-vitro-Fleisch ist noch ein ungeklärtes Segment hinsichtlich Zulassung, Preis und Endverbraucherakzeptanz.. Wir haben uns inzwischen intensiver damit beschäftigt und prüfen regelmäßig, wie sich der Markt entwickelt. Derzeit sehen wir aber noch keine Notwendigkeit, aktiv in diesen Bereich einzusteigen.
Werden Sie aus der Fleischproduktion eines Tages aussteigen?
Michael Ponnath: Nein. Ich bin überzeugt, dass Fleischprodukte ihre Berechtigung und ihre Endverbraucher haben und auch in Zukunft haben werden. Wir haben heute bereits drei strategische Geschäftsfelder: Zum einen den Bereich Wurst- und Schinkenspezialitäten, zum anderen den veganen Bereich und den Convenience-Bereich. Alle Bereiche ergänzen sich hervorragend.
Was bedeutet das für Ihre zukünftige Ausrichtung?
Michael Ponnath: Wir haben uns zu einem vielseitigen Lebensmittelhersteller entwickelt. Ursprünglich kommen wir aus dem Wurst- und Schinkenbereich, und das ist immer noch unser Hauptstandbein für uns.
Wie geht es mit der Ponnath Family Group weiter?
Michael Ponnath: Die Ponnath Gruppe definiert sich über Wurst und Schinken, vegane Produkte und Convenience. Diese Bereiche sind eigenständige Geschäftseinheiten innerhalb der Ponnath Family Group. In diese drei Bereiche wird gezielt investiert. Unser Fokus liegt auf dem weiteren Ausbau dieser drei Geschäftsfelder. Sollten sich neue, interessante Möglichkeiten ergeben, sind wir dafür offen. So sind wir beispielsweise auch an einem Backwarenunternehmen in Mecklenburg-Vorpommern beteiligt und im Pet Food Bereich tätig. .
Derzeit läuft die Übernahme von Rügenwalder durch Pfeifer & Langen. Glauben Sie, dass sich Ihr Unternehmen irgendwann einen Partner suchen muss, um wettbewerbsfähig zu bleiben?
Michael Ponnath: Als Familienunternehmen ist es unser oberstes Gebot, nachhaltig zu denken und unsere Existenz und Unabhängigkeit zu sichern. Wir legen großen Wert auf Kontinuität und denken in Generationen.. Eine Übernahme ist für uns derzeit kein Thema.