Die Saison ist eröffnet Der Grill glüht

Die Grillsaison wird traditionell im März eröffnet. Basics wie Bratwurst und Nackensteak erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit – wie eine Umfrage der LP bei Industrie und Handel ergeben hat.

Mittwoch, 20. März 2024 - Fleisch
Jens Hertling
Artikelbild Der Grill glüht
Bildquelle: Getty Images

Am 20. März 2024 ist Frühlingsanfang. Damit beginnt aus meteorologischer Sicht die warme Jahreszeit. Für viele von uns ist das theoretisch der Beginn der Grillsaison und damit die schönste Zeit des Jahres – wenn wir nur nicht in so unsicheren Zeiten leben würden. Dennoch hat das Grillen nichts von seiner Beliebtheit verloren – allen Krisen und Kriegswirren zum Trotz.

Zu diesem Ergebnis ist die 8. Wiesenhof Grillstudie gekommen. Seit 2009 untersucht der Hersteller gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Forsa die unterschiedlichen Grillvorlieben in Deutschland. Die Meinungsforscher fanden heraus: Grillen ist und bleibt bei den Deutschen beliebt. 91 Prozent der befragten Bürger ab 14 Jahre grillen nach eigenen Angaben zwar eher selten, rund jeder vierte Befragte (26 Prozent) oft beziehungsweise sehr oft, 40 Prozent manchmal, 25 Prozent selten. Eine weitere Erkenntnis ist, dass Flexitarier – also diejenigen, die sehr selten Fleisch essen – absolute Grill-Fans sind. Alles in allem: 98 Prozent der Flexitarier grillen. Dieser Wert liegt über dem der Fleischesser mit 91 Prozent und dem der Vegetarier und Veganer mit 51 Prozent. Viel Potenzial also.

Aber spiegelt diese Umfrage oder Studie auch die wirtschaftliche Situation wider? Yannik Meurer, Fleischsommelier beim Onlinehändler Gourmetfleisch.de, geht davon aus, dass der Markt auch 2024 von vielen Unsicherheiten begleitet sein wird: „Die Stimmung vor dem Start in die Grillsaison ist gedämpft. Sinkende Absatzzahlen haben Einfluss auf die Investitionen in Innovationen.“

Genusslust trotz Preissteigerungen
Bei Fleischerzeugnissen werden sich die Kunden laut Meurer auf zum Teil deutliche Preiserhöhungen einstellen müssen. Der Großteil der Verbraucher werde versuchen, beim Eigenbedarf zu sparen und auch beim Fleisch vermehrt zu günstigeren Produkten greifen, so Yannik Meurer. Kundenbindung und Verkaufsförderung werden wichtiger denn je, so der Experte. Doch er betont: „Das Positive ist, dass die Lust am Genuss nach wie vor ungebrochen ist.“

Ingmar Fritz Rauch, Prokurist und Mitinhaber der R&S Vertriebs GmbH, stimmt dem zu: „Grillen bleibt ein wichtiges Verbraucherthema. Denn es gehört zu den Lieblingsbeschäftigungen der Deutschen. Und es wird nicht nur im Sommer, sondern ganzjährig gegrillt.“ Darüber hinaus legten Verbraucher größeren Wert auf Qualität und zahlten für ein hochwertiges Teilstück einen angemessenen Preis. Allerdings gehe die Tendenz dahin, weniger häufig Fleisch zu kaufen, dafür dann aber bewusster, so Rauch.

Markus Dietl, Geschäftsführer von Wolf Essgenuss, ist dagegen optimistisch: „Grillen ist immer noch ein Gemeinschaftserlebnis, das nur durch schlechtes Wetter getrübt werden kann“.

Laut Dr. Ingo Stryck, Geschäftsführer Marketing Wiesenhof, wird in unsicheren Zeiten auf Bekanntes und Gelerntes zurückgegriffen: auf bewährte Standards und Klassiker. Aber auch Spezialitäten und Premiumprodukte seien wichtig, sie sorgen für Abwechslung und schaffen Differenzierung. Letztlich müsse die Qualität eines Produktes überzeugen, so Stryck.

Bastian Beie, Geschäftsführer der Block Handels GmbH, beobachtet ebenfalls die Preissensibilität der Kunden: So ist beispielsweise bei Grillsoßen der Absatz im Rahmen von Promotionen gestiegen. Außerdem hat eine Verschiebung von Mittelpreis- hin zu Eigenmarken stattgefunden. „Im Bereich der Premium-Grillsoßen zwischen 3 Euro und 6 Euro sehen wir nach wie vor recht stabile Absatzzahlen, während Hochpreiskonzepte mit über 6 Euro zur Zeit etwas stärker unter Druck geraten sind.“

Daniel Kamphausen, Country Manager Campofrio Food Group Deutschland (CFGD), stellte fest, dass sich der Markt nach dem coronabedingten Einbruch im Bratwurstsegment im Jahr 2021 in den letzten zwei Jahren erfreulicherweise wieder erholt hat. Parallel zum gesamtem SB-Wurstmarkt sorgten gestiegene Preise auch hier für einen leichten Absatzrückgang. Hinzu kamen die sehr verregneten Sommermonate Juli und August mit entsprechend geringerem Grillkonsum, so Kamphausen. „Für 2024 erwarten wir aufgrund der gestiegenen Preise in der Gastronomie durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer und höherer Einkaufspreise einen generell zunehmenden Inhome-Konsum. Viele Deutsche werden es sich im Sommer häufiger zu Hause und im Garten bei Bier und Grillwurst, Gemüse und Bier gut gehen lassen“, so Kamphausen. Das Wetter ist jedoch der entscheidende Faktor. Die Fußball-Europameisterschaft in diesem Jahr, so Kamphausen, werde das Grillen befeuern – vorausgesetzt, sie verläuft seiner Meinung nach erfolgreich.

57%

der Interviewten legen Geflügel auf den Grill.

53%

der Teilnehmer grillen Gemüse auf dem Rost.

46%

der Befragten legt Rind auf den Grillteller.

90%

der Befragten ist der 
Geschmack wichtig.

Fleischgenuss: Klasse statt Masse
Einige Hersteller wie Ingmar Rauch beobachten seit geraumer Zeit, dass Verbraucher bei der Wahl ihres Grillguts bewusst zu höherwertigen Produkten greifen. Sie leisten sich ein hochwertigeres Stück Frischfleisch. „Denn was zählt, ist insbesondere der Geschmack. Nach der Devise ‚Klasse statt Masse‘ gönnen sie sich dann auch seltener gutes Fleisch und konsumieren dies ganz bewusst.“ Auch das Thema Tierwohl gewinne laut Rauch bei der Auswahl von Fleischprodukten zunehmend an Bedeutung. Die Verbraucher wollen über die Herkunft und die Produktionsweise ihres Fleisches Bescheid wissen. Aus diesem Grund hat die R&S Vertriebsgesellschaft walisisches Lammfleisch unter dem Markennamen „Walysa“ auf den Markt gebracht. Es wird auf besonders nachhaltige Weise produziert: Die Tiere leben ganzjährig in Freiland- und Weidehaltung und ernähren sich von Gras, Kräutern und Klee. Auch Yannik Meurer bestätigt den Trend, dass Verbraucher mehr über Herkunft, Aufzucht, Fütterung, Reifung etc. wissen wollen: „Wie im Vorjahr will der Verbraucher, der in der Corona-Zeit einen Premium-Grill gekauft hat, auch Premium-Fleisch auf dem Grill haben.“ In diesem Zusammenhang gelte das Motto „Weniger ist mehr“, so Meurer.

Nach wie vor ist die Bratwurst sehr gefragt. Besonders beliebt und trendy seien laut Markus Dietl deshalb die Nürnberger Rostbratwurst, die Original Thüringer Rostbratwurst und die Berner Würstchen. Zu den diesjährigen Verkaufsschlagern gehören Geflügelbratwurst und frische Original Thüringer Rostbratwurst. Die veganen Grillprodukte sind laut Dietl als Sortimentsergänzung gedacht, und der Hersteller konnte bereits erste Verkaufserfahrungen und Kundenfeedbacks sammeln. Vor allem in der Gastronomie sei der Anteil inzwischen stark gestiegen, so Dietl.

Der Trend zum Burger sei nach wie vor ungebrochen, stellte Bastian Beie fest. „Bei jedem Ernährungstyp sind Burger beliebt und können wetterunabhängig als TK-Ware bevorratet werden: ob aus Rindfleisch, Geflügel, Fisch oder veggie/
vegan“, so Beie. Neben der Eigenmarke ist Block House die führende Marke bei TK-Burger-Patties, so Beie. Block House ist laut Beie mit 37 Prozent Marktführer im Segment Burger (Quelle: NielsenIQ, TK Burger Patties, LEH+DM, o.ALN, 2023).

Daniel Kamphausen betont den Trend zu internationalen Spezialitäten und ethnischen Rezepten wie asiatisch oder afrikanisch. Mit den spanischen Campofrio BBQ Chorizo Grillern, die mediterrane Produkte auf den Grill bringen, werde diesem Trend Rechnung getragen, so 
Kamphausen. Neben mild und scharf bringt die CFGD diese Saison auch eine vegetarische Variante auf den Markt, um der Nachfrage nach Produkten auf pflanzlicher Basis gerecht zu werden. „Wir beobachten, dass dabei sowohl Fleischalternativen wie Burger, Würstchen und Co. als auch kreative Ideen auf Gemüse- und Pflanzenbasis gut ankommen“, so Kamphausen. Passend dazu gibt es jetzt die Campofrio Chorizo Veggie Grillwürstchen mit Kürbis und Champignons.

Der Hersteller Wiesenhof setzt bei seinen Grillprodukten auf eine Mischung aus Bewährtem und Neuem. Klassiker und bewährte Produkte, die fest im Markt verankert sind, sind laut Marketingchef Stryck auch in diesem Jahr die Garanten für den Absatz. Für ambitionierte Grillprofis, so Stryck, seien vor allem beim Rindfleisch neue Cuts ein Thema. Produkte, die thematisch zur Fußball-Europameisterschaft passen, können am Point of Sale durchaus Impulse setzen, so Stryck. Für die diesjährige Grillsaison sieht sich das Unternehmen gerüstet. Der Grund dafür liegt in der Tatsache, dass der Hersteller als offizieller nationaler Sponsor der Fußball-Europameisterschaft im Jahr 2024 auftritt. Anlässlich dieses sportlichen Großereignisses startet der Hersteller die bisher größte On-Pack-Promotion in der Unternehmensgeschichte.

Wo liegen die Trends im Bereich des Grillens aus der Sicht des Handels? Um regionales Fleisch mit Tierwohl in den Mittelpunkt zu stellen, hat sich Kaufmann Jörg Wagner (Edeka Frischecenter Wagner) mit neuen Partnern aus der Region zusammengeschlossen. Zu diesem Zweck wird das regionale Tierwohl-Projekt „Strohbulle“ weiterentwickelt. „Das Konzept von Gerald Simon, dem Erfinder des Strohbullen, steht für nachhaltige Rinderzucht und einen ethisch vertretbaren Fleischkonsum“, sagt Wagner. Auch höherwertiges Fleisch wie Rindersteaks oder spezielle Cuts werden in dieser Saison verstärkt angeboten.

Traditionelle Grillspezialitäten wie Bratwurst und Nackensteak liegen laut René Klauer, Marktleiter Globus Halle, nach wie vor im Trend. Der Schlüssel zum Erfolg liege auch hier in der Regionalität, so Klauer. Den Kunden sei es wichtig, eine Bratwurst mit Rezeptur aus Halle an der Saale zu bekommen und nicht etwa aus Leipzig, sagt Klauer. Gleichzeitig ist man bestrebt, neue Kreationen zu entwickeln. Ein Beispiel dafür ist die Bratwurst mit Spinat.

Mit den Klassikern die Kunden locken
Welche Produkte sollte ein Händler während der Grillsaison unbedingt im Angebot haben? Yannik Meurer empfiehlt dem Handel, verstärkt klassische und einfache Grillprodukte wie Bratwurst, Burger, Geflügelspieße, Spare Ribs oder marinierte Schweinenackensteaks zu präsentieren. Auch das Angebot seltener und internationaler Spezialitäten im Rahmen von Aktionen kann den Kunden zum Verweilen an der Fleischtheke animieren. „Darüber hinaus steigt die Nachfrage nach vorgegarten Fleischprodukten, die eine schnelle und einfache Zubereitung zu Hause ermöglichen. Sous vide ist das Stichwort, und es ist zu erwarten, dass wir in diesem Bereich mehr Produkte im Handel finden werden.“

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