Hochkarätig besetzt war die Abschlussrunde des Fleischkongress zum Thema „Qualität - ohne Fleisch und Wurst geht es nicht!“ „Ich wünsche meinen Kollegen heute Abend viel Glück. Es bestärkt uns sehr, unsere Strategie weiter zu verfolgen, wenn man sieht, mit wie viel Herzblut die Kollegen an den Themen arbeiten“, so Markus vom Stein, Senior Buying Director Vollsortiment Rewe Group. Er fügte hinzu: „Wir müssen die Landwirtschaft ermutigen, hochwertige Produkte in höheren Haltungsstufen zu erzeugen. Transformation heißt nicht, ich schalte um und alles funktioniert.“ Fleisch dürfe aber auch nicht zu einem Luxusgut werden. Seit Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine hätten die Discount- und Preiseinstiegsprodukte einen großen Zulauf erfahren, weil die Kundschaft wirklich auf jeden Cent schaue. Die Rewe Group habe gute Erfahrungen damit gemacht, Sortimente an die Nachfrage anzupassen. Entscheidend seien auch motivierte Mitarbeiter hinter der Servicetheke, die mit ihrem Fachwissen überzeugen, so vom Stein.
Rügenwalder Mühle: Mit Fleisch kein Geld mehr verdienen
„Wir haben den Schinken Spicker vom Markt genommen, obwohl er bei den Konsumenten sehr beliebt und auch ein qualitativ sehr hochwertiges Produkt gewesen ist. Wir haben aber auch gemerkt: Unser veganer Schinken Spicker steht dem in Nichts nach“, sagte Mathias Schlüter, Vertriebsleiter und Leiter Shopper & Customer Marketing der Rügenwalder Mühle. Zur Wahrheit gehöre aber auch, so Schlüter, dass man mit der Fleischvariante unter dem Strich kein weniger Geld mehr verdienen könne. „Es gibt bestimmte Produktgruppen, die so unter Preisdruck stehen, dass wir prüfen, ob es sich für uns als Hersteller lohnt, diese Kategorien weiter zu bedienen.“ Für die Rügenwalder Mühle ist daher klar, dass sich das Unternehmen in Zukunft noch stärker auf sein bestehendes Veggie-Segment fokussiert: Im vergangenen Jahr wurden so rund 20 neue Produkte auf den Markt gebracht. Weitere pflanzliche Produkte seien in der Pipeline, so Schlüter.
Andreas Pöschel, Geschäftsführer Edeka Südwest Fleisch, erwiderte auf die Frage nach der Zukunft der Bedientheke, dass sich Edeka Südwest als Antwort für 2024 das Motto „Jahr der Bedientheke - Jahr des Genusses“ gegeben habe. Durch die Einbindung der Personalabteilungen ist man auch bei der Gewinnung von Fachkräften gut vorangekommen. „Ich denke, dass wir mit unseren regionalen Produkten, darunter das Programm Hofglück, das in der Haltungsform 4 angeboten wird, auf dem richtigen Weg sind.“ Das Programm „Hofglück“ habe sich sehr erfreulich entwickelt: Pro Woche vermarkten wir rund 1.800 Schweine. Damit ist Edeka Südwest mit „Hofglück“ in Deutschland der größte Anbieter im konventionellen Bereich mit Haltungsform 4.
Zum Thema „Veggie“ wusste Markus vom Stein zu berichten, dass in Deutschland die überwiegende Mehrheit der Menschen - 88 Prozent - nach wie vor Fleisch essen möchte. Mit dem Generationswechsel werde der Anteil der Vegetarier und Veganer kontinuierlich weiter zunehmen. „Wir müssen die Fleischtheken zukunftsfähig machen und die Sortimente immer wieder anpassen“, sagte vom Stein. Noch in diesem Jahr werde Rewe 350 Bedientheken komplett auf die Haltungsformen 3 und 4 umstellen. „Es liegt noch ein großes Stück Arbeit vor uns. Der Fleischanteil aus Haltungsform 3 und 4 ist bisher sehr gering“, erklärte Markus vom Stein. Die Rewe Group würde gerne schneller handeln, aber Fleisch aus den höheren Haltungsstufen sei noch nicht überall verfügbar. Hinzu komme, so vom Stein, dass bis zum heutigen Tag noch nicht alle Details von Seiten der Politik geklärt seien. Beispielsweise würden Baugenehmigungen oft zu spät erteilt. Er fügte hinzu: „Ich glaube, die Richtung, die wir bis 2030 einschlagen wollen, ist sehr ehrgeizig – wichtig, ist dabei, dass wir uns ein klares Ziel setzen. Hierbei sei die Rewe Group aber, so wie auch die anderen Akteure der Fleischlieferkette, von zukunftsweisenden Entscheidungen der Politik abhängig, so vom Stein.
Mehr Mut und Selbstbewusstsein
Mathias Schlüter rief die Fleischbranche zu mehr Mut und Selbstbewusstsein im Auftreten auf. Es gibt keinen Grund, sich klein zu machen und zu sagen: „Vegetarisch ist die Zukunft“. Auch in Zukunft werde es Fleisch geben, so Schlüter. Andreas Pöschel antwortete auf die Frage, ob Billigfleisch in Zukunft tabu sei: „Wir möchten das Angebot mit Fleisch aus höheren Haltungsstufen – vor allem das regionale Eigenmarkenprogramm Hofglück weiter ausbauen.“ Bis zum Jahr 2030 will Edeka Südwest - wie alle anderen Wettbewerber auch - nur noch Fleisch aus den Haltungsformen 3 und 4 anbieten. „Aber wir dürfen auch nicht vergessen, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen müssen. Wir müssen auch permanent die Wünsche unserer Kunden im Blick behalten und sehen, in welche Richtung die Reise geht.“
Auf die Frage, welche Erwartungen er daher an die politischen Entscheider habe, antwortete Markus vom Stein: „Von der Politik wünsche ich mir Klarheit und Verlässlichkeit. Noch sind viele Fragen offen. Wir erhoffen uns auch von der Politik mehr Unterstützung bei der Wertschöpfungskette.“
Eine stärkere Zusammenarbeit der Politik mit den Landwirten wünscht sich Andreas Pöschel. „Politik und Behörden müssen schneller agieren. Sonst wird es bis 2030 knapp mit den Neu-, Aus- und Umbauten der Ställe, die zum Teil notwendig sind, um die Anforderungen höherer Haltungsformen zu erfüllen.“
Von der Politik erwartet Mathias Schlüter, dass sie innovative Rahmenbedingungen schafft. „Ich glaube auch, dass wir die Veränderungen, die auf uns zukommen, weniger als Bedrohung denn als Chance begreifen sollten.“ Von den Medien wünscht er sich in erster Linie eine faire und objektive Berichterstattung.
Das ist auch die Bitte von Andreas Pöschel: „Von allen Seiten wünsche ich mir auch, dass die Arbeit der Landwirte mehr wertgeschätzt wird.“