Round-Table Mehr Tierwohl

Auf Einladung von Belgian Meat Office traf sich die Fachpresse zum 14. Round Table im belgischen Mechelen. Neben dem Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung und der Qualitätssicherung bei Certus-Schweinefleisch standen Kommunikationsstrategien in der Fleischwirtschaft auf der Agenda.

Dienstag, 17. Dezember 2019 - Fleisch
Lebensmittel Praxis
Artikelbild Mehr Tierwohl
Bildquelle: Belgian Meat

Jeroen Dewulf von der Universität Gent skizzierte beim 14. Round Table das belgische Maßnahmenpaket, das deutlich zur Reduzierung des therapeutischen Antibiotikaeinsatzes in der belgischen Nutztierhaltung beigetragen hat. Seit 2011 wird der Antibiotikaeinsatz in der belgischen Nutztierhaltung anhand des nationalen Berichts von BelVet-Sac, dem „Belgian Veterinary Surveillance of Antibacterial Consumption“ streng überwacht. AMCRA, das Wissenszentrum ‘Antimicrobial Consumption and Resistance in Animals‘ hat unter Vorsitz von Jeroen Dewulf gemeinsam mit Belpork, dem Standardgeber für das belgische Prüfsiegel-Schweinefleisch Certus konkrete Aktionspläne mit ambitionierten Zielen erarbeitet, die dazu führen sollen, den Antibiotikaeinsatz in Belgien bis 2020 drastisch zu reduzieren. AMCRA hat – gegenüber 2011 – drei Ziele formuliert:

1. Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes um 50 Prozent bis 2020
Der Antibiotikaeinsatz pro Kilogramm Biomasse ist 2018 im Vergleich zu 2011 um 35,4 Prozent gesunken. Die produzierte Biomasse in Belgien ist stabil geblieben, was auf eine drastische Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes schließen lässt. Das für 2020 gesteckte Ziel ist in greifbarer Nähe.

2. Reduzierung des Einsatzes von Futtermitteln mit Antibiotikazusatz um 75 Prozent bis 2020
Die ursprünglich für Ende 2017 geplante Halbierung des Einsatzes von Futtermitteln mit Antibiotikazusatz wurde erreicht. 2018 wurde bereits ein Minus dieses Therapeutikums von 69,6 Prozent registriert.

3. Die Reduzierung des Einsatzes von Breitspektrum-Antibiotika um 75 Prozent bis Ende 2020
2018 wurde der Einsatz der Breitspektrum-Antibiotika gegenüber dem Referenzjahr um 79,1 Prozent reduziert. Somit wurde auch hier das für 2020 gesteckte Ziel (75 Prozent weniger Antibiotika) erreicht.

Sicherungssystem Certus
Liesbet Pluym, Koordinatorin und Qualitätsberaterin bei Belpork präsentierte das stufenübergreifende Qualitätssicherungssystem Certus. Das Lastenheft definiert spezifische Auflagen für jedes Glied in der Kette. Dabei gehen die Certus-Normen über die belgische und europäische Gesetzgebung hinaus. Unabhängige externe Kontroll- und Zertifizierungs-Organe sorgen für die Einhaltung des Lastenheftes. Rund 60 Prozent der belgischen Schweinehalter verfügen über eine Certus-Zertifizierung. Seit 2005 ist Certus-Fleisch QS-fähig.

Aktuell stehen Themen wie Tierwohl, Tierwohlinitiativen sowie Tiergesundheit in Verbindung mit einem Betriebsgesundheitsplan im Fokus. Deshalb wurde unter anderem die Betriebsbegleitung im Certus-Lastenheft zwingend festgeschrieben. Auch sind Schweinehalter mit hohem Antibiotika-Einsatz per Lastenheft verpflichtet, einen Strategieplan auszuarbeiten. Neben einem besseren Gesundheitsniveau wird so der verantwortlichere Antibiotikaeinsatz angepeilt. Derzeit entwickelt Belpork gemeinsam mit einem externen Partner ein Online-Tool, mit dem die Tierhalter und deren Hoftierarzt die Ergebnisse während des Betriebsbesuches bequem registrieren, Aktionen starten, Ergebnisse messen und Entwicklungen beobachten können. Tierwohl ist bereits fester Bestandteil der Belpork-Qualitätsphilosophie. Die Tierwohlnormen werden regelmäßig unter die Lupe genommen und gegebenenfalls angepasst. Darüber hinaus sind demnächst regelmäßige Audits mit ausgewiesenen „Tierwohl“-Inspektoren geplant.
Beim Round Table in Mechelen referierten (v. l.): Joris Coenen, Professor Dr. Jeroen Dewulf, Dr. med. vet. Liesbet Pluym und Erik Lenaers.

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