ISM Fair, bunt und mit viel Flitter

Nachhaltig, vegan, zuckerfrei, gesund, aber immer mit vollem Genussanspruch: Die ISM in Köln war auch 2018 wieder das Trendbarometer für die Süßwarenbranche.

Montag, 19. Februar 2018, 23:11 Uhr
Andrea Kurtz
Artikelbild Fair, bunt und mit viel Flitter

„Die deutsche Süßwarenindustrie gehört zu den besonders innovativen Branchen. Ihre Süßwaren und Knabberartikel sind weltweit beliebt“, fasst es Bastian Fassin, Geschäftsführer von Katjes-Fassin schlicht zusammen. Die große Vielzahl von Produktneuheiten sei ungebrochen, betonte Fassin, der auch im Präsidium des wichtigsten Branchenverbands für den Süßwarensektor BDSI sitzt. Und diese werden nicht nur immer bunter, sondern auch immer nachhaltiger. Sein eigenes Unternehmen nimmt Fassin dabei nicht aus und präsentierte rund um das Kölner Messegelände sowie in anderen deutschen Großstädten seine neue pinkfarbene Plakatkampagne, die mit dem Slogan „Jes. Alles Veggie“, dem Hashtag #achtemaldrauf sowie drei hippen veganen Kundinnen wirbt. Auch der Katjes-Messestand aus 650 Paletten, hängenden Blumenbeeten und energiesparender LED-Beleuchtung stand für diese zeitgemäße Kombination aus modernem Lebensstil und gesunder, nachhaltiger Attitüde.

Kölns bunte Tierwelt
Bunt – allen voran pink – muss es aber trotz allen Gesundheitsbewusstseins zugehen. Das zeigen die immer noch quicklebendigen Einhörner, Flamingos, Affen, Kamele oder sonstigen Getiere, die Fruchtgummis und andere Zuckerwaren (Katjes, Trolli, PEZ), Kekse und Schokolade (Verdener Keks- und Waffelfabrik Hans Freitag, Riegelein) oder Lollies weiterhin zieren.

Fussball-WM ante portas
„Fußball ist ein Thema, das sich auch bei Süßwaren großer Beliebtheit erfreut. Dies konnten wir bereits mit unserem Lizenzsortiment Fan-Shop-Sweets, bei dem wir Saisonartikel zu nahezu allen Bundesligavereinen anbieten, feststellen“, betont Peter Riegelein, Geschäftsführender Gesellschafter der Confiserie Riegelein. Er stellte in Köln einen WM-Pokal und Bälle vor, mit denen er dem Handel umsatzstarke Erfolge sichern will.

„Fußballfans brauchen schließlich Nervennahrung“, ergänzt Jörn Schumann, Leiter Vermarktung Ware bei Riegelein-Tochter Chokri. So zeigte das Unternehmen einen Confiserie-Ball (600 Gramm) zum UVP von 9,99 Euro sowie einen 200-Gramm-Confiserie-Pokal. XOX präsentierte spezielles WM-Popcorn, Lambertz eine Spieluhrdose im WM-Design – gefüllt mit Knusper-Erdnüssen aus Erdnüssen, Rice-Crispies, Sesam und Meersalz. Pulmoll hat vor allem die Stimme von Fußball-Fans im Blick und wird Displays mit den klassischen runden Dosen in schwarz-rot-gold vorstellen.

Natürlich und „ohne ...“
Zu den Trends auf der Messe zählten Produkte mit Pflanzenproteinen, exotischen Beeren oder Gewürzen, ebenso wie Süßwaren und Knabberartikel für Vegetarier oder Veganer. Laut einer Mintel-Umfrage wünschen sich 28 Prozent der Deutschen eine größere Auswahl von klar gekennzeichneten, veganen und vegetarischen Süßigkeiten. In der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen sind es sogar 46 Prozent. 50 Prozent der Befragten findet, dass hierzulande nicht genügend gesunde Naschereien zur Verfügung stehen würden. „Passgenaue Produkte für individuelle Verbraucherbedürfnisse werden im Süßwarenmarkt immer wichtiger“, erläutert Fassin. Hierzu gehören zuckerfreie und zuckerreduzierte bzw. fett- oder salzreduzierte Süßwaren und Knabberartikel sowie Produkte in Bioqualität oder mit nachhaltig angebauten Rohstoffen. „Wir haben den Zuckeranteil in unseren Produkten seit 2014 um rund acht Prozent reduziert“, erklärte Nestlé-Deutschland-Chefin Beatrice Guillaume-Grabisch im Messevorfeld. Weitere fünf Prozent sind bis 2020 geplant. „Wir haben beim Schokoriegel Kitkat bereits 235 Tonnen Zucker eingespart“, sagt sie. Das seien ungefähr 1.500 Badewannen.

Kleinstmengen herrschen vor
Eine große Vielzahl von Süßwaren und Knabberartikeln ist inzwischen in verschiedensten Portionsgrößen erhältlich. Im Trend liegen 2018 vor allem einzeln verpackte Produkte für Single-Haushalte oder für den Genuss unterwegs.

Nachhaltigkeit ist seit langem ein zentrales Thema bei dem für die Branche wichtigsten Rohstoff Kakao. Die Professionalisierung des Kakaoanbaus und eine damit einhergehende Verbesserung der Lebensverhältnisse von Millionen Kakaobauern, insbesondere in Westafrika, stehen bei der Arbeit für fairen Rohstoff im Vordergrund. Mit Erfolg, wie die neuen Transfair-Zahlen zur ISM zeigten. Insgesamt kauften die deutschen Hersteller 40.000 Tonnen fair gehandelten Kakao (plus 33 Prozent); dessen Marktanteil stieg von 6 auf 8 Prozent. Und die Tendenz geht weiter nach oben: Mit Aldi Nord und Aldi Süd haben sich gerade zwei weitere Partner verpflichtet, fairtrade-zertifizierten Kakao einzukaufen. „Wir wollen, dass nachhaltige Produkte eine Selbstverständlichkeit werden“, betonte Simon Binder, der bei Aldi Süd für Corporate Responsibility verantwortlich ist.

ISM-Trendthemen
  • Allergene
  • Bio
  • fair gehandelt
  • halal
  • Handelsmarken
  • Handwerkliche Produktion
  • Impulsverpackungen koscher
  • limitierte Auflage
  • vegan
  • vegetarisch

Nachhaltig und Fair
Ritter Sport investiert jährlich 11 Millionen Euro in den nachhaltigen Bezug – und das bei 482 Millionen Euro Umsatz 2017. Davon gehen allein 6 Millionen Euro in den Aufpreis für zertifizierten Kakao.

Mondelez unterstützt mit seinem Nachhaltigkeitsprogramm Cocoa Life afrikanische Kleinbauern und wird über zehn Jahre rund 320 Millionen Euro dafür bereitstellen. Mondelez-Europa-Chef Hubert Weber plant, dass auch Milka an diesem Programm teilnimmt und dadurch wertiger wird. „Premium-Schokoladen mit besonders hohem Kakaogehalt kommen derzeit besonders gut an“, sagte er im Umfeld der ISM.

Die Confiserie Riegelein, mit mehr als 750 Artikeln Herr über eines der umfangreichsten Sortimente auf dem Markt, ist der erste führende Anbieter für Schokoladensaisonartikel, der sein gesamtes Sortiment auf nachhaltigen Kakao umgestellt hat. So tragen alle Produkte unter der Marke Riegelein das Fairtrade-Kakao-Programm-Logo. Bei der ISM stand daher auch die mit dem EU-Siegel versehene Bio-Fairtrade-Kollektion für Weihnachten und Ostern weiter im Fokus. Auch die Riegelein-Tochter Chokri stellte ihr Sortiment aus rund 500 Schokoladen-, Pralinen- und Saison-Artikeln sowie den rund 160.000 von Hand gefertigten Tafelschokoladen komplett auf Fairtrade-Kakao um. Bislang waren die Artikel Utz-zertifiziert.

„Noch vor wenigen Jahren mussten Verbraucher in Deutschland, die Schokolade aus nachhaltig angebautem Kakao kaufen wollten, lange suchen“, erinnert sich Fassin. Lediglich 3 Prozent habe der Anteil bei der ersten Erhebung des BDSI bei seinen Mitgliedsunternehmen im Jahr 2011 betragen. „Die Situation hat sich seitdem erheblich verbessert. Derzeit liegt der Anteil an nachhaltig erzeugtem Kakao in den in Deutschland verkauften Süßwaren bereits bei 45 Prozent.“ Und das soll so weitergehen. Der BDSI jedenfalls empfiehlt seinen Mitgliedern, den Anteil nachhaltig erzeugten Kakaos in den in Deutschland verkauften Süßwaren bis 2020 auf 60 und bis zum Jahr 2025 auf 75 Prozent zu steigern.

Auch in Österreich ist „fair“ ein großes Thema. Mit Manner und Gunz agieren gleich zwei Player mit fairer Schokolade und weiteren Zutaten. So enthalten die Casali-Schokobananen von Manner auch Fairtrade-Bananen sowie -Zucker.

Hohe Kosten belasten
Zu den branchenbestimmenden Trends gehört aber auch das deutlich notwendiger werdende Kostenmanagement. „Die hohen Energie- und Transportkosten, ein zunehmender Konkurrenzdruck im harten nationalen und internationalen Wettbewerb sowie Kosten einiger Rohstoffe belasten die Ertragslage vieler der mehr als 200 industriellen Hersteller deutscher Süßwaren und Knabberartikel“, sagt Fassin. Er verweist auf die Preise für Butter, Mandeln, Eier und Kakaobutter, die sich auf einem hohen Niveau befinden.

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