Die bunte Palette in der asiatischen Küche reicht von Chili-scharf bis Kokos-mild, von Tamarinden-säuerlich bis Palmzucker-süß, von Zwiebel-karamellig bis Knoblauch-röstig − und noch vieles mehr. Was zeigt: Die eine asiatische Küche gibt es eigentlich gar nicht. Diese Vielfalt über einen Kamm zu scheren, ist genauso unsinnig, wie die Länderküchen Europas in einen Topf zu werfen. Wie im Westen hat auch jeder Landstrich Asiens ganz spezifische Gerichte hervorgebracht, mit Variationen in Nord und Süd, Ost und West. Kein Wunder, dass jede Küche Asiens von Malaysia über Thailand, Vietnam und Indonesien bis nach Japan, Korea, China, Zentralasien und Indien ganz unverwechselbar und einzigartig ist.
Die über vier Milliarden Einwohner Asiens machen 59,4 Prozent der Weltbevölkerung aus. Mit über 44,6 Millionen Quadratkilometern, das heißt einem Drittel der Weltlandmasse, und 47 international anerkannten Ländern ist es außerdem der flächenmäßig größte und am dichtesten besiedelte Erdteil. Und laut Asian Development Bank auch der mit dem größten Wachstumspotenzial. Kein Wunder also, dass die Asia-Küche sowohl abwechslungsreich als auch schwierig zu definieren ist. Die Ursprünge der asiatischen Küche sind eng mit den landwirtschaftlichen Praktiken und den verfügbaren Zutaten in den verschiedenen Regionen Asiens verbunden. Reis, Weizen, Hirse und Gerste waren die Grundnahrungsmittel in vielen Teilen Asiens, und die Zubereitung dieser Zutaten hat im Laufe der Jahrhunderte zu einer Vielzahl von Gerichten und Kochtechniken geführt.
Die Verbreitung des Buddhismus und des Konfuzianismus in Asien hatte ebenfalls einen tiefgreifenden Einfluss. Viele asiatische Länder, darunter China, Japan und Korea, praktizieren einen Buddhismus, der den Verzehr von Fleisch einschränkt oder verbietet. Dies führte zur Entwicklung einer Vielzahl von vegetarischen Gerichten mit Gemüse, Hülsenfrüchten und Tofu.
Bedeutung für Deutschland
Nicht nur aufgrund geänderter Ernährungsgewohnheiten und Trends – Healthy Lifestyle,Vegan und Vegetarisch, Low Carb, Snackification, Clean und Sensitive Eating, Streetfood und Soul Food – hat die fernöstliche Küche auch einen bedeutenden kulturellen Einfluss auf andere Teile der Welt gehabt. Asiatische Gerichte und Kochtechniken sind heute auch in vielen westlichen Ländern beliebt und es gibt eine wachsende Anzahl von Restaurants, Lebensmittelgeschäften und -herstellern, die sich auf asiatisches Essen spezialisiert haben.
Wohin die Reise weitergeht, hat die Asia-Genusswelten-Studie – eine Analyse zur Bedeutung der Asia-Länderküchen für den deutschen Markt – untersucht. Die Studie, im Auftrag des Unternehmens Rila, in Zusammenarbeit mit dem Rheingold-Institut und den Marktforschern von Civey sowie den Food- und Beverage-Spezialisten von Taste, definiert Trends, analysiert Verbraucher und die Änderung der Geschmackswelten, nennt die Lieblingsländerküchen der Deutschen und schaut darauf, was sich am Point of Sale so tut. Die Studie zeigt auf, dass sich 70,1 Prozent der Deutschen zu ihrer Vorliebe für asiatisches Essen bekennen. Aber nur 30,7 Prozent – 27,6 Millionen – trauen sich zu, selbst asiatische Gerichte zuzubereiten. Im Ranking der Lieblingsländerküchen finden sich auf den ersten 16 Plätzen sieben asiatische Küchen (chinesisch, indisch, thailändisch, vietnamesisch, japanisch, südkoreanisch, indonesisch).
Die wichtigsten Asia-Küchen
Die chinesische Küche gilt als Synonym für die Asia-Küche und wird fast immer mit süß-sauer verbunden. Sie variiert jedoch sehr stark in den verschiedenen Regionen des Landes. Generell ist sie nicht sehr scharf, außer in den südlichen Regionen Sichuan und Yunnan. Oft wird sie auch in den Nudel-Norden und den Reis-Süden eingeteilt. Fünf Elemente spielen eine wichtige Rolle: Holz (sauer), Feuer (bitter), Erde (süß), Metall (scharf), Wasser (salzig).
Die indische Küche ist stark durch religiöse Einflüsse geprägt und ebenfalls regional sehr unterschiedlich. Sie ist hauptsächlich vegetarisch und sehr reichhaltig an Hülsenfrüchten. In diesem Land gibt es die meisten verschiedenen Arten von Linsen. Die ayurvedische Küche hat eine zentrale Bedeutung. Generell gilt die Küche als komplex und anspruchsvoll.
Die thailändische Küche ist sehr scharf und stark durch indische, chinesische und europäische Einflüsse geprägt. Es ist die beliebteste Küche der Welt und wird als unkompliziert und lebensfroh empfunden. Fleisch ist kein Tabu.
Die vietnamesische Küche wird oft als eine der gesündesten der Welt bezeichnet. Stark geprägt durch die chinesische Küche und den Buddhismus bietet sie eine reichhaltige vegetarische/vegane Auswahl. Sie wird oft als die junge Asia-Küche bezeichnet.
Die japanische Küche gilt ebenfalls als sehr gesund. Es werden viele Meeresfrüchte und Fische gegessen. Eine Küche mit weit zurückreichenden Wurzeln (bis ins 6. Jahrhundert), die stark tabuisiert. War Fleisch mehrere Jahrhunderte verboten, ist es seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr wegzudenken – insbesondere Rindfleisch. Es wird viel Wert auf die subtile Balance der Aromen gelegt, wobei Umami, das fünfte Geschmacksempfinden, oft eine entscheidende Rolle spielt. Japans Küche gilt als hochwertig und ästhetisch.
Die koreanische Küche, insbesondere die Südkoreas, beinhaltet viel Reis, Gemüse und Fleisch, aber auch Fisch, Meeresfrüchte und Seetang. Die fünf Elemente der chinesischen Esskultur sind auch hier präsent. Die noch weitgehend unbekannte Küche ist sehr fleischhaltig und steht für ein modernes Asien.
Die indonesische Küche ist so vielfältig wie die Einwohner (270 Mio. auf 17.000 Inseln) und reicht von Sumatra – sehr scharf – bis zu Bali und Java – eher süß. Fisch und Meeresfrüchte sind essenziell, Fleisch religionsbedingt eher rar.
Selbst asiatisch kochen
Immerhin 21 Millionen Deutsche kochen gerne asiatisch und kaufen mithin von ein- oder mehrmals im Monat bis hin zu mehrmals die Woche ein. Wobei hier eine deutlich steigende Tendenz zu beobachten ist: Knapp 25 Prozent der Befragten (Asia-Genusswelten-Studie) wollen künftig häufiger asiatische Produkte kaufen, und zwar beim Vollsortimenter 41,1 Prozent, Asia-Markt 32,3 Prozent, Discounter 12 Prozent, Sonstige 11,9 Prozent, online 2,7 Prozent. Dabei legen sie Wert auf Geschmack 63,1 Prozent, hochwertige Zutaten 44,3 Prozent, Herkunft/Authentizität 33 Prozent, Preis 30 Prozent, einfache Zubereitung 22 Prozent und biologischen Anbau 21,8 Prozent. Bei denjenigen, die da den Kochlöffel schwingen, gibt es deutliche Unterschiede. So definiert die Studie fünf Asia-Genusstypen, je nach ihrem Anspruch an das Kochen, ihren Fähigkeiten und bevorzugten Produkte, von ganz einfach und unkompliziert bis anspruchsvoll und authentisch.
Aktuelle Entwicklung im Markt
„Eine genaue Betrachtung der Trends zeigt, wohin die Reise geht: gesünder, vegetarischer, convenienter“, resümiert Ann-Kristin Welk, Produkt-Managerin bei Rila. „Das Asia-Sortiment kann dafür die passenden Angebote machen. Gerade die Gen Z und Alpha werden zu Treibern neuer Trends und lassen sich von der Innovationsfreude der Marken und des Handels zum Kauf animieren.“ Demzufolge wurde Rilas Fernost-Marke Lien Ying einem Design-Relaunch unterzogen, das Sortiment überarbeitet und 40 Neuartikel seit 2023 eingeführt, darunter Siracha Mayo, die die Schärfe der Siracha mit dem Mayo-Geschmack verbindet und sich als Topping für Bowls oder für die Crossover-Küche eignet. Dem Soft-Relaunch des Designs, der Neuausrichtung des Sortiments und den Neueinführungen lagen intensive Verbraucherbefragungen zugrunde. So sind die Neuartikel inspiriert von den Verbraucherwünschen an die asiatische Küche, die neben authentischen Rezepturen besonders eine einfache Zubereitung, „frei von“ und Innovationen bevorzugen. Entsprechend wurden die Neuproduktentwicklungen auf die drei Kategorien convenient, gesund und trendig ausgerichtet.
Auch bei Feinkost Dittmann beobachtet man seit vielen Jahren den konstant wachsenden Trend der asiatischen Länderküche. „Über die Zeit haben sich die Vorlieben der Verbraucher weiter ausdifferenziert“, erklärt Henrik Jäger, Leiter Marketing bei Reichold Feinkost. „Wir haben mit unseren Marken Chi Wán, Real Thai und Sharwood’s bereits ein breites Angebot – die Sortimente werden konstant weiter ausgebaut und die Pipeline ist gefüllt. Das Design der Marke Chi Wán wird gerade relauncht und sequenziell umgestellt – dadurch wirkt die Marke weiter zeitgemäß und zeigt sich aufmerksamkeitsstark im Regal. Mit speziellen Aktionen rund um das Chinese New Year haben wir darüber hinaus schon gute Erfahrungen gemacht.“
Mit „Cook it easy“, einem Würzkonzept mit 27 Neuprodukten an Würzpasten, Würzmischungen und Toppings bringt Bamboo Garden seit September die junge Zielgruppe zum Kochen. Das moderne Packaging mit bunten, knalligen Farben soll die Neugierde am Point of Sale fördern und Impulskäufe generieren. Ab Februar 2025 wird zudem das Portfolio um vier Ramenbrühen im Glas erweitert. „Der aufmerksamkeitsstarke rote Bamboo-Garden-Markenblock bildet einen Ankerpunkt am Regal und dient Shoppern als Orientierungshilfe. Zusätzliche Kaufimpulse setzen wir durch Zweitplatzierungsdisplays, wie unser ganzjährig erhältliches Sushi-Display. Zudem bieten wir dem Handel mit aufmerksamkeitsstarken Werbemitteln für Großplatzierungen weiteres Abverkaufspotenzial. Promotion-Höhepunkte am Point of Sale sind das chinesische Neujahrs- und Mondfest sowie das japanische Kirschblütenfest“, erläutert Thomas Neumann, Geschäftsführer BU Retail in der Fuchs-Gruppe. Die asiatische Küche sei convenient, frisch und lasse sich hervorragend mit einer vegetarischen und veganen Ernährungsweise vereinbaren. „Daher, und bedingt durch die Vielschichtigkeit der verschiedenen asiatischen Länderküchen, sehen wir weiterhin großes Potenzial bei Asia-Spezialitäten“, so Neumann.
Kikkoman, Marktführer sowohl im Segment der Sojasaucen als auch im Markt der Teriyaki-Saucen verzeichnete im Jahr 2023 ein zweistelliges Wachstum bei Sojasaucen und stellte eine Verdreifachung im Absatz von Teriyaki-Saucen innerhalb der letzten fünf Jahre fest. „Als Weltmarktführer hat Kikkoman den Anspruch, die asiatische – und vor allem japanische Küche – einfach jedem zugänglich zu machen, und bietet deshalb gelingsichere Saucen, mit denen auch zu Hause einfach authentisch gekocht werden kann“, erklärt Kristina Honrath, Marketing Director Germany bei Develey Senf & Feinkost. Das gelte auch für das seit August verfügbare Neuprodukt, die Kikkoman Ramen Suppenbasis, die mit kochendem Wasser aufgegossen wird und je nach Vorlieben mit gekochten Ramennudeln und weiteren Suppenbeilagen individualisiert werden könne. „Frei nach dem Motto: Erlaubt ist, was schmeckt. Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage nach Asia-Saucen weiter deutlich wachsen wird“, sagt Kristina Honrath.
Auch in der vom Unternehmen ebenfalls vertriebenen Tabasco-Range werden asiatische Akzente gesetzt. So wurde 2019 die Tabasco Sriracha Sauce – ohne Zusatz von Geschmacks- und Konservierungsstoffen – eingeführt. „Mit der Tabasco Sweet & Spicy Sauce bringt die amerikanische Kultmarke den Hype um die neue Geschmacksrichtung Swicy auf den Tisch“, stellt Honrath die Neueinführung vor. „Fruchtig-süße Akzente mit Nuancen von Ingwer, Birne und Knoblauch, perfekt abgerundet mit der klassischen Tabasco Sauce machen die Sauce zum nicht mehr wegzudenkenden Topping besonders für Asia-Kreationen.“
Auch das japanische Unternehmen Nissin, Erfinder der Instant-Nudel 1958, stellt eine steigende Nachfrage nach asiatischen Produkten fest – insbesondere Convenience und Trockenfertigprodukte, ein Segment, das in den letzten sechs Jahren zweistellig wuchs. „Nissin bietet in Europa ein breites Sortiment an Instant-Nudeln in Bechern und Tüten mit länderspezifischen Rezepturen an. Die stärksten Marken sind die Cup Noodles Ramen oder Wok Style und Demae Ramen“, so Olaf Büttner, Executive Vice President bei Nissin. „Nissin Ramen ist die neueste Marke und der perfekte Snack für zwischendurch. Wir bietet drei aufregende Geschmacksrichtungen: Thai Roasted Chicken, Chinese Spiced Beef und Korean Hot Chili. Alle sind inspiriert von traditionellen asiatischen Rezepten und der Streetfood-Kultur.“ Cup Noodles Soba Wok Style gibt es jetzt mit 25 Prozent mehr Inhalt. Die neueste Geschmacksrichtung sei Yakitori Chicken, die bereits in Großbritannien und voraussichtlich ab Herbst 2024 in Deutschland erhältlich sei. Zusätzlich gebe es die Cup Noodles Promotion „Vote to Win“ von Oktober 2024 bis Mai 2025. „Durch QR-Codes können Teilnehmer für ihren Lieblingsgeschmack abstimmen und hochwertige Technik-Preise gewinnen“, sagt Büttner. Zum ersten Mal werde es außerdem einen Nissin-Instant-Noodle-Adventskalender im Handel geben.
Kunden sind zögerlich
Bei der Genussmanufaktur Wajos, die ein breites Sortiment an Essigen und Ölen, Dips, Saucen, Senfen und Pestos bundesweit an Feinkost-Fachhändler liefert, betrachtet man die Asia-Küche als die am besten eingebürgerte Länderküche. „Asiatische Küche ist schon seit Jahren ein trendiges Thema. Wenn es eine Länderküche gibt, die ein großes Potenzial hat, dann diese. Wenn sie denn verständlich ist“, sagt Geschäftsführer Peter Oster. Seit Corona sei Selbstkochen eigentlich wieder im Trend. Viele reagierten dennoch zögerlich, weil sie oft nicht wüssten, wie das Gericht zuzubereiten ist, welches Gewürz passt oder wo man die Zutaten bekommt. Die Konsumenten seien inzwischen auch daran gewöhnt, dass es für jedes Gericht das passende, fertige Gewürz gibt: Egal ob für Bratkartoffeln, Ofengemüse, Sommersalat, Rührei oder sogar für Stullen. „Wir versuchen, alles einfach zu halten. Unsere Produkte sind das i-Tüpfelchen als Zutat, wie unser Thai-Dip, der den Gerichten im Handumdrehen eine typisch asiatische Note verleiht. Bei uns steht außerdem das Probieren im Vordergrund. Der Geschmack ist hier entscheidend und Inspirationsquelle. Zudem liefern wir Ideen durch ein umfangreiches Rezeptangebot“, erklärt Oster.
Mit unterschiedlichen Saucen, Pasten und Ölen unter der Marke Mìng Chú brachte Edeka 2020 die kulinarische Vielfalt fernöstlicher Küche ins Regal. „Unser Asia-Sortiment entwickelt sich durchweg positiv und erfreut sich bei unseren Kaufleuten und Kunden immer größerer Beliebtheit. So ist das Eigenmarkenportfolio in diesem Segment im Laufe der Jahre von etwa 30 auf mittlerweile rund 50 Artikel gewachsen und wird künftig weiter ausgebaut“, äußerst man sich aus dem Unternehmen. „Die Umsatzentwicklung ist ebenfalls sehr erfreulich; vor allem bei Produkten zum Selberkochen wie Glasnudeln, Pankomehl, Noriblätter oder Sojasaucen zeigt sich ein deutliches Wachstum im Vergleich zum Vorjahr.“