Bio-Milchmarkt Preise auf Achterbahnfahrt

Das letzte Jahr hat Verwerfungen im Bio-Milchmarkt verursacht. Die Molkereien kämpfen um Marktanteile. Zudem wird der Wettbewerb mit bio-veganen Milchalternativen größer.

Freitag, 10. März 2023 - Sortimente
Bettina Röttig
Artikelbild Preise auf Achterbahnfahrt
Bildquelle: Getty Images

Das vergangene Jahr hat Spuren im Bio-Markt hinterlassen. Auf Sortimentsebene zeigt sich dies insbesondere bei Bio-Milch. Hier spielten die Preise regelrecht verrückt. Gab es noch im Januar 2022 eine Preisspreizung von 1,09 Euro pro Liter Bio-Milch im Discount bis 1,39 Euro im Bio-Fachhandel, drehte sich das in den Folgemonaten. Im Sommer bis in den September hinein war Bio-Trinkmilch im Discount und konventio‧nel‧len Supermarkt teurer als im Fachhandel, nachdem Aldi die Preise auf einen Schlag um 50 Prozent erhöhte. Alle zogen nach, mit der Folge, dass die Absätze einbrachen und die Preise ab September wieder fielen, so Diane Schaack, Expertin der AMI. Aktuell liegen die Preise für Bio-Trinkmilch in Fachhandel, konventionellem LEH und Discount nahezu gleichauf. Insgesamt verzeichnete die AMI für 2022 einen Absatzrückgang von 8,9 Prozent für Bio-Milch, Bio-Joghurt verlor 3,4 Prozent Volumen, der Käse-Absatz stagnierte (plus 0,5 Prozent).

Zahlungsbereitschaft vorhanden
Der Vergleich mit dem Vor-Pandemie-Jahr lässt die Branche jedoch etwas aufatmen. Die Zahlen zeigen, dass die Bundesbürger auch im Krisenjahr 2022 ihre Konsumgewohnheiten nicht völlig verändert haben. Rund 10 Prozent mehr Bio-Trinkmilch wurde 2022 im Vergleich zu 2019 verkauft.

Die deutlichsten Zuwächse verzeichnet der Bio-Markt mit Milchalternativen. Um 76 Prozent wuchsen die Absatzmengen 2022 im Vergleich zu 2019, die Umsätze kletterten um 87 Prozent. Auch hier überrascht der Blick auf die Preise. Bio-Pflanzendrinks sind im Schnitt deutlich günstiger als konventionelle Produkte (s. Grafik Seite 71). Grund dafür laut AMI: Der Trend begann im Bio-Markt, daher sind hier bereits zahlreiche günstige Handelsmarken zu finden. „Dennoch haben konventionelle Marken hinzugewonnen. In dem Bereich gibt es also eine hohe Zahlungsbereitschaft der Kunden – auch für Bio bedeutet das Potenziale“, sagt Schaack.

Molkereien mit Neuheiten und Aktionen
Mit zahlreichen Neuheiten warten Anbieter von Bio-Molkereiprodukten sowie Alternativen zu diesen auf, um neue Impulse in die Kühlregale zu bringen. Auffällig dabei: Gesundheitliche Benefits werden betont.

Die Schrozberger Milchbauern vereinen erstmals gekeimtes Getreide mit Joghurt. Johannisbeere mit Dinkel-Sprossen und Marille mit Hafer-Sprossen bieten einen besonderen Biss. Im Joghurtregal klärt nun Schrozberger über die Vorzüge auf: „Durch die Keimung bilden sich in der Pflanze gesunde Vitalstoffe, Kohlenhydrate und Proteine, die so umgewandelt werden, dass alle Nährstoffe gut vom Körper aufgenommen und besser verdaut werden können“, informiert der Produzent.

Die Bio-Molkerei Söbbeke setzt auf den Ausbau ihrer Bio-Weidemilch-Joghurt-Range mit fruchtigen Saison-Varianten (Pink Guave-Mango und Zitrone-Buttermilch). Eine zweite Sorte des Alpenzwerg Knusperjoghurts (Erdbeere-Knusper mit Schokoladenkringel) für Kinder hat die Molkerei Berchtesgadener Land im Gepäck. Absätze in allen Vertriebskanälen ankurbeln will das Unternehmen mit einem Gewinnspiel zum Jubiläum 50 Jahre Bio. Hauptgewinn ist ein VW-Käfer von 1973, auf E-Motor umgerüstet. Wer ein Berchtesgadener-Land-Bio-Produkt im Naturkosthandel, Supermarkt oder auch im Hofladen kauft und den Kassenzettel online hochlädt, kann gewinnen.

Einen neuen Pflanzendrink auf Basis von Hafer, der ohne Zucker auskommt, bringt die Marke Berief in den Handel. Der gleichnamige Hersteller aus Beckum im Münsterland ergänzt damit sein „Ohne Zucker“-Sortiment mit Mandel- und Soja-Drinks um eine dritte Variante. Geschäftsführer Bernd Eßer verzeichnet im Lebensmitteleinzelhandel aktuell Zuwächse, die nicht ausschließlich auf den Veganuary 2023 zurückzuführen sind. Im ersten Halbjahr 2023 sollen weitere Aktionen am Point of Sale, unter anderem bei Penny und Netto, auf die Produkte aufmerksam machen.

Mit Greenhorn stellt sich eine neue Bio-Marke als Anbieter pflanzlicher Alternativen zu Molkereiprodukten auf der Biofach vor. Die Produktrange des Unternehmens Greenhorn Company aus Weißenhorn umfasst Ersatzprodukte zu klassischem Milchreis, Mousse au Chocolat oder Frischkäse mit würzigem Kimchi, einer fermentierten Kohlspezialität aus Asien, die aufgrund ihres hohen Milchsäuregehalts als Superfood gilt. Auch veganer Dinkelgrießbrei soll Gesundheitsbewusste ansprechen.

Neue Produkte

Viel gelesen in Hersteller

HIT Produkte 2023

Im Gespräch - Hersteller