Kniffelfrage: Was haben Sushi und gewaschene Pariser Möhren gemeinsam? Noch ein weiterer Hinweis: Gefüllte Tortelloni gehören auch dazu! Hier die Auflösung: Es handelt sich um Artikel aus dem Bereich frische „Convenience“. Kein anderes Sortiment im Lebensmittelhandel ist so schwierig abzugrenzen: Die Warengruppe ist jung und dynamisch, ständig kommen neue Artikel hinzu oder verschwinden wieder aus den Kühlregalen.
Der kleinste gemeinsame Nenner fürs Sortiment ergibt sich aus der Bezeichnung frische Convenience: Die Produkte sind frisch (also nicht konserviert), daher kühlbedürftig. Und sie dienen der Bequemlichkeit des Kunden, sind daher im Nu zubereitet.
Woran liegt es, dass die Konsumenten immer häufiger zum vorbereiteten Salat, dem geputzten Gemüse und der fertig gekochten Sauce zur Pasta greifen? Sind die Kunden heute etwa einfach nur faul? Mitnichten, sie haben gute Gründe, die schnelle Lösung zu suchen:
- Es gibt in Deutschland immer mehr Mini-Haushalte. Laut einer GfK-Studie bilden allein lebende Menschen (Singles) 40 Prozent aller Haushalte ab – in Regensburg, der Single-Hauptstadt, beträgt der Anteil der Alleinlebenden sogar 55 Prozent. In diesen Zahlen spiegelt sich wider, dass viele Menschen ihres Berufs wegen zwei Wohnsitze haben: Während der Woche leben sie allein, am Wochenende bei der Familie. Singles sind der Wachstumstreiber für frische Convenience – wer hat schon Lust, sich allein in die Küche zu stellen und für eine Person ein opulentes Mahl zu kochen?
- Immer mehr Frauen gehen einem Beruf nach – damit haben sie weniger Zeit und vielleicht auch Muße zum Einkaufen und Kochen. Schnelle Küche ist angesagt, und gesund soll sie auch noch sein – ideale Voraussetzungen für Produkte wie verzehrfertiges Gemüse für den Wok.
- Junge Menschen lernen heute kaum noch, wie man richtig kocht. Weder schauen sie zuhause Mutter oder Vater in den Kochtopf, noch erhalten sie Unterricht in der Schule. Ein Beleg dafür: die unzähligen Kochshows im Fernsehen, die Wissen über Nahrungszubereitung vermitteln wollen. Wie gern greift man da zum vorgebratenen Kartoffelpuffer oder zum perfekt gewürzten Suppenklößchen!
- Seit Jahren steigt der Anteil am Außer-Haus-Verzehr. Weil das Gesundheitsbewusstsein allerorten Einzug gehalten hat (und auch mit Blick auf den notorisch schmalen Geldbeutel) eilt der Büroarbeiter nicht mehr jeden Tag zur Fast-Food-Bude. Sondern sucht eine gesunde Zwischenmahlzeit zu vertretbaren Preisen, angefangen vom günstigen, belegten Brötchen mit Salatblättern über die Frikadelle mit Brötchen bis hin zum zum hochpreisigen Sushi-to-go oder der schmackhaften Suppe im Becher, die in der Mikrowelle am Arbeitsplatz erhitzt wird.
Der Lebensmittelhandel nutzt diese Trends konsequent und hat an einigen Standorten sogar schon eigene Abteilungen mit frischer Convenience aufgebaut. Die Betonung liegt auf „Standort“: In einer stark frequentierten Lage mit Bürogebäuden im Umfeld verkaufen sich Artikel wie frisch gepresste Säfte und Smoothies ungleich leichter als auf dem platten Land. Während noch vor einigen Jahren ausländische Geschäfte – allen voran britische, US-amerikanische und niederländische – als Vorreiter in der internationalen Convenience-Bewegung galten, präsentieren sich mittlerweile heimische Verkaufsstätten als vorbildlich: Kaum ein neu eröffneter Supermarkt kommt mehr ohne Schnippelküche aus, geschweige denn ohne eigenes Kühlregal für Obstsalat, frische Teige und Co. Einige überdurchschnittlich erfolgreiche Märkte (meist aus der Edeka- oder Rewe-Gruppe) treiben die Entwicklung in den Warengruppen aktiv voran.
In manchen dieser Konzepte mutiert der Händler zum Restaurantbetreiber: Die Kunden können die frische Convenience entweder im Markt direkt essen oder mit nach Hause nehmen. Beispielhaft ist die Theke mit frischer Pasta auf dem Bild links, aufgenommen bei Zurheide Feine Kost in Düsseldorf. Weitere „Leuchttürme“ und interessante Konzepte folgen auf den nächsten Seiten.
Für Gesundheitsbewusste
Frischer Salat gilt bei den Verbrauchern als Nonplusultra, wenn es um gesunde Ernährung geht (außer in der EHEC-Krise, die zum Glück vorüber ist und hoffentlich nie wieder kommt). Zahlreiche Anbieter haben sich auf geschnittene Salate in Selbstbedienung spezialisiert und bieten rund ums Jahr Mischsalate an. Die Krönung aber ist eine Salatbar, an der sich der Kunde seine Portion nach Belieben zusammenstellen kann, wie hier im Rewe-Markt Frankfurt-Bornheim (Straßenbahndepot). Marktleiter Stefan Zizek hebt hervor, wie wichtig eine ständige Betreuung der Bar ist: Der Aufbau muss immer pikobello-sauber gehalten werden. Ein ausgebildeter Koch sorgt für Nachschub und ständig wechselnde Angebote.