High Protein Starkes Image

Mehr Protein, weniger Kohlenhydrate: Diese Kombination spricht gesundheitsbewusste Verbraucher verstärkt an. Und das quer durch alle Sortimente.

Dienstag, 03. Mai 2022 - Sortimente
Bettina Röttig, Susanne Klopsch
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Bildquelle: Lebensmittel Praxis

Zwei Jahre Pandemie sind dem ein oder anderen auf die Hüften geschlagen. Rund 40 Prozent der Bundesbürger haben im Durchschnitt fünf bis sechs Kilogramm zugelegt. Dies ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des Else Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin (EKFZ) an der Technischen Universität München (TUM) aus dem April 2021. Der Kampf gegen die Corona-Pfunde beschert dem Segment der proteinreichen Produkte Aufwind.
„Die Lockdowns der vergangenen Jahre haben bei vielen zu einer verringerten körperlichen Aktivität geführt, wodurch das Thema Gewichtsmanagement neue Priorität erlangt hat. Dank der Assoziation mit Gewichtsabnahme, Muskelaufbau und Sättigung profitieren Proteine von einem starken Gesundheitsimage“, erklärt Heidi Lanschützer, Associate Director Food & Drink bei Mintel Germany.

Ein Blick in die Neuprodukte-Datenbank von Mintel zeigt: Der Anteil der Produktneueinführungen, die mit einem hohen beziehungsweise zugesetzten Proteingehalt werben, verdoppelte sich von 2017 bis 2020 von 3 auf 6 Prozent. Im Jahr 2021 war ein leichter Rückgang zu verzeichnen, der aber mit einem allgemeinen Rückgang der Produktinnovationen infolge der Pandemie einherging.

Im Handel haben Produkte mit dem Label „eiweißreich“ in den vergangenen Monaten weitere Produktgruppen erobert. Von Wraps über Tiefkühlgerichte und Eiscreme bis zu Semmelbröseln – am wachsenden Angebot an „High Protein“-Lebensmitteln führt kein Weg vorbei.

Abgesehen von Nahrungsergänzungsmitteln und Mahlzeitenersatzgetränken, die meist Proteinpulver enthalten, ist die Auslobung eines hohen beziehungsweise zugesetzten Proteingehalts bei der Neuproduktentwicklung im Bereich der Snacks, Getreide- und Energieriegel am weitesten verbreitet: 38 Prozent der Neueinführungen zwischen 2017 und 2021 enthielten diese Auslobung. Lanschützer sieht den Raum für hohe Proteingehalte in dieser Kategorie zunehmend überfüllt: Die Marken müssten stärker an ihren Alleinstellungsmerkmalen arbeiten.

Ein ähnliches Bild zeige sich bei den Fleischersatzprodukten: Bei diesen habe die Werbung mit dem Eiweißgehalt erheblich an Boden gewonnen und sich zwischen 2017 und 2021 auf 39 Prozent verdoppelt.

So werben Hersteller auf proteinreichen Produkten häufiger mit Zusatzattributen. Laut Mintel stieg der Anteil der neu auf den Markt gebrachten Lebensmittel mit der Auslobung „vegan“ plus „proteinreich“ zwischen 2018 und 2021 kontinuierlich von 26 auf 33 Prozent. 43 Prozent der Bundesbürger wollen durch ihre Ernährung ein gesundes Gewicht erreichen oder halten, weiß Lanschützer. Hiervon könnten Produkte mit der Kombination der Auslobungen „proteinreich“ und „weniger Kohlenhydrate“ profitieren.

Erfolg versprechendes Doppel
So hat Bio-Pionier Davert gerade mit dem glutenfreien Paniermehl aus Hülsenfrüchten (Erbsen und Bohnen) eine Marktneuheit eingeführt, die beide Trends vereint: Neben einem Proteingehalt von 30 Prozent sowie einem hohen Ballaststoffgehalt punktet das Produkt mit 45 Prozent weniger Kohlenhydraten als klassisches Paniermehl.

Es sei zu erwarten, dass Arbeitgeber künftig zunehmend hybride Arbeitsmodelle ermöglichen, meint Lanschützer. Sie geht davon aus, dass Fertiggerichte mit einer Positionierung mit hohem Proteingehalt und weniger Kohlenhydraten Verbraucher überzeugen könnten. Auch bei Teigwaren sieht sie Potenzial für die Doppel-Positionierung. Umfragen zeigten, dass die Bedeutung des Attributs „Low Carb“ von durchschnittlich 18 Prozent auf 38 Prozent bei denjenigen steigt, die einen hohen Proteingehalt als wichtiges Kaufkriterium für Nudeln ansehen.

Teigwaren auf Basis von Hülsenfrüchten haben bereits in den vergangenen Jahren diesen Markt eröffnet. Nun gehen Hersteller einen Schritt weiter.

Teigwaren-Spezialist Alb-Gold bringt mit Next eine neue Produktlinie in die Regale, welche die aktuellen Ernährungstrends aufgreift. Hartweizengrieß und rotes Linsenmehl sind die Grundlage der neuen „Protein Pasta“. Mit dieser Mischung stecken bis zu 34 Prozent weniger Kohlenhydrate im Vergleich zu herkömmlichen Hartweizennudeln in der Pasta. Auf Insekten als alternative Proteinquelle setzt Alb-Gold mit der neuen „Insekten Pasta“. Grundlage ist Hartweizengrieß, der mit 18 Prozent Buffalowurm-Pulver angereichert wird. „Weniger tierisches Protein aus Eiern oder Fleisch ist angesagt“, so das Unternehmen. Insekten benötigten deutlich weniger Ressourcen im Vergleich zu Rindern, Hühnern oder Schweinen.

Und auch schon am Morgen darf es mehr Protein für den Kunden sein. Laut Lanschützer geben 23 Prozent der Deutschen, die im letzten Monat zu Hause gefrühstückt haben, einen „hohen Proteingehalt“ als einen der wichtigsten Faktoren bei der Auswahl für das Frühstück zu Hause an. Ein Beispiel dafür: Mit dem Biozentrale Protein Müsli Schoko setzt die Bio-Pioniermarke auf die Kombination vegan und eiweißreich. Vegane Schokolade gibt dem Müsli auf Basis von Soja- und Haferflocken sowie Sonnenblumenkernen die besondere Geschmacksnote.

Frühstückseffekt zwei: Die Pandemie befeuerte auch den Trend zu kohlenhydratärmeren Protein-Broten. Das bescherte etwa Lieken für das Urkorn Eiweißbrot (500 Gramm) satte Zuwächse: „Im aktuell rollierenden Jahr (MAT) und im Vergleich zum Vorjahr wuchsen der Umsatz um 32 Prozent und der Absatz um 29 Prozent“, sagt Felix Neuberger, Head of Marketing, zu den Nielsen-Zahlen. Sehr genau im Blick habe man nun den Bereich Toastbrot.

Auch die Stulle braucht Mehrwert
Auch Harry-Brot ist mit der Entwicklung der Proteinrange „sehr zufrieden“, so Marketingleiterin Katharina Frerichs. Nach wie vor gefragt seien Brote zur Bevorratung. Das zeigte der Schub bei den länger haltbaren Protein-Toastbrötchen.

Für B. Just Bread konnte der gute Lauf des Eiweißbrotes nur eins bedeuten: „Wir haben die Range Ende 2021 um ein Hafer-Protein-Brot erweitert“, sagt Geschäftsführer Björn Hautmann. Proteinlieferant ist Weizeneiweiß. „Hierbei wurden bestehende Kontrakte leider krisenbedingt nicht erfüllt“, sagt Hautmann. Abstriche an der Qualität werde es aber nicht geben. Insgesamt blieben die Umsätze für länger haltbare Brote weiter hoch, „die Pandemie hat wie ein Katalysator gewirkt“.

Viel Potenzial für länger haltbare Brote mit Benefits wie High Protein sieht auch Prof. Dr. Ulrike Detmers. „Das Phänomen Homeoffice hat sich etabliert“, sagt die Sprecherin der Mestemacher-Gruppe, und bleibe daher relevant für die Verbraucher.

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