Kunella Original mit Ideen - Interview mit Lothar Parnitzke - „Die Firma ist mein Leben: Teil 2

1894 als Buttergeschäft gegründet, zum Feinkostanbieter ausgebaut, war Kunella ein Wettbewerber der 1893 gegründeten Firma Hamburger Kaffee-Import-Gesellschaft Emil Tengelmann. Kaiser‘s Tengelmann gibt es nicht mehr, aber die Firma Kunella ist in aller Munde.

Dienstag, 26. Juni 2018 - Sortimente
Silvia Schulz
Artikelbild Original mit Ideen - Interview mit Lothar Parnitzke - „Die Firma ist mein Leben: Teil 2
Bildquelle: Rainer Weisflog, WRRast
Interview mit Lothar Parnitzke - „Die Firma ist mein Leben

Kunella-Geschäftsführer Lothar Parnitzke denkt auch mit 70 Jahren nicht an den Ruhestand. Parnitzke im Interview über die Anfänge der Firma, die Wendezeit und darüber, wie wichtig gute Mitarbeiter sind.

Waren Sie mit den Inhabern verwandt?
Nein. Es war ein Ferienjob. Die Kunerts hatten keine Kinder, und ich habe ihnen scheinbar gefallen. Ich habe nie gefragt und ganz ehrlich, ich dachte: „Mit einem weißen Kittel über den Hof laufen, das kann ich auch.“ Was man als 15-Jähriger eben so denkt.

Vom Schüler zum Unternehmer?
Nein. Nach der Schule habe ich Industriekaufmann gelernt. Was in der DDR nicht einfach war, denn der Beruf war Frauen vorbehalten. Aber die Kunerts haben das organisiert. Dann habe ich 18 Monate gedient, um in Gerwisch bei Magdeburg zu studieren. Ich war einer der ersten ausgebildeten Ingenieur-Ökonomen. Doch als ich 1972 zurückkam, war die Firma verstaatlicht.

Damit war der Traum aus?
Nein – so schnell gibt ein Lothar Parnitzke nicht auf. Ich durchlief alle Abteilungen und wurde stellvertretender Betriebsdirektor.

Also ein Genosse?
Nein. War ich nie gewesen. Auch wenn meine Widersacher das gerne behaupten. Ich war parteilos. Und wurde auch erst im zweiten Anlauf 1974 mit 25 Jahren einer der jüngsten Betriebsdirektoren.

Diese Position haben Sie heute noch. Das ist ungewöhnlich. Wurde die Firma von der Treuhand verscherbelt?
Nein. Der Preis inklusive Altlasten betrug knapp eine Million DM. 100.000 DM mussten angezahlt und alle Mitarbeiter übernommen werden.

Woher hatten Sie das Geld?
Ich hatte Glück. In der Wendezeit lernte ich den westdeutschen Großhändler Manfred Lux kennen. Ein guter Charakter. Er wollte nicht nur ein Geschäft machen. Er half bei der Finanzierung, unterstützte beim Marketing und bei der Namensfindung. Ohne ihn wäre es nicht so gut gelaufen.

Ende gut, alles gut...
Leider nicht. In den ersten Jahren war es schwierig, Produkte aus dem Osten zu platzieren. Aber es musste und durfte kein Mitarbeiter entlassen werden. Es gingen die, die in den Vorruhestand gehen konnten.

Das hat gereicht, um sich als Firma zu behaupten und heute deutschlandweit gelistet zu werden?
Im Rückblick sieht das so einfach aus. War es aber nicht. Zuerst musste ich klarstellen: Kunella ist keine Ostmarke, sondern eine Marke, die in Brandenburg, Sachsen, Schlesien und Westpreußen vor dem Krieg bekannt war. Schlesier verschlug es in die alten Bundesländer und sorgten für Bekanntheit. Auch wenn unsere Produkte deutschlandweit zu haben sind, heißt das nicht, dass die gesamte Produktrange erhältlich ist. In einem Regal stehen zwei Artikel. In einem anderen 20. Doch das Wichtigste für den Erfolg waren und sind die Mitarbeiter. Die fühlen sich bei Kunella zuhause und waren über ihre reguläre Arbeitszeit hinaus immer einsatzbereit. Das hat sich herumgesprochen. Viele Neue kommen wegen dem guten Arbeitsklima. Soziale Aspekte kommen nicht zu kurz, aber es wird großes Engagement verlangt.

Sie werden in diesem Jahr 70. Denken Sie nicht ans Aufhören?
Was soll die Frage? Ich bin gesund, die Firma ist mein Leben. Warum sollte ich aufhören? Und außerdem, was soll dann aus meinen Mitarbeitern werden? Nein, Aufhören ist noch kein Thema.

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