Spirituosen Höhen und Tiefen - Ready-To-Serve

Der Spirituosen-Markt stagniert. Bei den Segmenten gibt es aber zum Teil erhebliche Veränderungen. Eine Vorstellung der Gewinner und Verlierer.

Donnerstag, 24. März 2011 - Sortimente
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Höhen und Tiefen - Ready-To-Serve
„Es gab einen Hype um Cola-Mix-Getränke
Bildquelle: Mugrauer, iStockphoto
Ready-To-Serve im Trend
So genannte Ready-To-Serve-Cocktails sind der derzeit auffälligste Trend im Spirituosen-Markt. Die Marketingbotschaft dabei ist ebenso einfach wie effektiv: Für einen professionellen Cocktail braucht man kein Barkeeper-Wissen mehr, muss man nicht alle Zutaten mühevoll besorgen oder in eine Bar gehen. „Aktuell befinden sich einige innovative spirituosenbasierte Cocktails im Distributionsaufbau. Wir können uns durchaus vorstellen, dass sich diese Produkte zum Sommer hin sehr attraktiv entwickeln", sagt Nielsen-Expertin Verbeek. Diese Warengruppe „Cocktails" entwickelte sich bereits 2010 sehr positiv (Absatz +8 Prozent/ Umsatz +11 Prozent).

Treiber waren vorrangig weinbasierte Produkte wie beispielsweise Cool Up von der Katlenburger Kellerei oder Tropica. Das aber auch die spirituosenbasierten Cocktails gut funktionieren, zeigt eine regelrechte Flut an Neueinführungen. So gab Bacardi im Februar bekannt, eine Piña Colada in die Märkte zu bringen. Damit baut das Unternehmen sein Convenience-Segment nach dem erfolgreichen Launch von Mojito Ready-To-Serve aus. „Die Absatzentwicklung im Convenience-Segment ist sehr vielversprechend", sagt Yvonne Naber, Unternehmenssprecherin Bacardi.

Der Wettbewerb ließ, auch angesichts des Erfolges von Bacardi Mojito Ready-To-Serve, nicht lange auf sich warten. So gab der Sierra-Markeneigner Borco-Marken-Import Anfang März die Einführung von Sierra-Margarita bekannt. „An der Rezeptur haben wir lange gefeilt. Wir wollten den perfekten Ready-To-Serve-Cocktail, der so schmeckt, wie eine ganz frisch gemixte Margarita", sagt Dr. Tina Ingwersen-Matthiesen, Geschäftsführerin von Borco-Marken-Import. Auch die neue Margarita werde von der mexikanischen Regierung zertifiziert, die ein strenges Auge auf die Qualitätsvorgaben wirft.

Noch einen Tick früher in Sachen Margarita Ready-To-Serve war Beam Global Deutschland mit der Marke Sauza. Der trinkfertige Cocktail mit Sauza Blanco Tequila und dem Curaçao-Likör Triple Sec hat sein Potenzial bereits bewiesen: „Sauza Margerita wurde bereits in anderen Ländern in Europa erfolgreich eingeführt und auch Konsumententests in Deutschland haben gezeigt, dass wir ein hochwertiges Margerita-Produkt zu einem marktgerechten Preis einführen und somit den Konsumenten perfekt bedienen", sagt Jus.
Trotzdem bleiben die Wiesbadener noch vorsichtig, was den Preis der Produkte und die Nachhaltigkeit des Trends angeht: „Eine Premiumpreis-Positionierung zum Originalprodukt werden deutsche Konsumenten, aus unserer Sicht, nicht dauerhaft mittragen. Ob sich dieser Markt langfristig als erfolgreich erweist bleibt abzuwarten", sagt Jus.

Bei Campari sprechen hingegen Argumente gegen fertig gemixte Cocktails: „Ein wichtiger Aspekt für den stilvollen Spirituosen-Genuss und das Mixen ist auch die Zubereitung, das heißt das eigene Mixen. Dies gilt sowohl für viele Verbraucher als auch für einen großen Teil der Gastronomie. Deshalb sind diese Art von Fertigmixes bei den Barkeepern der meinungsbildenden Top-Gastronomie in der Regel wenig beliebt", sagt Jensen. Demzufolge habe sich Campari auch nicht näher mit dem Thema befasst.

Neue Markenaffinität der Verbraucher?
Die vielen Neuheiten von Campari, Beam Global, Bacardi oder Borco-Marken-Import zeigen: Das Spirituosen-Segment wird nach wie vor definiert und vorangetrieben von Innovationen der etablierten Marken. Doch wie ist es um die Markenaffinität der Konsumenten überhaupt bestellt? Angelika Wiesgen-Pick, Geschäftsführerin beim Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure, sieht angesichts der Zahlen des aktuellen „Nielsen Global Online Survey" die Markenproduzenten im Aufwind. Demnach habe sich die Verbraucherstimmung nach der Finanzkrise unter anderem wegen der Lage auf dem Arbeitsmarkt gebessert und diese gute Verbraucherstimmung sei nun mal für die Spirituosenbranche von hohem Stellenwert. „Die Geiz-ist-Geil-Welle bezüglich der Nachfragen nach Spirituosen ist vorüber", sagt Wiesgen-Pick. „Ein neues Konsumbewusstsein weg von Handelsmarken, hin zu Marken mit Profil und Qualität, setzt sich in Deutschland immer mehr durch – dieses zeigt sich auch in dem zunehmenden Angebot von Markenspirituosen in Deutschland 2010."

Demgegenüber steht allerdings die Entwicklung der Private-Labels. Eigenmarken des Handels spielen in den wichtigen Segmenten Wodka und Korn eine entscheidende Rolle und auch 2010 konnte der Anteil gesteigert werden. „Generell kann man sagen, dass Handelsmarken bei Spirituosen ihren Absatzanteil 2010 auf fast 44 Prozent steigern konnten. Treiber waren 2010 die kooperierenden Discounter, die kleinen Verbrauchermärkte sowie die großen Supermärkte", sagt Katharina Verbeek von Nielsen. Der Umsatzanteil lag 2010 insgesamt bei 34,2 Prozent (LEH+Drogeriemärkte inklusive Aldi). In den Kategorien Anis, Eierlikör, Gin, Grappa, Klarer, Mandellikör und Doppelkorn sei der Handelsmarkenanteil sogar auf mehr als 60 Prozent gestiegen.

Auch Wiesgen-Pick konstantiert, dass es den „hybriden", also den zweigeteilten Konsumenten gibt: „Einerseits suchen sie den Luxus und hochwertige Markenprodukte, anderseits fordern sie auch Diskontierung." So lässt sich eine generelle neue Markenaffinität der Verbraucher nicht eindeutig feststellen. Als unter Branchenkennern und Analysten sicher gilt jedoch nach wie vor die steigende Beliebtheit von Import-Marken, von der unter anderem Campari, Beam Global, Borco-MarkenImport und andere Importeure profitieren.

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Bild öffnen Spirituosen (Bildquelle: iStockphoto)

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