Napoleon war's. Ihm haben wir die Konservenbüchse zu verdanken. Denn er lobte als Oberbefehlshaber der französischen Armee einen Preis aus, für die „Kunst, alle animalischen und vegetabilischen Substanzen in voller Frische zu erhalten“. 1810 erhielt der Franzose Peter Durand das Patent. Und auch nach 200 Jahren setzen viele Hersteller von Gemüse, Suppen oder Eintöpfen auf die Verpackung aus Stahl. Auch wenn laut GfK 2009 im LEH 4,9 Prozent weniger (Menge) Fertiggerichte, Suppen und Eintöpfe verkauft wurden, blieb der Marktanteil der Dose mit 80 Prozent stabil. Ähnlich bei Gemüse: Von 2006 bis 2009 verlor der Gesamtmarkt 10,6 Prozent der Menge, der Marktanteil der Dose blieb jedoch mit 75 Prozent konstant. Dass die Konservendose eine moderne Verpackung ist, sich in Sachen CO2-Verbrauch oder Nachhaltigkeit nicht zu verstecken braucht, darauf will die Kampagne „Wir handeln für weniger CO2“ der Initiative „Die Dosenköche“ hinweisen. Zielgruppe ist der Handel: „Frische ist für den Handel sehr wichtig“, sagen Nicole Regnery von Rasselstein und Sibylle Vollmer vom Verband Metallverpackungen, „und Obst und Gemüse aus Dosen werden erntefrisch unmittelbar verarbeitet.“ Zudem entfalle die Kühlung, das spart Kosten am PoS. Die Konservendose lasse sich zudem leicht verräumen.
Immerhin schon 75 Jahre alt ist die Getränkedose. Nach dem Absatzeinbruch hier zu Lande mit der Einführung des Pflichtpfandes auf Einweggebinde wachsen die Marktanteile wieder, vor allem bei Bier. Insgesamt stieg der Verbrauch von bepfandeten Getränkedosen hier zu Lande 2009 um 13,9 Prozent auf gut 740 Mio. Die Dose hat in Rewe-Bierregalen inzwischen einen Marktanteil von 8 Prozent erreicht. Edeka Hessenring wählte für ihre Eigenmarke „29“ Bier in Halbliter-Stahldosen von Ball Packaging Europe und lässt die Softdrinks der Eigenmarke „Perlquell“ in der 0,33-l-Sleek-Can abfüllen. Als Ergänzung zur 0,5-l-PET-Cola-Flasche launchte Coca Cola Deutschland die 0,25-l-Dose als Gebinde für unterwegs.
Konsequente Aufklärungsarbeit über die Vorzüge der Dose stand – und steht – auf der Agenda der Hersteller. So verweist Wolfgang Hinkel, Geschäftsführer Ball Packaging Europe Metall GmbH, auf die Recyclingrate bei Getränkedosen: Sie liegt bei mehr als 90 Prozent, das spare CO2 und Energie. Die Dose schütze das Füllgut komplett vor Licht und verfüge als einzige Verpackung über absolute Dichtigkeit gegen Eindringen von Sauerstoff und Verlust von Kohlensäure. Die aktuelle Ökobilanz des ifeu-Instituts sieht die Getränkedose als ökologisch konkurrenzfähig im Vergleich zu PET- und Glaseinweg-Flasche und auf Augenhöhe mit Mehrweg: Materialeinsparungen, hohe Recyclingquoten, das veränderte Verhalten der Verbraucher sind Gründe. „Es gibt keine gute oder schlechte Verpackung“, bilanziert Hinkel und schlussfolgert: „Im Sinne der Umwelt sollte die Rolle der Dose künftig ausgebaut werden. Mehrweg und Einweg-Angebote haben in bestimmten Segmenten ihre Berechtigung.“
Im Ball-Packaging-Forschungszentrum in Bonn sorgen rund 70 Mitarbeiter dafür, dass die Dose mit der Zeit geht. Die Abteilung von Sabine Köppe, Manager Laboratory Services, kümmert sich um deren Innenleben, macht Kompatibilitätstests, sprich, will erkunden, wie dünn eine Dosenwand sein darf bzw. welche Einflüsse das Füllgut auf die Innenbarriere hat. „Das ist Kundendienst“, sagt die Wissenschaftlerin. Denn damit werden auch Aussagen über die so genannte Shelf-Life-Prediction getroffen, d.h. das MHD. Andere Teams widmen sich Dingen, die am PoS auf den ersten Blick bzw. ersten Griff zu erfassen sind: Form, Dekor, Deckel der Dose. Den Bonnern gelang es, ein digitales Druck-Verfahren zu entwickeln, mit dem ohne Druckvorstufe für immer kleinere Losgrößen individuell gestaltete Dekors auf die Dose aufgebracht werden können. „Es sind Einzelserien mit Fotos möglich. Gerade für Großveranstaltungen ein interessanter Ansatz“, sagt Robert Jansen, Director Innovation. Inzwischen lassen sich Aromenstoffe in die Beschichtung integrieren, die Dose kann dank Bedruckung mit fluoreszierender Farbe leuchten. Nicht zu vergessen den wieder verschließbaren Deckel, den Ball Packaging Europe entwickelte. „Das Innovations-Potenzial der Dose ist definitiv noch nicht ausgereizt“, sagt Jansen.
Aus Stärke
Ganz neue Verpackungen, interessant gerade auch für Einzelhändler, entwickelt die Bionatic Deutschland GmbH in Bremen: Unter der Marke Greenbox hat das Unternehmen, das vor zwei Jahren startete, kompostierbare, biologisch abbaubare Verpackungen für Salate, Hamburger oder Baguette ebenso im Angebot wie Gabeln oder Löffel aus Stärke. „Wo eher händisch gearbeitet wird, wie zum Beispiel an der heißen Theke im Supermarkt oder in der Schnibbelküche, kommen wir zum Einsatz“, sagt Geschäftsführer Robert Czichos. Vor allem in Ballungsräumen, wo Bio, Convenience und der Deli-Gedanke weit verbreitet seien, sieht Czichos gute Marktchancen für diese Verpackungen. Die Bremer bieten Hüllen auf der Basis von Poly-Milchsäuren (PLA) an, die ihrerseits aus Mais gewonnen wird. Aber auch recyceltes PET, Pflanzenfasern oder Bio-Kunststoffe kommen zum Einsatz, um stabile und optisch sehr ansprechende Verpackungen für den Obst-Salat in der Convenience-Theke oder das Gulasch von der heißen Theke zu kreieren. „Der Markt wächst weiter“, ist sich Czichos sicher. (sk){tab=Bildergalerie}
Alles aus Stärke: Unter der Marke Greenbox gibt es Convenience-Lösungen z. B. für Salate.