Obst und Gemüse Schönheitsideal contra Verschwendung - Coop

Früchte, die nicht den gängigen Normen entsprechen, werden im traditionellen Handel kaum verkauft. Aber die Lage ändert sich allmählich. Ein Situationsbericht.

Dienstag, 28. Januar 2014 - Sortimente
Heidrun Mittler
Artikelbild Schönheitsideal contra Verschwendung - Coop
Bildquelle: Agentur Lauthals
„Etwas gegen Verschwendung zu tun, ist für uns kein Werbegag, sondern ernstes Anliegen.“
Maja Leuchtenberger, Marketingleiterin Bio-Company

In der Schweiz vermarkten mehrere Unternehmen entsprechende Ware. Die Coop hat dafür schon eine eigene Produktlinie ins Leben
gerufen, sie nennt sie „Ünique“ (unique heißt auf Französisch und Englisch „einmalig“ sowie „einzigartig“).

So hat man beispielsweise befristet Aprikosen verkauft, die vom Hagel kleine Flecke bekommen hatten. Urs Meier von der Coop weist darauf hin, dass ansonsten ein Viertel der gesamten Aprikosenernte hätte vernichtet werden müssen. Die Schweizer Kunden jedenfalls zeigen Verständnis für diese Launen der Natur. „Ünique“ wird fortgeführt, abhängig vom saisonalen Angebot.

Die Migros führt ebenfalls „normabweichende oder durch Naturschäden wie Hagel beschädigte Früchte oder Gemüse, als Produkte Klasse II“, so Martina Bosshard vom Migros Genossenschafts-Bund mit Sitz in Zürich. Allerdings, so räumt sie ein, „ist der Anteil ... sehr klein“.

Noch einmal zurück nach Deutschland: Es gibt sogar ein Geschäft, welches ausschließlich Obst und Gemüse verkauft, das aus dem Rahmen fällt. Ugly Fruits (auf deutsch: hässliche Früchte) handelt mit Waren, die zu klein, zu groß, zu krumm oder verwachsen sind. Das Start-up-Unternehmen hat ein schlüssiges Konzept samt Anzeigen entworfen, aufmerksamkeitsstarke Plakate gestaltet und Flyer gedruckt. Allerdings existiert die Firma nur auf dem Reißbrett, als Gegenstand einer Abschlussarbeit im Studienfach „visuelle Kommunikation“. Die drei Studenten, Giacomo Blume, Moritz Glück und Daniel Plath, haben viel Resonanz auf ihre Abschlussarbeit bekommen. „Viele Menschen haben uns gesagt, dass sie das Obst kaufen würden“, sagt Giacomo Blume. Aber die Drei wollte keinen Gemüseladen eröffnen, sondern eine Werbeagentur gründen.

Übrigens: Eine ganz neue Dimension bekommt das Thema Verschwendung, wenn man an Ware mit geringfügigen Beschädigungen denkt. Bei 42 Äpfeln in der Steige kann es schon einmal vorkommen, dass einer davon einen Fleck hat. Für viele Kaufleute ist das Vorgehen klar: Ab in die Mülltonne! Oder aber, man handelt wie Jens Segebrecht , der in Hannover den Edeka Schlemmermarkt auf der Lister Meile betreibt: „Mir tut es in der Seele Leid, wenn wir Lebensmittel wegwerfen“ , sagt er, darum bemühe er sich um eine intelligente Lösung. Sein Team schneide solche Äpfel zum Probieren auf, „unser Kunde soll immer etwas verkosten können.“ Oder aber, man packe Früchte mit kleinen Fehlern separat auf ein Tray, überziehe es mit Klarsichtfolie und biete es zu einem günstigen Preis an. Dazu Segebrecht: „Bei uns gibt es einen kleinen Kundenkreis, der das annimmt.“ Warum auch nicht?

„Die Produktlinie Ünique wird fortgeführt, abhängig vom saisonalen Angebot.“
Urs Meier, Mediensprecher Coop Schweiz

Neue Produkte

Viel gelesen in Hersteller

HIT Produkte 2023

Im Gespräch - Hersteller