Frau Meil-Fischer, Sie sind seit Anfang des Jahres verantwortlich für das Marketing und die Kategorie-Entwicklung der gelben und weißen Linie bei Arla Foods in Deutschland. Wie würden Sie Ihren Einstieg beschreiben?
Laurence Meil-Fischer: Ich kenne Arla bereits sehr gut, aus meiner sechsjährigen Tätigkeit in unserer Unternehmenszentrale in Dänemark. Dort war ich von 2011 bis 2016 in verschiedenen Managementpositionen sowohl für Produkte der gelben als auch der weißen Linie verantwortlich. Daher war der Einstieg für mich vergleichsweise leicht. Allerdings ist Deutschland als größter Markt Europas mit einem intensiven Wettbewerb auch sehr herausfordernd. Zahlreiche starke Marken sind hier unterwegs. Gleichzeitig bietet der hiesige Markt viele Chancen.
Und welche Herausforderungen sehen Sie?
Wir wollen Arla zu einer Household Name Brand weiterentwickeln. Dabei legen wir einen starken Fokus auf nachhaltige Milchwirtschaft und wollen mit Innovationen überzeugen. Hierbei spielen unsere Landwirte, die Eigentümer unserer Genossenschaft sind, eine zentrale Rolle. Denn nur gemeinsam mit ihnen können wir eine nachhaltigere Milchwirtschaft erfolgreich gestalten. Auf der Marketingseite legen wir in den kommenden Monaten einen Fokus auf laktosefreie Produkte. Denn hier sehen wir in Deutschland ein sehr gutes Wachstumspotenzial. Mit Arla Lacto-free bieten wir einen geschmacklich einmaligen Milch-Drink und eine moderne, junge Marke, die wir ausbauen wollen.
Die Nachfrage nach laktosefreien Produkten steigt in Deutschland kontinuierlich. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Laktosefreie Produkte kommen aus ihrem Schattendasein heraus und werden verstärkt von einer größeren Verbraucherzahl nachgefragt. Sie sind bei Weitem nicht mehr nur ein Ersatzprodukt für Menschen mit Laktoseintoleranz, sondern haben sich als Alternative für viele Verbraucher etabliert. Etwa 15 Prozent der deutschen Bevölkerung sind von einer Laktoseintoleranz betroffen, das sind rund 12 Millionen Menschen, plus zusätzlich 13 Prozent der Bevölkerung, die aus unterschiedlichen Gründen auf Laktose verzichten. Diese Gruppe wird immer größer, und sie möchten trotz des Verzichts auf Laktose keine Abstriche machen, weder bei der Produktauswahl noch beim Geschmack. Die individuellen Bedürfnisse der Verbraucher sind aus meiner Sicht der größte Wachstumstreiber für laktosefreie Produkte.
Welche Schlüsse kann man daraus ziehen?
Das Kühlregal für laktosefreie Produkte muss vielfältiger und innovativer werden. In Deutschland ist Arla mit laktosefreier frischer Trinkmilch die Nr. 1 bei einem der großen Einzelhändler und starker Wachstumstreiber in der Kategorie. Diesen Erfolg wollen wir ausbauen.
Wie bewerten Sie den Trend zu laktosefreien Produkten in Europa?
In anderen Ländern, beispielsweise Schweden, lässt sich die Wachstumsdynamik im laktosefreien Sektor noch deutlich stärker als in Deutschland erkennen. So liegt der Marktanteil laktosefreier Milch etwa in Schweden bereits bei rund 18 Prozent, Tendenz steigend. Dort gewinnt laktosefreie Milch mehr Marktanteile als pflanzenbasierte Produkte. Und es gibt bereits eine viel größere Bandbreite an laktosefreien Produkten. Auch in der Arla-Gruppe verfügen wir über alle Länder hinweg bereits über rund 80 laktosefreie Produkte. Wir haben in dem Bereich bereits ausgezeichnetes Know-how und sind auf vielen Märkten erfolgreich unterwegs.
Was macht Arla erfolgreich?
Wir sind überzeugt: Geschmack ist der Schlüssel. Der Großteil der am Markt vorhandenen Produkte schmeckt süß und die Verbraucher müssen geschmackliche Abstriche machen. In Sachen Geschmack haben wir hingegen bereits mit unseren vorhandenen Frischmilch-Drinks, 1,5 und 3,5 Prozent, mit echtem Milchgeschmack einen Maßstab gesetzt. Verbraucher sollen für ihre individuellen Bedürfnisse die richtige Wahl treffen können, ohne Kompromisse.
Was ist das Besondere an Ihrem Herstellungsverfahren, damit die Milchprodukte nicht so unnatürlich süß schmecken?
Wir haben für das patentierte Verfahren in spezielle Anlagen investiert, um sicherzustellen, dass das Filtrationsverfahren den Nährstoffgehalt und die Geschmacksqualität unserer laktosefreien Produkte nicht beeinflusst. Durch das Verfahren wird der Milch ein Großteil ihrer natürlich enthaltenen Laktose, also der Milchzucker, entzogen. Erst nach diesem Herstellungsschritt wird das Enzym Laktase hinzugefügt, das schließlich die restliche Laktose in ihre Bestandteile Glukose und Galaktose spaltet, wodurch das Endprodukt leichter zu verdauen ist. Dieses Verfahren sorgt für einen natürlichen, echten Milchgeschmack bei Arlas laktosefreien Produkten – ganz ohne den süßen Geschmack wie bei vielen Produkten im Markt.
In der laktosefreien Range bot Arla hierzulande bisher zwei frische Milchsorten an. Das ist noch übersichtlich, aber es ist zu hören, dass Sie hier nachbessern wollen. Also: Welche laktosefreien Produkte aus dem Hause Arla kommen auf den Markt und wann?
Zusätzlich zu unserer bisherigen Range unter der Marke Arla Lacto-free legen wir jetzt mit weiteren Produkten nach: laktosefreie H-Milch-Drinks, einen Greek Style Yogurt Natur, einen Skyr Natur und eine laktosefreie Schlagsahne. Die Produkte werden ab etwa Mitte Mai 2022 in ersten Supermärkten verfügbar sein.
Was zeichnet Ihrer Meinung nach diese Produkte aus?
Sowohl der Skyr Natur als auch der Greek Style Yogurt sind besonders cremig und mild im Geschmack und die laktosefreien H-Milch-Drinks bieten, wie das bereits erhältliche Frischeprodukt, den echten Milchgeschmack ohne die leichte Süße, wie Verbraucher sie meistens von herkömmlichen laktosefreien Produkten kennen.
Welches Potenzial sehen Sie in der laktosefreien Range für die Zukunft?
Wir sehen bei Arla ein großes Wachstumspotenzial bei laktosefreien Produkten. So ist etwa laktosefreie Milch neben Bio einer der Wachstumstreiber im deutschen Markt für frische Trinkmilch, mit einem Umsatzplus von zuletzt 5,5 Prozent 2021. Dabei ist noch viel Potenzial vorhanden, denn derzeit macht laktosefreie Milch nur 3 Prozent bei Frischmilch und 10 Prozent bei UHT-Produkten aus. Mit unserem bereits vorhandenen laktosefreien Frischmilch-Drink und den neuen H-Milch-Drinks wollen wir noch stärker Teil dieses Wachstums sein.
Und abseits der Trinkmilch?
Joghurt- und Quarkprodukte liegen bei laktosefreien Produkten nach Umsatz auf Platz zwei und wachsen ebenfalls deutlich. Das Joghurt-Segment ist zuletzt um 9,2 Prozent und das Quark-Segment um 5,6 Prozent gewachsen. In diesen beiden Produktkategorien sind wir mit unserem neuen Arla Lacto-free Greek Style Yogurt Natur und Arla Lacto-free Skyr Natur bestens aufgestellt. Die Markteinführung unserer neuen laktosefreien Produkte werden wir mit einer umfangreichen 360-Grad-Kampagne begleiten, von TV-Werbung über Out-of-Home bis zu Social Media und PoS-Maßnahmen. So wollen wir dafür sorgen, dass die Marke Arla Lacto-free ein wichtiger Teil unseres zukünftigen Wachstums auf dem deutschen Markt wird.