Arla Skyr macht den Anfang

Molkereiprodukte sind sensibel, die Verpackung ist deshalb sehr wichtig. Arla hat sich dennoch zwei Ziele gesetzt: bis 2025 alle Verpackungen recycelbar, bis 2030 kein fossiler Neukunststoff. Es beginnt mit Skyr.

Freitag, 08. April 2022 - Molkereiprodukte
Markus Wörmann
Artikelbild Skyr macht den Anfang
Bildquelle: Arla

Ein zentrales Projekt auf dem Weg zu kreislauffähigen Verpackungen von Arla in Deutschland ist die Umstellung der Arla-Skyr-450-Gramm-Becher. Seit dem ersten Quartal setzt Arla in seinem Milchwerk in Upahl (Mecklenburg-Vorpommern) auf einen neuen Becher aus 100 Prozent recyceltem Kunststoff (rPET in der Qualität Post-Consumer-Rezyklat, Food Grade). Komplettiert wird er mit einer Papier-Banderole sowie der Deckelfolie. „Damit geben wir Plastik ein zweites Leben“, erklärt Isabell Schneider, die bis Ende Februar als Sustainability-Innovation-Managerin für die weiße Linie bei Arla die Umstellung hautnah begleitet hat. Heute ist sie Brandmanagerin für Arla Bio bei der Großmolkerei.

Im vergangenen Jahr hat Arla von seinem Skyr im 450-Gramm-Becher knapp 23 Millionen Stück verkauft. (Nielsen Market Track, MAT November 2021, LEH + DM). Nach der Umstellung auf rPET setzt Arla für seinen Skyr in diesem Jahr rechnerisch rund 210 Tonnen des recycelten Kunststoffs ein und spart in gleicher Höhe fossilen Neukunststoff. Zudem hat die neue Verpackung auch einen besseren CO2-Fußabdruck, denn der ist bei 100 Prozent rPET rund 31 Prozent geringer als der des vorherigen Bechers, mit einer absoluten Verringerung des CO2-Fußabdrucks um 14 Gramm CO2-Äquivalente (CO2e) pro Becher (Lebenszyklusanalyse, Sphera, 07/2021). Das entspricht bei 23 Millionen Bechern 322 Tonnen weniger CO2e-Emissionen.

„Darüber hinaus verzichten wir bei allen Skyr-Bechern schon länger auf Stülpdeckel. Hinzu kommt, dass wir dünnere Kunststoffbecher einsetzen, dies spart insgesamt Material“, führt Isabell Schneider weiter aus. Diese dünneren Becher erhalten aus Stabilitätsgründen eine Pappbanderole, die wiederum aus nachhaltigen Quellen stammt, wie FSC-zertifiziertem Karton.

Das Projekt zur Umstellung auf den 100 Prozent recycelten Kunststoffbecher startete Anfang 2021, bevor es ab Februar dieses Jahres erstmalig im Arla-Werk Upahl auf mehreren Linien umgesetzt wurde. „Wir mussten verschiedene, umfangreiche Tests mit den neuen Bechern durchführen, auch auf den Produktionslinien“, verrät die Arla-Managerin, „zudem wurde die Qualität der Deckelfolie an das neue Material angepasst.“ Generell sei die Abstimmung mit den Lieferanten entscheidend, um sicherzustellen, auch das passende Material in der entsprechenden Menge zu erhalten, im Fall von Arla Skyr 100 Prozent rPET. Häufig werde auch Material aus lediglich 80 Prozent rPET und 20 Prozent herkömmlichem PET angeboten. „Das kam für uns allerdings nicht infrage. Zudem ist der interne Austausch über alle Fachbereiche hinweg entscheidend, vom Einkauf über die Produktion bis hin zum Marketing und der Qualitätssicherung. Nur so können mögliche Hindernisse frühzeitig identifiziert werden“, erklärt Isabell Schneider. Das sei auch bei der Ansprache an den Verbraucher entscheidend, um eine rechtskonforme Kommunikation sicherzustellen.

Konzernweite Strategie
Die Verpackungsumstellung bei Arla Skyr im 450-Gramm-Becher ist Teil der unternehmensweiten Arla-Nachhaltigkeitsstrategie mit dem Ziel, bis 2030 das Arla-Markenportfolio vollständig auf kreislauffähige Verpackungen umzustellen. Dabei hat sich das Unternehmen bis 2030 zwei ehrgeizige Ziele gesetzt: Bis 2025 sollen alle Verpackungen recycelbar sein. Ende 2021 lag der Anteil konzernweit bei 90 Prozent. Zudem soll der Anteil an Neukunststoff (Virgin Plastic) aus fossilen Rohstoffen wie Rohöl oder Erdgas in den Arla-Verpackungen bis 2030 auf null Prozent reduziert werden. „Gemessen am Gewicht des gesamten Kunststoffs, der in unseren Verpackungen unternehmensweit verwendet wird, handelte es sich Ende 2020 bei circa 85 Prozent um fossilen Neukunststoff – das entspricht etwa 20 Prozent des gesamten Verpackungsmaterials, das für die Markenprodukte in der Arla-Gruppe verwendet wird“, so Schneider. Ende 2021 hätte der Wert mit 84 Prozent nur etwas niedriger gelegen.

Deshalb prüft Arla für einen großen Teil seiner Produkte beziehungsweise Linien den Einsatz nachhaltigerer Verpackungen. Bereits vor einem Jahr wurde das Mischstreichfett Arla Kærgården auf eine neue, nachhaltigere Verpackung (250 Gramm) umgestellt, die sich im Vergleich zur vorherigen besser recyceln lässt. „Zudem ist sie 8 Prozent leichter und hat einen um 14 Prozent geringeren CO2e-Fußabdruck“, bemerkt Isabell Schneider, „ein großer Schritt, denn 2021 landeten mehr als 60 Millionen Packungen von Arla Kærgården in den Einkaufswagen der Deutschen.“

Grundsätzlich sei rPET sehr gut auch für Mopro-Verpackungen geeignet, resümiert die Arla-Managerin. Ihre Molkerei setzt es neben Deutschland auch in anderen europäischen Märkten ein. „Allerdings ist die Verfügbarkeit von rPET in lebensmitteltauglicher Qualität nach wie vor begrenzt. Zudem ist rPET hierzulande noch nicht voll kreislauffähig, das heißt, der weitere Verwertungsweg nach dem Einsatz ist im deutschen Recylingsystem noch nicht etabliert“, bemängelt Schneider. Bisher gelinge das nur im Bereich der PET-Mehrwegflaschen. „Wir setzen uns bei den entsprechenden Organisationen dafür ein, dass die volle Kreislauffähigkeit von rPET als Lebensmittelverpackung auch in Deutschland zukünftig möglich ist, damit das Material auch hierzulande in großen Mengen einer häufigen Wiederverwertung zugeführt werden kann“, erklärt Schneider die Ambitionen von Arla.

Dennoch ist das Thema der nachhaltigeren Verpackung kein Selbstläufer. Auch für Arla steht an erster Stelle, dass man ein sicheres Lebensmittel mit entsprechender Haltbarkeit anbieten könne. Das sei wichtig, um Lebensmittelverschwendung bei den Verbrauchern vermeiden zu können. „Unsere Abteilung Food Safety prüft zunächst alternative beziehungsweise neue Verpackungen umfassend auf Produkt- und Lebensmittelsicherheit“, schildert Schneider, „im nächsten Schritt finden umfangreiche Tests an der Produktionslinie statt. Erst wenn diese erfolgreich verlaufen, werden die neuen Verpackungen in unser Portfolio aufgenommen.“

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