Prowein Marktmacht der Reben

Im Vorfeld der Prowein sorgten zwei große Übernahmen für Furore. Die LP sprach in Düsseldorf mit den wichtigsten Akteuren dieser Deals. Außerdem spannend: das Comeback der Markenweine.

Montag, 09. April 2018 - Getränke
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Marktmacht der Reben

Hans-Joachim Momm war die Erleichterung bei der jüngsten Prowein deutlich anzumerken. Nach fast zwei Jahren Verhandlungen und Gerüchten gibt es jetzt auch für den Deutschland-Geschäftsführer des spanischen Cava-Herstellers Freixenet Gewissheit: Eine Mehrheit der Aktien von 50,67 Prozent geht an die deutsche Henkell & Co.-Gruppe. „Die Diskussion gab es ja schon länger. Irgendwann sind die Mitarbeiter die Gerüchte Leid und wollen, dass eine Entscheidung kommt. Diese ist jetzt da und sie ist auch gut“, sagt Momm gegenüber der Lebensmittel Praxis.

Unabhängig davon, was der Deal für die mittlerweile in Mainz ansässige deutsche Tochter von Freixenet bedeutet, können Momm und sein Team starke Zahlen präsentieren. Alle Geschäftsbereiche, also Sekt, Wein und Weinhaltige Cocktails konnten 2017 ein zweistelliges Wachstum vorweisen. Teilweise liegt das in den schwachen Vorjahren oder Promotions begründet, allerdings scheint Freixenet seinen Marken auch die richtigen Impulse gegeben zu haben. Bei Carta Nevada war dies laut Marketingdirektorin Kirstin Brunkhorst die erfolgreiche Einführung der Variante Extra Dry mit 2017 mehr als einer Million verkaufter Flaschen. Spaß macht Freixenet auch das Geschäft mit weinhaltigen Cocktails unter der Marke Mia. Die Käuferreichweite der sechs Sorten umfassenden Range konnte zuletzt laut Brunkhorst verdoppelt, das Volumen verdreifacht werden. Trotzdem zeigt die Kategorie Ermüdungserscheinungen: „Der Hype ist ein bisschen weg. Es geht Richtung Marke oder Billigprodukt. Dazwischen wird es schwer“, erklärt Momm. Auch die Markenweine von Freixenet, Mederaño und Mia konnten mit zweistelligen Absatzzuwächsen gegen den Trend zulegen (IRI, LEH > 200 Quadratmeter, inklusive Aldi/DM). Der Bereich Markenwein wird in diesem Jahr mit einem völlig neuen Produkt noch besonders gestärkt, aber dazu später mehr.

Wir bleiben ein unabhängig agierender Distributeur mit Fokus auf Premium.
Markus Hotze, Eggers & Franke

Traditionelles Importhaus jetzt mit neuem Eigentümer
Die zweite große Meldung der Branche kam ebenfalls wenige Tage vor der Prowein: Der deutsche Marktführer im Schaumweinbereich, Rotkäppchen-Mumm, übernimmt das traditionelle Importhaus Eggers & Franke aus Bremen. Der Geschäftsführer für die LEH-Division des Hauses, Markus Hotze, wollte sich noch nicht über die Details des Deals und mögliche Auswirkungen äußern, schließlich steht die Zustimmung der Kartellbehörden noch aus. Allerdings biete der Importeur seit jeher eine große Kompetenz bei Premium-Weinen und Spirituosen sowie hervorragende Kontakte in das Ausland, von denen Rotkäppchen, beispielsweise mit einer Marke wie Gelderman, nur profitieren könne. Für die unmittelbare Zukunft bleibe aber erstmal alles wie es ist. Insbesondere die Arbeit oder Zusammenstellung des Außendienstes von Eggers & Franke sei von der Übernahme nicht betroffen, erklärt Hotze bei der Prowein.

Im Fokus bei der Messe stand für Eggers & Franke neben Wein das Thema Aquavit. Die Spirituose aus dem hohen Norden soll weiter durch aufmerksamkeitsstarke Aktionen gefördert werden, sodass aus dem „Underdog möglicherweise ein Trend entsteht“ (Product Group Manager Judith Kümpel). Im Lebensmittel-Einzelhandel wird das Thema mit einem Flagship-Store und dem Motto „Spirit of the Nordics“ gespielt. Der nächste Slot ist für April geplant. Während für Edeka, Rewe und Co. vor allem Linie, Aalborg und Malteser eine Rolle spielen, bietet Eggers & Franke für die Gastronomie den nicht fassgelagerten Lysholm No 52, der sich optisch und vom Produktkonzept an der Komplexität von Gin orientiert.

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