Mirow in Mecklenburg-Vorpommern. Es ist ein Bild wie aus den Weiten Amerikas: Leonhard Emmel treibt auf seinem Pferd eine Herde Angus-Rinder vor sich her. Doch diese Szene spielt sich mitten in der Idylle der Mecklenburgischen Kleinseenplatte ab. Hier arbeiten die jüngsten Block-House-Partnerlandwirte Leonard Emmel und seine Frau Florence Hallier, die den „Zeitenhof“ betreiben. Landwirtin Hallier hat einen Teil ihrer Ausbildung in den USA absolviert. Mit „Mob Grazing“ hat sie ein Konzept für ganzheitliches Weidemanagement mitgebracht, das speziell für den Einsatz in Trockengebieten entwickelt wurde. Das Konzept besteht darin, eine Weide in mehrere kleine Flächen aufzuteilen. Die Tiere werden jeden Tag an einen anderen Ort getrieben. Der Ansatz funktioniert: Nach einem Jahr sind die 200 Hektar Weiden der Landwirte mit dichtem grünem Gras bewachsen und weisen eine große Insektenvielfalt auf.
Beide Landwirte haben sich vor Kurzem dem Block-House-Rinderaufzuchtprogramm angeschlossen und halten nun über 180 Angus- und Hereford-Rinder exklusiv für das Hamburger Unternehmen. „Unser Ziel ist es, eine tierfreundliche Haltung zu gewährleisten. Daher bleiben die Kälber mindestens acht Monate bei den Mutterkühen“, sagt Landwirtin Hallier.
Ortswechsel: Seit 2015 nimmt Bernd Teickner aus dem rund 150 Kilometer von Hamburg entfernten Gumtow am Block-House-Rinderaufzuchtprogramm teil. Der Betrieb hat 220 Mutterkühe der Rasse Uckermärker. Block House zahle für das Kilo Rindfleisch über dem Marktniveau, berichtet Bernd Teickner. Hinzu kommt die Sicherheit, dass die vereinbarte Rindermenge zum abgesprochenen Zeitpunkt abgenommen wird. „So können wir gut für die Zukunft planen und die Rinder tiergerecht halten.“
Handelspartner und Vermarkter der Landwirte ist Block Foods. Jahrzehntelang wurde das Rindfleisch für die Gastronomie der Block Gruppe überwiegend aus Südamerika bezogen. Zu Beginn der 2010er-Jahre hatte sich der Markt jedoch verändert: Die Nachfrage aus Asien nach südamerikanischem Rindfleisch stieg an und das Angebot verknappte sich. Das Unternehmen entwickelte die Idee einer „eigenen“ heimischen Rinderzucht.
Seit 2008 ist Karl-Heinz Krämer als Vorstand der Block Foods AG für den Fleischeinkauf verantwortlich. Um die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit mit regionalen Landwirten auszuloten, reiste er 2014 nach Mecklenburg-Vorpommern und Nordbrandenburg. „Im September 2014 haben wir die erste Fleischlieferung erhalten, die damals aus 600 Rindern bestand“, erinnert sich Krämer. Zehn Jahre später arbeitet Block House in Deutschland mit 36 Vertragslandwirten zusammen, die insgesamt rund 9.000 Uckermärker- und Angus-Rinder sowie seit Kurzem auch Hereford-Rinder für das Unternehmen züchten.
Noch bezieht Block House einen Großteil des Fleisches aus Übersee, doch der Anteil an inländischem Fleisch steigt kontinuierlich. Zur Sicherung der Fleischqualität hat Block House feste Kriterien für die Haltung entwickelt. So müssen die Kälber etwa sechs Monate bei den Mutterkühen auf der Weide aufwachsen, gefüttert wird nur mit gentechnikfreiem Futter aus regionalem Anbau. Wichtig ist auch, dass die Rinder in Offenställen auf Stroh gehalten werden. Jedes Tier hat fast doppelt so viel Platz wie gesetzlich vorgeschrieben. Die Schlachtung erfolgt in regionalen Schlachthöfen, um möglichst kurze Transportwege zu gewährleisten. Die Rinderviertel werden dann gekühlt zur Block-House-Fleischerei nach Hamburg transportiert. Hier wird das Fleisch zerlegt und zugeschnitten. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt reift es, bis es die gewünschte Zartheit erreicht.
Projekt steht heute auf eigenen Beinen
Die Landwirte bekommen ihre Tiere von Block House besser bezahlt als von anderen Abnehmern. Da die Aufzucht teurer ist, muss das ganze Tier vermarktet werden. Ein Rind liefert 20 bis 30 Kilogramm Steaks, der Rest wird zu Gulasch, Rouladen, Burgerpattys oder Bouillon verarbeitet.
Nachdem das Projekt in den ersten Jahren subventioniert wurde, steht es heute auf eigenen Beinen. Es entwickelt sich laut Block-House-Vorstand Karl-Heinz Krämer gut und soll weiter ausgebaut werden: So verkauft der Händler Famila die Ware derzeit in 23 Märkten an der Bedientheke, in 43 Märkten als SB-Ware. Und auch Tegut bietet das Rindfleisch unter dem Namen „Landprimus“ an.
Die Historie des Block House
Block House ist eine 1968 gegründete Restaurantkette aus Hamburg, die auf Steaks spezialisiert ist. Die Gruppe wurde von dem Hamburger Gastronomen Eugen Block mit Unterstützung seiner Schwester Marlies Head nach dem Vorbild US-amerikanischer Steakhäuser aufgebaut.
Die Aufteilung der Block Gruppe
Die Block Gruppe ist spezialisiert auf die Bereiche Systemgastronomie, Hotellerie und Lebensmittelproduktion. Die Gruppe besteht aus 18 Unternehmen, für die 2.700 Mitarbeiter tätig sind. Der Umsatz betrug im vergangenen Jahr 493 Millionen Euro.
Die Abteilungen der Block Foods AG
Die Division Block Foods wurde 2004 gegründet. Unter dem Dach der Block Foods AG sind neben der Block House Fleischerei auch Block Handel, Block Menü und Block Logistik organisiert.
Das Uckermärker-Rind
Seit dem Jahr 2014 züchtet die Block Gruppe gemeinsam mit mittlerweile 36 Vertragslandwirten in Nordbrandenburg und Mecklenburg-Vorpommern jährlich etwa 9.000 Uckermärker- und Angus-Rinder. Die Rasse Uckermärker entstand durch die Kreuzung der Rassen Fleckvieh und Charolais. Charakteristisch ist ein lang anhaltendes Fleischwachstum mit feiner Marmorierung. Die Rasse wird als „Fleischrind“ bezeichnet. Weibliche Tiere können bis zu 650 Kilogramm wiegen, männliche bis zu 1.300. Sie zeichnen sich durch ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit und Robustheit aus.