Fleisch, Wurst & Geflügel Glückliche Hühner

Hähnchenfleisch aus konventioneller Tierhaltung wird zunehmend kritisch betrachtet. Wir stellen Konzepte vor, die zwischen „konventionell-billig“ und „bio-aber teuer“ liegen.

Montag, 14. September 2020 - Fleisch
Jens Hertling
Artikelbild Glückliche Hühner
Bildquelle: FairMast

Lautstarkes Hühnergegacker empfängt mich. Ich bin in Sachsendorf in Brandenburg und will mich über die Haltungsbedingungen der Fairmast-Hähnchen der Firma Plukon informieren. Wenig hat der Landwirt Detlef Brauer bisher an einem konventionellen Masthuhn verdient. Der Chef eines Unternehmens aus dem Oderbruch setzt seit dem vergangenen Jahr auf Fairmast-Hühner. Davon soll der Bauer etwas haben und das Huhn. Fairmast garantiert den Tieren deutlich mehr Platz, ein längeres Leben und tiergerechtere Ställe, die mit Strohballen, Sitzstangen und Picksteinen ausgestattet sind. Bei den Tieren handelt es sich um eine langsamer wachsende und dabei sehr widerstandsfähige Hähnchenrasse. Sie haben mehr Platz als die Artgenossen in den üblichen Massenställen: Bei Brauer kommen auf den Quadratmeter 25 Kilo Huhn. In der herkömmlichen konventionellen Mast sind es bis zu 39 Kilo. Die Hähnchen leben mindestens 56 Tage und damit rund 60 Prozent länger als bei konventioneller Aufzucht.

Einmalig in Deutschland
Diese lange Wachstumsperiode ist abgesehen von Biogeflügel bisher einmalig in Deutschland.

Das Fairmast-Konzept kommt aus den Niederlanden und wird dort seit zehn Jahren weiterentwickelt. Es ist ein ausgereiftes System, das sowohl die Aspekte einer gesunden Erzeugung und einer natürlichen Haltung von Tieren berücksichtigt. „Es ist zwar keine Freilandhaltung, aber eine deutlich bessere Tierhaltung auf sehr hohem Niveau“, sagt Bernhard Lammers, Geschäftsführer der Plukon Food Group Deutschland. „Fairmast wird aus Preisgründen nicht die konventionelle Hähnchenhaltung ersetzen. Wir möchten hier neue Käufer ansprechen aber auch als Plukon-Gruppe zeigen, dass wir uns mit alternativen Mastkonzepten auskennen und entsprechende Produkte anbieten können.“ Sechs Betriebe in Brandenburg produzieren Fairmast-Geflügel – in der Uckermark, im Kreis Oder-Spree, in Spree-Neiße sowie in Märkisch-Oderland. Zwei Standorte gehören zu Brauers Unternehmen: Der Betrieb in Sachsendorf mit 60.000 Mastplätzen produziert seit 2019. Ein zweiter in Golzow, mit ebenfalls 60.000 Plätzen, ist im Entstehen. Geschlachtet werden im Storkower Schlachthof des Unternehmens derzeit wöchentlich 15.000 bis 20.000 Fairmast-Hähnchen. „Wir wollen auf 60.000 Hähnchen pro Woche kommen“, sagt Bernhard Lammers. Bei 2,2 Millionen Hähnchen in Deutschland ist das wenig, aber wir sind noch am Anfang. Der Preis für den Endverbraucher liegt – je nach Teilstück zwischen circa 50–80 Prozent über dem Preis für konventionelle Ware, aber immer noch deutlich unter dem für Bio-Hähnchen-Fleisch.

Convenienceprodukte sind für später gedacht
Im Moment verkauft Plukon Fairmast Geflügel nur als ganze Hähnchen oder Teilstücke und das sowohl frisch als auch tiefgefroren. „Convenienceprodukte sind für später angedacht“, sagt Lammers. Im Moment bekommen Verbraucher die Produkte bei Edeka, Netto und Globus. Brauers Betrieb ist noch in der „Einstiegsstufe, entsprechend den Standards des Tierwohl-Labels des Deutschen Tierschutzbundes und zertifiziert. Hier gibt es noch Luft nach oben und das heißt „Premiumstufe“. Eine Option für die Zukunft? „Darüber wird diskutiert“, sagt Lammers. In den Niederlanden hat das Fairmast-Geflügel von Plukon im Markt einen Anteil von derzeit fünf Prozent. In Deutschland wäre Lammers mit deutlich weniger zufrieden.
https://www.fairmast.de/gut-fuer-die-tiere

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