Sie haben nur einen Tag Zeit, um sich bei der Sweet Week über Trends, Innovationen und neuste Lösungen für die Branche zu informieren? Dann steuern Sie Halle 10.1 an. Dort bündelt sich alles wie unter einem Brennglas. Produkte sehen und testen, über neuste Maschinen sprechen, Start-up- und Scale-up-Gründer treffen, Ingredienzien schmecken, Networking – alles ist möglich.
Mit der Sweet Week 2025 verzahnt die Kölnmesse die Internationale Süßwarenmesse ISM und die Zulieferermesse Pro Sweets Cologne noch stärker als 2024. „Die fünf zentralen Themen sind Rohstoff- und Energiepreise, Personalkosten, Fachkräftemangel und Regulierung“, sagt Guido Hentschke, Director Pro Sweets Cologne, im Gespräch mit Lebensmittel Praxis. Die Messe bringe die relevanten Akteure zusammen und fördere den Austausch zur Bewältigung dieser Aufgaben. Sabine Schommer, Director ISM, ergänzt: „Wir wollen die gesamte Wertschöpfungskette abbilden.“ Dazu zählen Vorlieferanten, Verpackungs- und Prozessmaschinenhersteller ebenso wie Industrie und Handel. „Diese Kombination ist weltweit einzigartig.“ Um diese Einzigartigkeit hervorzuheben, wurde mit Sweet Week ein neuer Name kreiert. Und das Konzept weiterentwickelt. Hentschke will 2025 bessere Geschäftsmöglichkeiten, noch effizienteres Networking und noch aktiveres Matchmaking erreichen. Treffpunkt für diese Aktivitäten ist Halle 10.1. „Auch die innovativen, jungen Unternehmen der ISM sind in dieser Halle vertreten“, sagt Schommer, „alles, was ein bisschen aus der Reihe tanzt, ist dort zu sehen.“
Das Format Lab5 by ISM entstand zur Messe 2022. Und wird 2025 weiterentwickelt. Es liegt in Halle 10.1, direkt am Messeeingang Ost. „Es ist unsere Spielwiese für Innovationen“, erklärt Schommer. Hier fänden Besucher die besonders innovationsstarken Start-ups, Scale-ups, Trend-Snacks, den Confiserie-Bereich und den „New Product Showcase“. In dieser Sonderschau zeigen Aussteller ihre Neuheiten. „Diese fünf Bereiche bieten eine Plattform für die neuesten Entwicklungen und Ideen“, so Schommer.
Hier gibt es auch die Trend-Snacks zu sehen, die nicht zu den klassischen Süßwaren gehören: Frucht- und Gemüsesnacks, Protein-Chips, Riegel und sogar Insektensnacks. Dieser Bereich sei stark gewachsen, insbesondere bei Ausstellern, die alternative Süßigkeiten anbieten, sagt Schommer. Neu dabei sind die Scale-ups. Director ISM Sabine Schommer: „Das sind Unternehmen, die zwischen fünf und zehn Jahre alt sind, während Start-ups bei uns jünger als fünf Jahre sind. Ich bin überzeugt, dass sich diese Elemente hervorragend ergänzen werden.“
Große Bühne für neue Produkte
Welche Trends gibt es bei Verpackungen? Welche Zutaten sind angesagt? Welche Innovationen machen das Rennen am Point of Sale? Wer es ganz genau wissen will, der steuert in Halle 10.1 den Bereich des „New Product Showcase“ an. Dort werden die von einer Fachjury ausgewählten Neuheiten prominent platziert. Am Montag, 3. Februar, werden die Gewinner offiziell bekannt gegeben.
Zwei Bühnen und eine Sonderschau
Um Messebesucher, Aussteller und Händler noch besser zueinanderzubringen, gibt es unter anderem Eventprogramme auf zwei Bühnen: auf der „Expert Stage“ sowie der „Sweet Week – Talks & Tasting Stage“. Die große Hauptbühne, die Expert Stage, befindet sich auf dem Boulevard. Dort sollen Vorträge Antworten auf die aktuellen Herausforderungen der Branche geben. Innova Market Insights und Euromonitor International sprechen zudem in verschiedenen Sessions über Themen wie Nachhaltigkeit oder weltweite Konsumenten-Trends. Themen auf der Bühne werden aber auch etwa Algen als Rohstoff für Innovationen sein oder die Trends bei Verpackungen.
Auf der „Sweet Week – Talks & Tasting Stage“ in Halle 10.1 läuft unter anderem der „Sweet Week Production Summit“: „Hier bringen wir Teams aus der Produktion und Produktentwicklung mit Zulieferern zusammen, die entsprechende Lösungen anbieten“, beschreibt Pro-Sweets-Cologne-Director Hentschke. Im Fokus stünden praxisnahe Best-Practice-Beispiele und Ansätze für eine kosteneffiziente und zukunftssichere Produktion, insbesondere durch den Einsatz von KI-Tools.
Neu ist zudem die Sonderschau Ingredients; ebenfalls in Halle 10.1. „In unserer Branche spielen Sensorik und Haptik eine entscheidende Rolle“, sagt Guido Hentschke. Hier können Besucher nicht nur gucken, sondern auch testen: „Denn um die Qualität von Halbfabrikaten und Rohstoffen wirklich zu erfassen, muss man sie schmecken, riechen und fühlen.“
Den 2. Februar im Kalender markieren
Die Sweet Week 2025 startet am Sonntag, 2. Februar, und läuft bis zum Mittwoch, 5. Februar. Die Hallen öffnen sich von Sonntag bis Dienstag von 9 bis 18 Uhr. Am Mittwoch ist für die Fachbesucher schon ab 17 Uhr Schluss.
Wenn Influencer testen
Das Programm auf der Talks & Tasting Stage umfasst nicht nur, dass Unternehmen ihre Neuheiten vorstellen können. „Wir planen ein sogenanntes ‚Unboxing‘ gemeinsam mit Influencern live auf der Bühne: Dabei präsentieren sie Produkte des ‚New Product Showcase‘ und werden diese live verkosten, das wird sicher spannend“, sagt Sabine Schommer. Geplant sind zudem Rundgänge mit Influencern.
Zahlen und Rückkehrer
Die Aussteller kehren zurück: „Wir sind sehr zufrieden mit den Anmeldungen“, sagt Schommer. Aktuell sei etwa die Hälfte der Aussteller bei der ISM Teil von Gemeinschaftsständen. Insgesamt gibt es 32 Gemeinschaftsstände aus 25 Ländern und Regionen. Schommer schätzt, dass 2025 etwa 1.500 Aussteller aus 70 Ländern zur Sweet Week kommen werden: „ Zur ISM 2024 hatten wir 1.420 Aussteller. Wir sind zwar noch nicht wieder auf dem Vor-Corona-Niveau, aber wir wachsen jedes Jahr. Der Trend setzt sich fort. Wir sind mit der ISM 2025 um 4,5 Prozent größer als die ISM 2024 – und damit wieder auf dem richtigen Weg.“
Schommer freut sich auch über „Rückkehrer“ wie das japanische Unternehmen Morinaga, das nach 20 Jahren wieder in Köln ausstellen wird. Seit fünf Jahren nicht mehr dabei war auch Bifa Biscuits aus der Türkei. „Ein Highlight, das uns besonders gefreut hat, ist Walker’s Shortbread“, sagt die ISM-Direktorin. Das Unternehmen sei bisher immer Teil des britischen Gemeinschaftsstands gewesen. „2025 treten sie erstmals mit einem eigenen großen Stand auf der Messe auf. Das zeigt, dass es auch auf der Seite etablierter Hersteller noch spannende Entwicklungen gibt.“
Wird Schokolade zum Luxusgut?
Spricht man über den Rohstoff Kakao, kommt man am Thema Preis nicht vorbei. Die Dubai-Schokolade außen vor lassend, liegt die Frage nahe: Wird Schokolade zum Luxusgut? Sabine Schommer: „Wenn man bedenkt, dass viele Kakaobauern selbst noch nie Schokolade probiert haben, dann ist es schon ein Luxus.“ Die hohen Kakaopreise seien ein enormes Problem für die Branche. „Wir merken das im Austausch mit unseren Ausstellern und sehen es auch auf der Messe, wo einige Länderpavillons kleiner ausfallen, weil die Teilnehmenden um ihre Existenz kämpfen. Die Lage ist wirklich ernst.“
Es gebe viele Ansätze, um die Herausforderungen beim Kakaoanbau zu bewältigen. Schommer nennt das Forum Nachhaltiger Kakao, das bei der ISM in Zusammenarbeit mit den Herstellerländern daran arbeite, ressourcenschonende Praktiken zu fördern. In der deutschen Süßwarenindustrie stamme bereits ein Großteil des verwendeten Kakaos aus nachhaltigem Anbau. „Es gibt Bestrebungen, diesen Anteil weiter zu erhöhen“, sagt Schommer. „Es gibt keine sofortige Lösung. Aber viele Ansätze und kluge Köpfe, die daran arbeiten.“
Die Frage ist für sie vielmehr, wie wir Luxus definierten: „Es gibt ja bereits Schokoladen, die sieben Euro pro Tafel kosten. Kein Produkt, das man einfach so auf einem Kindergeburtstag verteilt.“ Für Schokolade als Massenprodukt werde es Lösungen geben. „Es wird weiterhin verschiedene Qualitäten geben, ähnlich wie bei vielen anderen Produkten. Ich glaube nicht, dass Schokolade ausschließlich ein Luxusprodukt wird.“ In der Start-up-Area der Messe wird es auch im nächsten Jahr einige Unternehmen geben, die dem Fachpublikum ihre Schoko- laden-Alternativen ohne Kakao präsentieren werden. Bei der ISM 2024 hatte Choviva den „New Product Showcase Award“ gewonnen für seine „Schokolade“ aus fermentierten und veredelten Hafer- und Sonnenblumenkernen.
Im Vergleich mit den Vorjahren fällt eines auf: Das Angebot veganer Alternativen nimmt weiter zu. Während der Anteil der Aussteller, die (auch) vegetarische Produkte ausstellen, konstant bleibt (2023: 25 Prozent, 2024: 24 Prozent), steigt der Anteil der Unternehmen mit einem veganen Angebot leicht an (2023: 32 Prozent, 2024: 33 Prozent).
Guido Hentschke erinnert daran, dass es tatsächlich sehr viele verschiedene Ansätze gebe, um den Kakaoanteil in Schokolade zu reduzieren: Er nannte den Einsatz von Kakaobohnen aus dem Bioreaktor oder Kakaobooster, die den Pulveranteil um bis zu 30 Prozent verringern könnten: „Diese Ideen sind zwar noch nicht weitverbreitet, aber sowohl die Produktionsteams als auch die Zuliefererfirmen müssen hier kreativ werden.“
Gleichzeitig seien die Maschinenhersteller gefordert. „Sie arbeiten intensiv daran, ihre Geräte effizienter zu gestalten – sei es beim Energieverbrauch oder bei der Herstellung von Schokolade mit weniger Kakaoanteil, aber gleicher Geschmackstiefe.“ Bei der Messe in Köln haben alle Beteiligten die Chance, gemeinsam Lösungen zu entwickeln und voranzutreiben.
Lieferketten sind fragil
Die Lieferketten sind derzeit wieder ein Thema, wie Hentschke mit Blick auf die Maschinenhersteller und deren Zulieferer berichtet: „Nach der Corona-Zeit konnten die Probleme zwar abgearbeitet werden, aber jetzt höre ich aus der Branche, dass es teilweise immer noch zu Verzögerungen kommt.“ Die Lieferketten seien zwar grundsätzlich wieder stabiler, aber die Herausforderungen vor allem durch die hohen Kakaopreise blieben. „Die Zulieferer spielen eine wichtige Rolle bei der Bewältigung dieser Probleme.“
Für Hentschke ganz klar: „Heutzutage muss man das Messewesen wirklich neu erfinden. Wir haben uns intensiv mit dem Thema, wie man einen Messebesuch möglichst effizient gestalten kann, auseinandergesetzt, insbesondere was die Pro Sweets Cologne betrifft.“ Gemeinsam mit dem Arbeitskreis der Zulieferermesse als auch mit dem Arbeitskreis Internationale Süßwarenmesse, ausstellenden Unternehmen und Verbänden sei ein zukunftsfähiges Konzept entwickelt worden. „Ziel ist, die beiden Messen viel enger zu verzahnen und den Mehrwert des gemeinsamen Stattfindens stärker herauszustellen.“
Und die inhaltlichen Stärken noch offensiver auszuspielen. „Mit der Pro Sweets Cologne sind wir für die Zulieferbranche der relevanteste Content Hub in Europa, mit einem einzigartigen Eventprogramm und einem starken Partner für das Kongressprogramm der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG). Wie kaum eine andere Messe wirken wir proaktiv darauf hin, dass sich Teilnehmer vernetzen.“
Was Händler nicht verpassen sollten
ISM Director Sabine Schommer hat ein paar Ideen für Händler bei ihrem Messebesuch – neben Halle 10.1: „Im Lab5 by ISM gibt es die ‚Gismo Bar‘, benannt nach unserem Maskottchen, dem Flamingo Gismo. Unser Zuckerbäcker stellt dort live Bonbons und Lollis her, und es gibt Vorträge von Konditoren. Ab 17 Uhr kann man sich dort bei einem Kölsch mit Kollegen treffen.“ Spannend ist laut Schommer auch die Halle 4.2 mit den Länderpavillons, Halle 3.2 punkte mit dem Backwaren-Schwerpunkt. Die Expert Stage auf dem Boulevard bietet in verschiedenen Sessions Vorträge über Trendthemen.