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80 Prozent Touristen
Diese Rechnung ging auf, bestätigt Mönkemöller. Im achten Jahr seines Bestehens (Eröffnung: 10. Januar 2010) zählt der Ritter-Sport-Store rund 1 Mio. Besucher. 80 Prozent davon sind Touristen, zumeist aus dem Ausland. Dabei sind es nicht nur Europäer oder Amerikaner, die auf die bunten Farben und die leckere Schokolade in Berlin-Mitte stehen. Auch die thailändische Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn verbrachte bereits einen ganzen Tag in der Schokowelt und ließ sich vor allem über die Varianten mit Nuss informieren, denn dieser Schoko-Typ ist in Thailand sehr populär.
Der Store sei einer der wenigen Flagship-Stores in Deutschland, der schwarze Zahlen schreibe, erklärt Mönkemöller, ohne weiter ins Detail gehen zu wollen. Feste Berechnungsparameter wie ein Durchschnittsbon oder ähnliches machten ja auch keinen Sinn, denn wenn beispielsweise eine fünfköpfige Familie käme, bezahle ja immer nur einer. Aber eine Zahl verrät Mönkemöller doch: Mehr als 600 Stück der handgemachten Schokolade wandern täglich in die ebenfalls bunt-karierten Kartonagen. Absoluter Renner derzeit: Kunden packen in ihre Schokolade Brausepulver und Marshmallows.
Die Schoko-Gastro-Kombi
Geöffnet ist sieben Tage die Woche, denn nicht nur im Eingangsbereich gibt es Gastronomie, sondern auch im Obergeschoss. Das geräumige Café dort oben ist längst zum Geheimtipp unter Touristen und Einheimischen geworden, denn die Torten und Schoko-Getränk-Variationen sind ausgefallen. Und Ritter-typisch: Die Torten sind quadratisch und haben die berühmten erhabenen ebenfalls quadratischen Noppen. Prominente und Politiker kommen inzwischen ebenfalls häufig, nicht nur zum raschen Kaffee, sondern auch gern, wenn sie Gästen den nachhaltigen Kakaoanbau zeigen wollen.
Es gibt zudem Workshops, in denen Gäste über Kakao unterrichtet werden und dann sogar selbst zur Tat schreiten dürfen. Sie kosten 10 Euro pro Person, für Schulen gilt ermäßigt 7. Bis zu vier am Tag werden durchgeführt. Dafür steht das Untergeschoss mit Versuchsküche zur Verfügung. Gebucht werden kann online, Schulklassen oder Geburtstagskinder nutzen den Service besonders häufig, vielleicht auch deswegen, weil die Teilnehmer hinterher die Verpackung für ihre Schokolade selbst gestalten dürfen. Das finden nicht nur Kinder schick. Inzwischen sind Termine dafür zwei Monate im Voraus ausgebucht.
Hausleiter in der Französischen Straße ist der gelernte Gastronom und Hotelfachmann André Behnisch, der den Laden seit der Eröffnung mit immer neuen Ideen „schmeißt“.
Hype: Hier gab es auch Einhörner !
Zumindest für zwei bis drei Tage: Wie plötzliche Hypes eine gute Idee überrennen können, musste Ritter Sport Ende des vergangenen Jahres erfahren, als die beiden Auflagen der limitierten Einhorn-Schokolade jeweils innerhalb von zwei bis drei Tagen ausverkauft war und es vor dem Berliner Flagship- Store des Unternehmens zu tumultartigen Szenen kam. Schon um 7 Uhr hatten sich die ersten Einhorn-Fans angestellt. Die Schlange der anstehenden Kunden reichte bis zu den Galeries Lafayette. Ritter Sport wird dennoch weiter auf Sondereditionen setzen; kürzlich gab es die Aufstiegsschokolade für den VfB Stuttgart sowie eine Sonderedition zum Red-Nose-Day in der Kooperation mit RTL.
Sehenswürdigkeit Schokowelt
Zu Stoßzeiten, vor allem in den Herbstferien, der wichtigsten Schokoladenzeit – nicht mehr zu heiß und schon in Erwartung der Weihnachtszeit –, hat Behnisch sogar Platz-Probleme und würde gern erweitern. Natürlich gab es anfänglich Kommunikationsbedarf für den Shop, berichtet er, denn der Shop in der nicht direkten Lauflage musste ja zunächst gefunden werden.
Als Food-Hotspot bekannt
Man beteiligte sich an Shopping-Guides, es gab spezielle Coupons für Hotels und arbeitete sich langsam in die Aufnahme in die Berlin-Reiseführer vor. Seit der Traumnote von 4,5 (5 ist das Höchste) beim Gastro- und Hotelportal Tripadvisor und dem Video „Bring Me“ bei Youtube im Juni 2017 mit inzwischen rund 600.000 Aufrufen gilt die „Bunte Schoko-Welt Berlin“ als Food Hotspot – nach dem KaDeWe und dem Hauptquartier von Schokoladen-Produzent Fassbender & Rausch. „So kann es weitergehen“, sagt Behnisch.
Ob die thailändische Prinzessin die richtige Anzahl gestapelter Tafelschokoladen für den Berliner Fernsehturm richtig geraten hat? Das wissen wir nicht. LP-Fotograf Santiago Engelhardt und ich haben jedenfalls zu hoch gelegen mit unserer Schätzung, denn 30.666 Stück reichen für die 368 m des Gebäudes aus.