Ritter Sport Die Hauptstadtschokolade

Rund 13 Mio. Touristen zählt Berlin im Jahr. Allein 1 Mio. davon kommen zum Flagship-Store von Ritter Sport in der Französischen Straße (nahe Gendarmenmarkt) und lassen sich in der bunten Shop-Welt auch ihre individuelle Schokolade zubereiten.

Donnerstag, 01. Februar 2018 - Süßwaren
Andrea Kurtz
Artikelbild Die Hauptstadtschokolade
Erstes Haus am Platz: die Fassade der Schokowelt.
Bildquelle: Santiago Engelhardt

Wie viele Tafeln Ritter Sport übereinander gestapelt sind so hoch wie der Berliner Fernsehturm? Im Obergeschoss des rund 1.000 qm großen Ritter-Sport Stores in Berlin-Mitte gibt es ein Museum, das Anbau, Ernte und Verarbeitung von Kakaobohnen zeigt – und zusätzlich mit einem 3D-Film und Quizfragen das Markenerlebnis abrundet. Wir vermuten, auch Sie würden auf eine viel höhere Zahl tippen.

Die komplette Markenwelt zeigen
Aber dazu später mehr. Vor rund zehn Jahren begab sich das schwäbische Familienunternehmen Ritter weiter hinein in das Spannungsfeld zwischen Handel und Hersteller. Damals fiel die Entscheidung, einen Flagship-Store zu eröffnen, um die Marke erlebbar zu machen. Die deutsche Hauptstadt sollte es sein, weil diese als internationalster Anziehungspunkt des Landes gilt − und weil ein Objekt direkt zwischen Friedrichstraße und Gendarmenmarkt, neben den Galeries Lafayette und gegenüber des legendären Promi-Lokals Borchardt zu haben war. Doch dies war mitnichten eine Top-Lage, eher ein „knapp daneben ist auch vorbei“: Die Französische Straße ist keine Haupt-Laufroute, und das Objekt ist ein langer Schlauch, der geschickt bespielt werden muss.

Shop-Highlight: die Produktion
Doch das Team um Thomas Mönkemöller, dem Geschäftsführer Vermarktung Mitteleuropa (ME), hatte nicht nur viele Ideen, sondern plante auch geschickt. Zur Straße hin wurde der Laden geöffnet, Stehtische und Hocker in den starken Ritter-Farben schaffen Coffee-Shop-Ambiente und ziehen Kunden hinein – erst einmal zur langen Theke mit den Schokoladenmachern. Diese nehmen die persönlichen Bestellungen für die eigene Tafel-Kreation auf. Mehr als 30 verschiedene Zutaten stehen bereit dazu und können in oder auf die Schokolade gepackt werden. Vor den Augen der Kunden kommt die gewünschte Schokolade samt Zutaten in die Ritter-typischen quadratischen Kunststoffformen, wird glatt gestrichen und gekühlt. In der stylischen bunt-karierten Verpackung kann die Tafel dann mitgenommen werden. Reproduzierbar sei das nicht, erklärt Thomas Mönkemöller. Es sei auch nicht als Test für neue Sorten gedacht, sondern solle zeigen, dass Schokoladenher-stellung gutes Handwerk ist – und soll darüber hinaus einfach nur Spaß machen und Fans schaffen soll.

Zu Fans werden sicher auch die Skeptiker, wenn sie an der handwerklichen Produktion vorbei dann im eigentlich, bunten Shop stehen.

Schokolade und Merchandising
Denn hier gibt es alle Sorten von Ritter Sport, inklusive den veganen und laktosefreien Varianten, und zwar in der klassischen Größe und auch in der 250-g-Tafel. Mini-Tafeln und Schoko-Würfel gibt es auch lose zum Mischen. Sondereditionen oder Sorten, die erst in den Test gehen und erst künftig zu erwerben sind, stehen in Sonder-Displays bereit. Auch die 2-kg-Tüte mit verschiedenen Größen und Sorten ist beliebt. Daneben gibt es, passend zu der bunten Farbwelt, Merchandise-Artikel wie Polo-Hemden, T-Shirts, Tassen, Geschenkdosen mit Berlin-Motiven und vieles mehr. Natürlich gibt es auch einen Bären mit bunten Karos. Rezeptbücher und sogar ein Schoko-Krimi warten auf die Fans. „Die Folientragetaschen aus RS-Folien im Ritter-Design waren nach der Eröffnung fast unser wichtigstes Werbemedium, denn Kunden wurden von anderen Passanten vielfach gefragt, wo sie diese Tasche gefunden hätten“, schmunzelt Mönkemöller.


80 Prozent Touristen
Diese Rechnung ging auf, bestätigt Mönkemöller. Im achten Jahr seines Bestehens (Eröffnung: 10. Januar 2010) zählt der Ritter-Sport-Store rund 1 Mio. Besucher. 80 Prozent davon sind Touristen, zumeist aus dem Ausland. Dabei sind es nicht nur Europäer oder Amerikaner, die auf die bunten Farben und die leckere Schokolade in Berlin-Mitte stehen. Auch die thailändische Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn verbrachte bereits einen ganzen Tag in der Schokowelt und ließ sich vor allem über die Varianten mit Nuss informieren, denn dieser Schoko-Typ ist in Thailand sehr populär.

Der Store sei einer der wenigen Flagship-Stores in Deutschland, der schwarze Zahlen schreibe, erklärt Mönkemöller, ohne weiter ins Detail gehen zu wollen. Feste Berechnungsparameter wie ein Durchschnittsbon oder ähnliches machten ja auch keinen Sinn, denn wenn beispielsweise eine fünfköpfige Familie käme, bezahle ja immer nur einer. Aber eine Zahl verrät Mönkemöller doch: Mehr als 600 Stück der handgemachten Schokolade wandern täglich in die ebenfalls bunt-karierten Kartonagen. Absoluter Renner derzeit: Kunden packen in ihre Schokolade Brausepulver und Marshmallows.

Die Schoko-Gastro-Kombi
Geöffnet ist sieben Tage die Woche, denn nicht nur im Eingangsbereich gibt es Gastronomie, sondern auch im Obergeschoss. Das geräumige Café dort oben ist längst zum Geheimtipp unter Touristen und Einheimischen geworden, denn die Torten und Schoko-Getränk-Variationen sind ausgefallen. Und Ritter-typisch: Die Torten sind quadratisch und haben die berühmten erhabenen ebenfalls quadratischen Noppen. Prominente und Politiker kommen inzwischen ebenfalls häufig, nicht nur zum raschen Kaffee, sondern auch gern, wenn sie Gästen den nachhaltigen Kakaoanbau zeigen wollen.

Es gibt zudem Workshops, in denen Gäste über Kakao unterrichtet werden und dann sogar selbst zur Tat schreiten dürfen. Sie kosten 10 Euro pro Person, für Schulen gilt ermäßigt 7. Bis zu vier am Tag werden durchgeführt. Dafür steht das Untergeschoss mit Versuchsküche zur Verfügung. Gebucht werden kann online, Schulklassen oder Geburtstagskinder nutzen den Service besonders häufig, vielleicht auch deswegen, weil die Teilnehmer hinterher die Verpackung für ihre Schokolade selbst gestalten dürfen. Das finden nicht nur Kinder schick. Inzwischen sind Termine dafür zwei Monate im Voraus ausgebucht.

Hausleiter in der Französischen Straße ist der gelernte Gastronom und Hotelfachmann André Behnisch, der den Laden seit der Eröffnung mit immer neuen Ideen „schmeißt“.

Hype: Hier gab es auch Einhörner !

Zumindest für zwei bis drei Tage: Wie plötzliche Hypes eine gute Idee überrennen können, musste Ritter Sport Ende des vergangenen Jahres erfahren, als die beiden Auflagen der limitierten Einhorn-Schokolade jeweils innerhalb von zwei bis drei Tagen ausverkauft war und es vor dem Berliner Flagship- Store des Unternehmens zu tumultartigen Szenen kam. Schon um 7 Uhr hatten sich die ersten Einhorn-Fans angestellt. Die Schlange der anstehenden Kunden reichte bis zu den Galeries Lafayette. Ritter Sport wird dennoch weiter auf Sondereditionen setzen; kürzlich gab es die Aufstiegsschokolade für den VfB Stuttgart sowie eine Sonderedition zum Red-Nose-Day in der Kooperation mit RTL.

Sehenswürdigkeit Schokowelt
Zu Stoßzeiten, vor allem in den Herbstferien, der wichtigsten Schokoladenzeit – nicht mehr zu heiß und schon in Erwartung der Weihnachtszeit –, hat Behnisch sogar Platz-Probleme und würde gern erweitern. Natürlich gab es anfänglich Kommunikationsbedarf für den Shop, berichtet er, denn der Shop in der nicht direkten Lauflage musste ja zunächst gefunden werden.

Als Food-Hotspot bekannt
Man beteiligte sich an Shopping-Guides, es gab spezielle Coupons für Hotels und arbeitete sich langsam in die Aufnahme in die Berlin-Reiseführer vor. Seit der Traumnote von 4,5 (5 ist das Höchste) beim Gastro- und Hotelportal Tripadvisor und dem Video „Bring Me“ bei Youtube im Juni 2017 mit inzwischen rund 600.000 Aufrufen gilt die „Bunte Schoko-Welt Berlin“ als Food Hotspot – nach dem KaDeWe und dem Hauptquartier von Schokoladen-Produzent Fassbender & Rausch. „So kann es weitergehen“, sagt Behnisch.

Ob die thailändische Prinzessin die richtige Anzahl gestapelter Tafelschokoladen für den Berliner Fernsehturm richtig geraten hat? Das wissen wir nicht. LP-Fotograf Santiago Engelhardt und ich haben jedenfalls zu hoch gelegen mit unserer Schätzung, denn 30.666 Stück reichen für die 368 m des Gebäudes aus.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen „Unser Ziel: Wir wollen die Marke Erlebbar machen.“<br />
Thomas Mönkemöller, Ritter Sport
Bild öffnen Erstes Haus am Platz: die Fassade der Schokowelt.
Bild öffnen Bunt bis unter die Decke: (Fast) jede erdenkliche Sorte in fast jeder Größe ist vorhanden.
Bild öffnen Quadratisch, praktisch, gut: Die typische Ritter Sport-Gussform wird gefüllt ...
Bild öffnen ... dann können bis zu drei Zutaten gewählt werden ...
Bild öffnen ... und obendrauf kommen gern noch goldeneSternchen.
Bild öffnen Fan: Thomas Mönkemöller, Geschäftsführer Vermarktung.
Bild öffnen Ganz frisch, wie vom Brunnen: die Schokomasse wird immer frisch angerührt.
Bild öffnen Spielerisch Infos vermitteln: Das gefällt nicht nur Kindern.
Bild öffnen Aus einem Guss: Das Farbkonzept von Ritter Sport findet sich in allen Feinheiten.
Bild öffnen Die geht am meisten mit: die speziell gestaltete Verpackung für Berlin.
Bild öffnen Highlight Café: Hier warten ausgefallene Torten und Getränkespezialitäten.

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