Der Bio-Markt hat sich in den letzten vier Jahren sehr dynamisch entwickelt. Nach Jahren des überdurchschnittlichen Wachstums während der Corona-Pandemie folgten Rückgang und Stagnation (2022 und 2023). Seit 2020 hat sich der Marktanteil für Bio-Handelsmarken kontinuierlich von circa 52 Prozent auf etwa 66 Prozent (2024) gesteigert. Insgesamt liegen die Handelsmarkenanteile im Bio-Segment damit deutlich über denen bei konventionellen Lebensmitteln (rund 46 Prozent). Außerdem gewinnt der klassische Lebensmittelhandel Jahr für Jahr Marktanteile – zulasten des Bio-Fachhandels – und ist schon längst der größte Distributionskanal für Bio-Lebensmittel.
Den Bio-Marken, die über Jahrzehnte dem Bio-Fachhandel treu geblieben sind und überwiegend nur über diesen Kanal verkauft haben, bricht sukzessive der Distributionskanal weg. Daher ist die logische und richtige Konsequenz, dass diese sich Edeka, Rewe und den anderen öffnen. Damit treffen sie auf neue Zielgruppen – die hybriden Bio-Käufer.
Die Distributionsausweitung ist ein notwendiger Schritt, aber kein Selbstläufer. Die Bio-Marken, die in Fachgeschäften oft als besonders hochwertig und exklusiv wahrgenommen werden, müssen sich ihre Relevanz im Regal des Lebensmittelhandels erarbeiten. Insbesondere die mangelnde Bekanntheit und das Fehlen einer klaren Profilierung für die breite Masse der Kunden stellen große Herausforderungen dar. Aufgrund beschränkter Marketingbudgets müssen Bio-Fachmarken innovative Wege finden, um sich im LEH zu etablieren. Ein weiteres Problem ist der Preisabstand der Bio-Fachmarken zu Bio-Handels- und konventionellen Marken. Diese Preisunterschiede müssen durch eine wahrnehmbare und relevante Differenzierung gerechtfertigt werden.
Für den klassischen LEH stellt die Sortimentsausweitung eine Chance und eine Herausforderung dar. Es können neue Zielgruppen angesprochen werden, der Handel sollte die Einführung der Bio-Marken jedoch aktiv begleiten und die Konsumenten an die Marken heranführen. Ein solcher Prozess benötigt Zeit und durchdachte Marketingstrategien, die auf beiden Seiten mit Vertrauen und Geduld betrieben werden sollten.