Dass die Verbraucher häufig snacken, hat erst jüngst eine YouGov-Umfrage unter rund 7.250 Erwachsenen bestätigt. Demnach ist der Anteil derjenigen, die angeben, zwischen den Hauptmahlzeiten oft Snacks zu essen, zwischen 2020 und 2023 von 41,8 auf 45 Prozent gestiegen. Die Konsumenten greifen nicht nur gerne zu Müsliriegeln, Sandwiches und Joghurt, sondern auch Obst- und Gemüse-Snacks liegen hoch im Kurs, vor allem bei Familien mit Kindern. „Mini- beziehungsweise Snack-Gemüse bietet das Potenzial, mit einem gesunden und natürlichen Produkt den Convenience-Trend zu bedienen, bestimmte Zielgruppen wie Familien mit Kindern verstärkt anzusprechen sowie das Obst- und Gemüsesortiment generell attraktiv zu gestalten“, berichtet Niklas Bergmann, Berater bei YouGov. Trotz höherer Preise je Kilogramm ist der Absatz von Mini-Gemüse im Vergleich zu den klassischen Größen überdurchschnittlich gestiegen (siehe Grafik).
Potenzial für Minis
Der Marktexperte erklärt sich das so: „Für Trendthemen wie Snacking sind viele Verbraucher bereit, höhere Preise zu zahlen. Zudem werden sie am Point of Sale nicht direkt mit den höheren Kilopreisen konfrontiert, sondern mit dem Preis je Packung. Und der ist für die Verbraucher noch in einem attraktiven Bereich.“ Das klingt nach Wachstumschancen für das Mini-Segment.
Für den Obst- und Gemüseanbieter Eosta sind Minis zwar ein Nischenprodukt. „Dennoch erkennen wir vor allem Interesse für Produkte mit einem klaren Mehrwert, beispielsweise für Mini-Avocados für Singles oder handliche Mini-Äpfel für Kinder“, teilt ein Sprecher mit. Gleichzeitig seien wiederverwendbare, recycelbare oder plastikfreie Verpackungslösungen wichtig, weil sie oft in kleineren Einheiten verkauft werden. Mit dem eigenen Know-how in den Bereichen Natural Branding und nachhaltige Verpackung prüft Eosta auch praktische umweltfreundliche Lösungen für Minis.
Bei Looye Kwekers entwickeln sich die Verkäufe von Honigtomaten und Joyn-Tomaten trotz des veränderten Konsumverhaltens weiterhin positiv, teilt die Vertriebsmanagerin Jolanda Houweling mit. Aufgrund der gestiegenen Nachfrage baut das niederländische Unternehmen ein neues Gewächshaus in Burgerveen. Des Weiteren arbeitet es an seiner Markenbekanntheit. Aktuell richtet sich Looye Kwekers mit einer groß angelegten Dezember-Kampagne an Hobby-Köche, die Wert auf Produkte von hoher Qualität legen. Hier stehen in unterschiedlichen Medien festliche Rezeptinspirationen und Verzehranlässe im Fokus.
Differenzierung im Gurkensegment
Anders als das Tomatensortiment ist das Gurkensortiment wenig differenziert. Es gibt klassische Salatgurken, Mini- und Snack-Gurken, mehr nicht. „Gemüseproduzenten fragten uns deshalb nach einer Innovation im Gurkenregal“, berichtet Hans Driessen, Chain Manager beim niederländischen Saatgutzüchter BASF/Nunhems. Gesagt, getan. Auf dem Deutschen Obst- und Gemüse-Kongress im September präsentierte das Unternehmen erstmals eine neue Züchtung einer Mini-Gurke, die schon wegen ihrer hellgrünen Schale ins Auge fällt. Die Schale ist gleichzeitig etwas dünner als die der klassischen Mini-Variante. Ein wichtiges Kaufkriterium, wie er findet. „Viele Verbraucher schälen dieses Gemüse, weil ihnen die Schale zu hart ist. Das brauchen sie bei dieser neuen Sorte nicht. Außerdem ist sie etwas knackiger im Biss, und sie schmeckt ein bisschen süßer“, beschreibt der Saatgutexperte die neue Züchtung. Sie ist wie ihre grünschalige „Schwester“ etwa zwei Wochen haltbar und bleibt somit länger frisch als die noch kleineren Snack-Gurken. Zurzeit handelt es sich bei dieser Neuentwicklung noch um einen Prototyp. „Interessierte Handelsunternehmen können wir mit den niederländischen Produzentengenossenschaften Harvest House und Kompany vernetzen. Sie stehen in den Startlöchern und können die Gurken in Gewächshäusern im Hochdrahtsystem im Prinzip ganzjährig anbauen, sobald eine Nachfrage dafür besteht“, informiert Hans Driessen. Die Produktion dauert von der Aussaat bis zur Ernte etwa sechs Wochen. Driessen betont: „Der Handel muss die Besonderheiten des neuen Produktes am Point of Sale oder auf einer Verpackung kommunizieren.“ Sein Tipp für die Platzierung: Neben den grünen Exemplaren kommen die hellschaligen Mini-Gurken besonders gut zur Geltung. Auch Kombinations-packungen mit beiden Gurkenvarianten bieten sich an.