Start-up Happy Ocean Foods Vom Shrymp bis zum Tyuna – vegane Fischalternativen im Aufwind

Das Start-up Happy Ocean Foods hat mit Fischalternativen Erfolg. Die Gründer wollen mit kurzen Zutatenlisten 
überzeugen.

Montag, 13. Januar 2025, 06:40 Uhr
Jens Hertling
Vor vier Jahren gründeten Julian Hallet (l.) und Robin Drummond das Start-up Happy Ocean Foods. Bildquelle: Happy Ocean Foods

Laut der Welternährungsorgani­sation FAO sind 37,7 Prozent aller erfassten Fischbestände überfischt. Keine guten Aussichten für Fischfans. Was tun, wenn man nicht auf Fisch und Meeresfrüchte verzich­ten möchte? Happy Ocean Foods will Abhilfe schaffen. „Die Zahlen waren wirklich eine unschöne Überraschung für mich. Mir war zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst, wie erschöpft die Bestände bereits sind. Das führt zu einem Artensterben, das die gesamte Nahrungskette betrifft“, sagt Julian Hallet, CEO von Happy Ocean. Er suchte nach Lösungen.

Die Idee kam ihm vor fünf Jahren auf einer Weltreise, auf der er viel Zeit damit verbrachte, darüber nachzu­den­ken, was er als Nächstes tun wollte. In den USA war er erstaunt, wie weit die Amerikaner den Europäern voraus waren. Dies galt insbesondere für die Bereiche Laborfleisch und zellbasierte Lösungen. Gleichzeitig suchte er nach technischen Lösungen und stellte fest: Für Fleisch gibt es Lösungen, für Fischalternativen nicht. „Ich bin kein Lebensmitteltechnologe, aber ich habe BWL studiert und eine Ausbil­dung zum Ernährungsberater absolviert. Das hilft mir bei der Beurteilung von Rezepturen und Nährwerten.“

Die ersten Schritte

2020 gründete Julian Hallet zusam­men mit Robin Drummond schließlich das Start-up Happy Ocean Foods, um nicht nur Veganer zu überzeugen. Bereits zwei Jahre nach der Gründung brachte das Unternehmen mit den veganen Garnelen „Happy Shrymps“ sein erstes Produkt auf den Markt. Im Juli 2023 folgte der vegane Thunfisch „Happy Tyuna“ für den Großhandel und im März 2024 wurde das Sortiment um Dosen-Tyuna erweitert. Als Nächstes soll eine Lachsalternative hinzukommen, der „Happy Salmyn“.
„Wir entwickeln authentische Alternativen zu Fisch und Meeresfrüchten, die einen vergleichbaren Nährwert und Geschmack haben. So können die Produkte eine echte Alternative für Fischesser darstellen und helfen, das ökologische Gleichgewicht in den Meeren wiederherzustellen“, erläutert Hallet die Ziele.

Neue Generation: Clean Label

Derzeit arbeitet Happy Ocean Foods an einer neuen Produktgeneration. Diese neuen Produkte sind frei von Zusatzstoffen und haben sehr übersichtliche Rezepturlisten mit maximal zehn Zutaten, die hauptsächlich auf Erbsenprotein basieren. Hinzu kommen Öle wie Algen- und Rapsöl und natürlich Wasser, das in den Rezepturen und Marinaden für den Geschmack sorgt. Die neuen Rezepte seien sehr einfach, so Hallet.

Das Start-up wird bald Thunfisch mit einer noch einfacheren Rezeptur als bisher auf den Markt bringen. Auch Fischfilets sind in der Entwicklung. „Nur mit Clean-Label-Produkten wird der Markt für Alternativen eine erfolgreiche Zukunft haben“, ist der Gründer überzeugt.

Nachdem die veganen Garnelen ab Dezember 2022 bei Rewe Süd und einigen Edeka-Märkten im Süden eingeführt wurden, laufen laut Hallet bereits Gespräche mit dem Handel über weitere Produkte. Interessant sei auch das Thema Handelsmarken, so Hallet, auch hier befinde sich das Unternehmen in Gesprächen. Was die Dosenthunfisch-Alternative auf Basis von Erbsenprotein betrifft, stehen die Verantwortlichen derzeit vor neuen Listungen in weiteren Regio­nen. „Ich kann dazu noch keine Details verraten, aber wir haben die Gespräche geführt und planen, den Thunfisch in den nächsten Wochen in weiteren Märkten einzuführen.“

Ziel für die Zukunft ist es, eine starke Marke im Bereich der Fischalternativen aufzubauen. Laut Hallet wäre dies ein wichtiger Schritt, um das ökologische Gleichgewicht zu unterstützen. So könnten jährlich Tausende Tonnen Fisch eingespart werden.

Probleme und Potenziale

Der Markt für Fischalternativen stecke noch in den Kinderschuhen, so Hallet. Es sei eine gewaltige Aufgabe, diese ganze Kategorie aufzubauen. „Anders als bei Fleisch können wir nicht einfach bestehende Prozesse übernehmen. Wir müssen praktisch bei null anfangen“, sagt Hallet. Die Unternehmen müssten sich erst beweisen und um Regalplätze kämpfen. „Aber ich bin sicher, dass sich das in den nächsten zwei Jahren ändern wird. Die Kategorie wird in den Supermarktregalen deutlich wachsen und an Bedeutung gewinnen, sowohl qualitativ als auch in der Auswahl.“

Der kleine Markt für Fischalter­na­tiven wurde 2023 auf knapp 36 Millionen Euro geschätzt. Dies entspricht einem Wachstum von 10 Prozent gegenüber 2022. Zu diesem Ergebnis kommt das Good Food Institute. Aber auch die großen Hersteller sehen offenbar Potenzial für vegane Meeresfrüchte: Die zum Fleischkonzern Tönnies gehörende Zur-Mühlen-Gruppe bietet unter der Marke Gutfried Lachsersatz an, die Pfeifer-&- Langen-Tochter Endori hat vegane Fischstäbchen und Thunfisch in den Regalen.