Welche Ziele verfolgen Sie mit „Nur Nur Natur“?
Dr. Julia Adou (Bild): Als Bio-Marktführer haben wir uns überlegt, wie wir bewusste Ernährung, möglichst naturbelassene Produkte und Bio miteinander verzahnen können. Das Ergebnis ist die Bio-Marke „Nur Nur Natur“. Die Produkte erfüllen in der Regel die höheren Bio-Standards von Naturland. Diese kombinieren wir mit hohen Anforderungen an die Rezepturen und an eine schonende Verarbeitung, welche unser Expertengremium Ernährung definiert hat. Dieses Konzept trifft den Nerv der Zeit.
Welche Produkte umfasst das Sortiment?
Zurzeit bieten wir 17 Produkte an. Dazu gehören Brot, Baguette, Käse, Müsli, nicht homogenisierte Milch, Aufschnitt, Fruchtjoghurt, Vollkornreis, Würstchen und Ketchup. Diesen Familienwarenkorb werden wir bis Mitte 2024 auf 50 Produkte aufstocken. Auch Snacks sind dabei. Denn: „Nur Nur Natur“ ist keine genussfreie Marke, es darf auch mal die kleine „Sünde“ dabei sein – immer mit dem Anspruch, besser zu sein, was die Rezeptur und Verarbeitung angeht.
Die Marke „Gut Bio“ ist längst etabliert. Welchen Mehrwert bietet die neue Marke?
Jeder „Nur Nur Natur“-Artikel ist eine neue Kreation. Wir verwenden für diese Produkte noch hochwertigere und zum Teil andere Zutaten, größtenteils in Naturland-Qualität. Der „Nur Nur Natur“-Mangojoghurt besteht zum Beispiel nur aus Mangopüree, Joghurt und Rohrohrzucker, und er kommt nicht im Becher, sondern im Glas in den Handel. Beim Vollkornbrot legen wir Wert auf eine lange Teigführung und verwenden Natursauerteig statt Bäckerhefe. Bei den Wurstwaren verzichten wir auf Nitritpökelsalze. Die Milch ist nicht homogenisiert, ein Novum beim Discounter. Zudem ist der Ernährungsaspekt deutlich ausgeprägter, in-dem wir den Zucker- und Salzgehalt möglichst gering halten. Für beide Bio-Eigenmarken, „Gut Bio“ und „Nur Nur Natur“, gilt jedoch: Die Naturland-zertifizierten Produkte unterstützen zusätzlich das Förderprogramm „Für mehr Artenvielfalt“.
Was fördert dieses Programm genau?
Es ist dringend notwendig, dass mehr für die Biodiversität getan wird. Deshalb bieten wir den Landwirten mit dem Förderprogramm „Für mehr Artenvielfalt“ eine finanzielle Unterstützung. Naturland baut in exklusiver Zusammenarbeit mit uns das Förderprogramm Artenvielfalt auf. So fördern wir zum Beispiel den Anbau von mehr Hecken, Kleegrasflächen und Altgrasstreifen. Die Vergabe der Förderung erfolgt über Naturland.
Einige „Gut Bio“-Produkte sind auch bereits Naturland-zertifiziert. Warum?
Es wäre schade, wenn die Naturland-Produkte nur in eine Bio-Range fließen würden. So haben die Erzeuger eine höhere Abnahmegarantie, wenn wir beide Bio-Marken mit Naturland-Rohstoffen bedienen. Je mehr Naturland-zertifizierte Artikel wir unseren Kunden anbieten, desto besser ist das für Landwirtschaft und Umwelt.
Gibt es keine Kannibalisierungseffekte?
Es ist weniger ein Gegeneinander der Marken als ein Miteinander. Kunden, denen Bio wichtig ist, haben nun zwei Marken zur Auswahl. Ein Vergleich zwischen beiden Marken macht wegen der unterschiedlichen Rezepturen und Herstellungsmethoden keinen Sinn. Wenn man einen Vergleich anstellen will, dann mit Produkten aus dem Bio-Fachhandel. Sie sind bezüglich Rezeptur und Qualität eher mit „Nur Nur Natur“ vergleichbar.
Sie wollen Kunden binden, die vom Bio-Fachhandel zum Discounter gewechselt sind?
Es gab schon in der Vergangenheit Menschen, die sich mit hochwertigen Bio-Produkten bewusster ernähren wollten, sich diese aber nicht leisten konnten. Die neue Marke spricht genau diese Verbraucher an. Sie können bei uns mit einem kleineren Geldbeutel die Produkte kaufen, die sie immer schon wollten. Wir denken aber auch an die nachfolgenden Generationen, an Kinder und Jugendliche, die mit ihren Eltern bei uns einkaufen und unsere zukünftigen Kunden sind.
Welche Knackpunkte gibt es für die neue Marke und deren Produkte?
Wir verzichten auf Aromen und andere Zusatzstoffe und wollen trotzdem ein hochwertiges, geschmackvolles Produkt bieten. Der Mango-Fruchtjoghurt schmeckt etwas anders, als es viele Menschen gewohnt sind. Und die homogenisierte Milch muss man vor dem Ausgießen schütteln, da sich sonst der Rahm absetzt. Der Verbraucher muss da auch ein Stück weit mitgehen.
Wie klären Sie die Verbraucher auf?
Auf der Verpackung informieren wir über die Hintergründe von „Nur Nur Natur“, über Naturland, das Förderprogramm, die Herstellungsmethoden und den Mehrwert des Produktes. Zudem läuft eine groß angelegte Werbekampagne.
Wenn Ihnen Nachhaltigkeit wichtig ist, warum bieten Sie Joghurt mit Mango und Rohrzucker an, die aus Übersee stammen?
Bei Rohstoffen heißt unser Credo „So nah und hochwertig wie möglich“. Die Marke hat aber nicht den Ansatz, dass nur heimische Zutaten hochwertig sind. Auch eine Zutat aus Südamerika kann ökologisch wertvoll sein. Sofern sie die Kriterien von Naturland, dem weltweit agierenden Öko-Anbauverband, erfüllt, halten wir sie für förderungswürdig.
Wie wollen Sie die Landwirte mitnehmen und die Menge an Bio-Rohstoffen sicherstellen?
Die Bundesregierung hat für Bio das 30-Prozent-Ziel bis zum Jahr 2030 ausgerufen. Wir pochen darauf, dass die Politik die Landwirte in der Umstellung auf ökologischen Landbau unterstützt. Das kostet viel Überzeugungsarbeit. Wir sprechen mit den Landwirten vor Ort. Das Förderprogramm Artenvielfalt und unsere Abnahmemengen können weitere Anreize schaffen. Und für Naturland sind wir sicherlich ein wichtiger Partner, da wir mit den Bio-Produkten die Breite erreichen.
Wie ist Ihre Preispositionierung?
Getreu unserem Claim wollen wir Gutes für alle bieten, das heißt gute Produktqualität zum besten Preis. Das macht uns als Erfinder des Discount-Prinzips aus, und dieses Prinzip wenden wir selbstverständlich auch auf die neue Marke an.