Verpackung Am liebsten geschlossen

Wiederverwertung ist bei Getränkeverpackungen der Königsweg in Sachen Ressourcenschonung. Das Ziel: geschlossene Kreisläufe.

Donnerstag, 06. Oktober 2011 - Sortimente
Susanne Klopsch
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Bildquelle: iStockphoto

Abfall gibt es schon lange nicht mehr. Müll auch nicht. Beides heißt mittlerweile Wertstoff. Denn Papier, Aluminium oder Kunststoff gehören nach einmaligem Gebrauch noch lange nicht zum alten Eisen. Sie haben mehrere Leben. Recycling ist in der Getränkeindustrie ein wichtiger Aspekt. Egal ob Hersteller von Getränkekartons, Dosen oder Glasflaschen – der Einsatz wiederverwerteter bzw. wiederverwertbarer Rohstoffe sowie die Reduzierung der Anteile, die nicht erneuerbar sind, haben Priorität.

Beispiel Holz: Sowohl Tetra Pak als auch SIG Combibloc haben den Anteil von auf nachhaltiger Forstwirtschaft basierenden Rohkartons in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesteigert. Mit dem Siegel des Forest Stewardship Council (FSC) auf den Getränkekartons „hat der Verbraucher die Gewähr, dass der Zellstoff aus kontrollierten Quellen stammt und anspruchsvolle ökologische und soziale Standards eingehalten werden”, sagt Heike Schiffler, Direktorin Kommunikation und Umwelt bei Tetra Pak Deutschland. 2011 produzierte Tetra Pak Deutschland bislang 83 Prozent aller Verpackungen aus FSC-Rohkarton. Das sind 2,6 Mrd. Verpackungen oder 55.426 t – Tendenz steigend. Noch kann nicht der gesamte Bedarf für die Getränkekartons mit FSC-Materialien gedeckt werden, da derzeit nicht genug Waldfläche zertifiziert ist. Um die Verfügbarkeit der benötigten Holzfasern zu verbessern, arbeite das Unternehmen mit Lieferanten und Interessengruppen eng zusammen. 2010 brachte Tetra Pak weltw eit 8,5 Mrd. FSC-zertifizierte Getränkekartons auf den Markt. Bis Ende 2011 sollen es 16 Mrd. sein. SIG Combibloc will den Anteil FSC-gelabelter Verpackungen bis 2015 auf 40 Prozent erhöhen.

Beispiel Aluminium: Es ist die aus Sicht der Hersteller problematischste Komponente eines Getränkekartons. Zwar besteht dieser zu etwa 75 Prozent aus Rohkarton und Aluminium macht vom Gewichtsanteil einen weitaus geringeren Prozentsatz aus: Doch sein Anteil an der CO2-Emmission der Verpackung über den gesamten Produktlebensweg ist deutlich höher als der des Kartons, wie Michael Hecker, Head of Group Environment, Health & Safety bei SIG Combibloc, verdeutlicht. Seit Einführung der ersten aseptischen Kartonverpackung hat das Unternehmen nach eigenen Angaben den Anteil des Aluminiums um 30 Prozent reduzieren können. Mit dem Karton combibloc EcoPlus haben die Linnicher im vergangenen Jahr einen Getränkekarton auf den Markt gebracht, der ganz ohne Aluminium auskommt.

Beispiel Polymere: Dank einer Verfahrensänderung im Produktionsverlauf gelang es Tetra Pak, den Anteil des eingesetzten Granulats laut Schiffler deutlich zu reduzieren. Pro Werk werden so jährlich rund 180 t Kunststoff bei der Kartonbeschichtung eingespart. Das macht den Karton zudem leichter, was wiederum den CO2-Fußabdruck reduziert.

Beispiel Verschlüsse: „Wir arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, die Nichtpapier-Komponenten in unseren Getränkekartons schrittweise durch erneuerbare Rohstoffe zu ersetzen”, sagt Schiffler. Tetra Pak hat kürzlich in Brasilien mit einem Kunden die ersten Verschlüsse aus Zuckerrohr auf den Markt gebracht. Das neue Polyethylen wurde vom brasilianischen petrochemischen Unternehmen Braskem entwickelt. Dabei wird Zuckerrohr zur Herstellung von Ehtylen, das dann zu Polyethylen mit einer hohen Dichte umgewandelt wird, genutzt. SIG Combibloc arbeitete in den vergangenen Jahren vor allem an der Gewichts- und damit Materialreduktion der Verschlüsse. Während der erste Drehverschluss einer Getränkekartonverpackung laut Michael Hecker noch 4,9 g wog, bringt der combiCap nur 1,9 g auf die Waage.

Beispiel Recycling: Weltweit wurden 2010 30 Mrd. gebrauchte Tetra-Pak-Kartons wiederverwertet. Das sparte laut Schiffler 473.000 t Material. Bis 2020 will Tetra Pak seine globale Recyclingquote verdoppeln. In Deutschland wurden 2010 rund 132.000 t Getränkekartons wiederverwertet: „Mit mehr als 65 Prozent ist die Recyclingquote höher als die Verpackungsverordnung vorschreibt“, sagt Schiffler. In Barcelona wurde vor Kurzem eine hochmoderne Recyclinganlage für Getränkekartons in Betrieb genommen. Laut Hecker können hier dank der Pyrolyse-Technik alle Bestandteile gebrauchter Kartons sinnvoll verwertet werden. Die Aluminiumanteile könnten so ganz separiert werden und „für weitere industrielle Zwecke zur Verfügung gestellt werden”. Das Polyethylen diene innerhalb der Papiermühle als Ersatz für Primärenergie.

Beispiel Getränkedose: Nach dem Einwegpfand-bedingten Fast-Aus für die Getränkedose hat sich das Weißblech- bzw. Aluminium-Gebinde hierzulande wieder zurück in die Regale des LEH gekämpft. Die Hersteller verweisen in Sachen Ressourcenschonung durchweg auf die hohen Recyclingquoten von etwa 95 Prozent. Diese ermöglichten es, auf den Einsatz von Neumaterial weitestgehend zu verzichten. Denn Metall ist ohne Qualitätsverlust für das Endprodukt (auch für den Einsatz für Lebensmittel) unendlich oft recycelbar, wie Stephan Rösgen, Vice President Regulatory Affairs bei Ball Packaging Europe, unterstreicht. Sein Credo: „Der beste Weg zur Ressourcenschonung ist, die Recyclingraten zu erhöhen.” Dabei brauche es kein Pfandsystem, wie der Blick nach Belgien zeige: Dort liege dank eines funktionierenden Grüne-Punkt-Systems die Recyclingquote bei 95 Prozent. Ressourcen schone zudem die Gewichtsreduktion: 0,5-l-Stahldosen wiegen heute etwa 20 Prozent weniger als 1992. „Ein halbes Gram m Gewicht hat bereits einen großen Effekt: Hochgerechnet auf 5 Mrd. Getränkedosen im Jahr, bedeutet das eine jährliche Einsparung von 2.500 t Metall”, sagt Rösgen. Ball Packaging Europe produziert im Werk in Deeside einen um 10 Prozent leichteren Deckel.

//// www.tetrapak.de; www.sig.biz; www.ball-europe.com

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