Biofach Weichen stellen für Wachstum

Wieder im Tritt: Die Biofach, Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel, ist zurück im traditionellen Rhythmus. Zu alter Stärke finden will die Öko-Branche mit Innovationen und politischer Hilfe.

Freitag, 10. März 2023 - Sortimente
Bettina Röttig
Artikelbild Weichen stellen für Wachstum
Bildquelle: NuernbergMesse / Thomas Geiger

Mut machen: So lautete die Devise beim alljährlichen „Familientreffen“ der Öko-Branche. Das Messeduo Biofach und Vivaness fand erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder zum gewohnten Termin Mitte Februar statt. Dass die Hallen leerer, einige Stände deutlich kleiner waren als früher und der ein oder andere Traditions-Aussteller fehlte, war nicht zu übersehen und wohl auch zu erwarten.

Rund 36.000 Fachbesucher und 2.765 Aussteller zählte das Messeduo ein halbes Jahr nach der pandemiebedingten Sommer-Edition. Zum Vergleich: Bei der letzten regulären Veranstaltung im Februar 2020 waren es noch 3.792 Aussteller und 47.000 Besucher. Kritik wurde von Ausstellerseite an den extrem breiten Zwischengängen (Zitat: „Autobahnen“) und der durch eingezogene Ruhezonen künstlich aufgeblähten Ausstellerfläche geübt. Unterm Strich sahen die ausstellenden Unternehmen zum Großteil die Messe positiv.

Bio-Konsum: Riesenschritte gegenüber 2019

 

„Wir sind von der Biofach 2023 sehr positiv überrascht“, resümiert Jurek Voelkel, Leiter Marketing und Verkauf beim Bio-Saft-Produzenten Voelkel. „Wir konnten viele gute Gespräche führen und interessan-te Geschäfte anbahnen. Die Biofach ist und bleibt der wichtigste Treff der Branche.“ Zufrieden mit der Resonanz und Qualität der Gespräche zeigt sich auch Bio-Wein-Spezialist Riegel. Insgesamt sei die Zahl der Besucher auf dem Stand, insbesondere der internationalen, höher als im Sommer 2022 gewesen, so Riegel-Vertriebsleiter Sebastian Beemelmans. Berief-Geschäftsführer Bernd Eßer vermeldete „sehr gute und wertvolle Termine“ mit dem deutschen wie internationalen Bio- und Lebensmitteleinzelhandel. „Das Interesse am Thema Bio bleibt weiter bestehen. Das ist im Rahmen der Biofach deutlich geworden. Gleichzeitig stellen wir fest, dass das Thema Preis-Leistung berechtigterweise mehr in den Fokus rückt“, fasst er zusammen.

Die aktuelle Schieflage des Bio-Marktes mit Nachfrageverschiebungen vom Fachhandel hin zum Discount sowie hin zu Handelsmarken ließ die Branche nicht jubeln. Positiv stimmten jedoch die aktuellen Branchen-Zahlen im Vergleich zum Vor-Pan-demie-Jahr 2019. War der deutsche Bio-Markt 2022 erstmals nach Umsatz und Volumen rückläufig (minus 3,5 Prozent auf 15,3 Milliarden Euro Umsatz im Vergleich zu 2021), gaben Verbraucher in Deutschland dennoch 25 Prozent mehr für Bio-Lebensmittel aus als vor der Pandemie, ermittelte die AMI (siehe Grafik).

Positives Signal der Politik
„Wir wollen mit einer ressortübergreifenden Strategie der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft neue, noch stärkere Wachstumsimpulse geben (...) Mehr Bio in der Außer-Haus-Verpflegung, mehr Geld für die Öko-Forschung, starke Bio-Wertschöpfungsketten, eine Informationskampagne über Bio – es gibt kaum ein Thema, das wir nicht anpacken werden, um die 30 Prozent Ökolandbau Realität werden zu lassen“, versprach Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir der versammelten Branche. Eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Bio-Lebensmittel, wie sie durch den Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) gefordert wird, versprach Özdemir nicht. Die Forderung war jedoch eines der zentralen Themen auf der Messe.

Insgesamt gaben sich die Branchenakteure zuversichtlich, dass der Bio-Markt nach der aktuellen Delle weiter wachsen wird. Vor dem Kontext von Nachfrageverschiebungen, Ernteausfällen und der aktuellen Kostenentwicklungen bleibe das Geschäft weiterhin herausfordernd, meint Eike Mehlhop, Geschäftsführer der Allos Hof-Manufaktur (siehe Interview). Es sei noch schwer abzuschätzen, wie sich der Bio-Fachhandel in den nächsten Monaten entwickele. „Wir glauben aber fest an den Fachhandel und an weiteres Bio-Wachstum. Ich beobachte keine Abkehr vom nachhaltigen Konsum“, so der Manager.

Vor allem Produktinnovationen sollen im Bio-Fachhandel wie im klassischen Supermarkt den Appetit auf Bio ankurbeln. Zu den Trends unter den Neuheiten zählten Kombucha, Produkte ohne oder mit weniger Zucker, Veganes in allen Facetten und Umami-Soßen und -Würzen, die einen vollmundigen Geschmack für pflanzliche Gerichte versprechen. Auffallend oft zu finden, mal pur, mal zum Aufstrich verarbeitet: Kimchi, fermentierter Kohl, die scharfe, koreanische Antwort auf Sauerkraut.

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