Fruit Logistica Lieferketten im Fokus

Jubiläum für die Fruit Logistica: Zum 30. Mal fand die weltgrößte Obst- und Gemüsemesse in Berlin statt. Die Branche ist geprägt von Herausforderungen in der Produktion und Vermarktung.

Freitag, 10. März 2023, 08:36 Uhr
Santiago Engelhardt
Artikelbild Lieferketten im Fokus
Bildquelle: Santiago Engelhardt

Unter dem Motto „All in One“ trafen sich auf der diesjährigen Fruit Logistica in Berlin mehr als 63.000 Fachbesucher. In 27 Hallen präsentierten Firmen aus 92 Ländern ihre Produkte und Konzepte. Alle waren froh, sich wieder zum gewohnten Termin im Februar treffen, Kontakte pflegen und Geschäftsabschlüsse tätigen zu können. „Die Fachbesucher haben Informationsbedarf und wollen persönlich mit Ausstellern sprechen und nicht nur online kommunizieren“, erklärt Frank Döscher, Geschäftsführer bei Elbe-Obst.

Den Herausforderungen stellen
Die allgemein positive Stimmung täuscht leicht über die vielen Herausforderungen, die die Branche bewältigen muss, hinweg. Wie Rory Byrne, CEO von Dole, erklärte, war das vergangene Jahr von viel Komplexität in Bezug auf Lieferkettenkosten und Verfügbarkeit geprägt. Die Inflation habe einen enormen Einfluss auf die Kosten für frisches Obst gehabt.

Deutschlands Obst- und Gemüsemarkt musste sich 2022 in einem schwierigen Umfeld behaupten. Nicht nur der trockene Sommer, sondern auch die stark gestiegenen Produktionskosten und der Mangel an verfügbaren Arbeitskräften stellten für die Produzenten die größten Hürden dar. Hinzu kam: Mit Beginn des Krieges in der Ukraine schossen die Preise für Düngemittel und Energie in die Höhe. Die hohen Energiepreise belasteten besonders die Produktion in den Treibhäusern.

Für Gemüsebauern war das Jahr 2022 von Marktturbulenzen und Wetterextremen geprägt. Zu Jahresbeginn gab es noch große Bestände an Möhren, Zwiebeln und Kohlköpfen aus dem Vorjahr, was zu niedrigen Preisen führte. Die Saison für Freilandgemüse begann früh und mit schnell steigenden Mengen. Dadurch gerieten die Erzeugerpreise frühzeitig unter Druck. Höhere Verkaufspreise konnten die gestiegenen Produktionskosten allerdings nicht kompensieren. Die angespannte Marktlage resultierte aber nicht nur aus dem großen Angebot. Obwohl Gemüse im vergangenen Jahr kaum ein Preistreiber war, verspürten die Verbraucher nach der Pandemie dennoch eine große Verunsicherung. Anfang des Jahres zeichnete sich ab, dass die deutschen Verbraucher wegen der steigenden Inflation eher weniger Obst und Gemüse kaufen würden.

Die Obsternte lag im Jahr 2022 knapp 3 Prozent über dem Vorjahr. Dieser Anstieg ist vor allem auf Äpfel und Steinobst wie Süßkirschen und Pflaumen zurückzuführen.

Mehr Obst geerntet
Aufgrund der hohen Temperaturen im Frühjahr begann die Erdbeerernte fünf bis sieben Tage früher als in anderen Jahren. Der Verkauf dieser frühen Erdbeeren lief jedoch nicht gut, da der Markt noch von späten Importen aus dem Mittelmeerraum und Gewächshausprodukten aus den Beneluxländern dominiert wurde.

Beim Steinobst gab es fast keine Spätfrostschäden. Das führte zu einer guten Ernte von Süßkirschen, während bei Pflaumen die Sommertrockenheit eine bessere Ernte verhinderte. Dass die Verbraucher beim Kauf von Äpfeln zurückhaltend sind, ließ sich schon in den Vorjahren beobachten. Das verstärkte sich 2022. Man könne bei den deutschen Verbrauchern eine deutliche Kaufzurückhaltung erkennen, so Döscher. Der Kunde greife aktuell häufiger zu preisattraktiveren Produkten. Somit erreichten die Obstkäufe insgesamt nicht die Zahlen, die in den zwei Jahren der Pandemie verzeichnet worden waren.

Nachhaltigkeit bleibt Thema
Obwohl die Verbraucher momentan sehr preisbewusst sind, rechnen viele Unternehmen wie die Erzeugergenossenschaft Landgard damit, dass sich die Zeiten wieder ändern werden. Verbraucher werden auch wieder mehr Wert auf Nachhaltigkeit legen. So standen Erzeugnisse und Verpackungen, die dem Trendthema Nachhaltigkeit und Klimaneutralität entsprechen, besonders im Fokus der Fruit Logistica. Dazu erläuterte Thomas Schlich, Geschäftsführer bei Landgard: „Der Schwerpunkt liegt auf ressourcen- und klimaschonender Produktion, Aufbereitung, Verpackung und Logistik. Vor diesem Hintergrund gewinnt die saisonale Produktion wieder stärker an Bedeutung.“

Wie Daniel Oppermann, bei dem Importunternehmen Import Promotion Desk (IPD) zuständig für Sourcing und Märkte in Südamerika, berichtete, fragen deutsche Importeure zum Beispiel bei Produkten aus Lateinamerika verstärkt nach Nachhaltigkeitszertifizierungen wie der von Rainforest Alliance. Sein für Afrika zuständiger Kollege Thomas Derstadt stellt fest, dass wegen der im Vergleich kürzeren Lieferwege auch Marokko und andere Länder Afrikas immer häufiger das Interesse deutscher Importeure wecken.

Importe von Frischobst und Gemüse nach Deutschland (in 1.000 Tonnen, 2021)

  • 2.911 Spanien
  • 1.451 Niederlande
  • 1.005 Italien
  • 458 Costa Rica
  • 429 Ecuador
  • 388 Kolumbien
  • 2.417 Andere Länder

Quelle: AMI-informiert.de; Destatis; Eurostat

Xenia oder Blacky Gourmet: Neuheiten-Gala
Viele Aussteller nutzten die Messe auch, um neue Produkte vorzustellen. San Lucar führt die Passionsfrucht in sein Sortiment ein; neu sind auch die Honigtropfentomaten, und zur Blacky-Gourmet-Tomate kommt eine neue Reddy-Variante hinzu. Außerdem bietet das Unternehmen neue Konfektionen und Verpackungen an.

Elbe-Obst wird zukünftig auch die Birne Xenia anbauen und vermarkten. Xenia ist die erste Birne der Deutsches Obst-Sorten Konsortium GmbH (DOSK), die den deutschen Erzeugerorganisationen und ihren Vertrieben zur Verfügung gestellt wird. Die DOSK hat die Markenlizenz für Xenia exklusiv für Deutschland erworben. „Elbe-Obst wird in zwei bis drei Jahren kommerziell nennenswerte Mengen in Verkehr bringen und wird die Menge von Jahr zu Jahr erhöhen“, kündigt Jens Anderson von Elbe-Obst an. Der Bodensee hat Xenia bereits seit einiger Zeit am Markt. Weitere interessante Produktkonzepte finden Sie auf den folgenden Seiten.