Ladenbau Nachhaltig mit System

Nachhaltigkeit zieht sich durch den modernen Ladenbau. Ein Hemmschuh bei der Umsetzung sind noch die Kosten, die aber mit zunehmender Standardisierung sinken dürften.

Freitag, 08. April 2022 - Sortimente
Bernd Liening
Artikelbild Nachhaltig mit System
Bildquelle: Aichinger

Das Interesse an ressourcenschonenden Ladenbau- und Einrichtungslösungen wächst quer durch alle Handelsbranchen, besonders stark jedoch im Lebensmittelhandel. Das berichten Mitgliedsfirmen im Deutschen Ladenbau Verband (DLV). Auch steige im Handel die Nachfrage nach entsprechenden Zertifikaten wie DIN EN ISO 14001. Die ISO 14001 ist der weltweit akzeptierte Standard für Umweltmanagementsysteme. „Einerseits fordern die Retailer nachhaltigen Ladenbau, andererseits bieten es die Ladenbauer und die begleitenden Gewerke wie die Leuchten- und Bodenbelagshersteller aktiv an“, sagt DLV-Sprecherin Angela Krause.

Generell gebe es im Ladenbau „viel Spielraum für nachhaltiges Wirtschaften und für Konzepte im Sinne der Neo-Ökologie“, heißt es bei Wanzl Ladenbau. Beim Möbelbau beispielsweise achtet Wanzl verstärkt auf Holz aus nachhaltiger Bewirtschaftung und setzt auch auf recycelte Rohstoffe, etwa bei der Produktserie „Eco line“. Dazu zählen Salsa-Einkaufswagen und -körbe aus recycelten Kunststoffen. „Auch unseren Premium-Anspruch sehen wir als Beitrag“, teilt Wanzl dazu mit. „Denn nur langlebige, hochwertige Ladenbaulösungen sind dauerhaft ressourcenschonend.“

Skalierbare Konzepte
Die Einzelhandelsexperten von Interstore Schweitzer und Jos De Vries International (JDV) arbeiten an Richtlinien für nachhaltiges Retail-Design, einen Design-Ansatz namens „Be Leaf“. Mit dieser Methodik werden verschiedene Stufen des nachhaltigen Projektmanagements und der Ausführung angeboten. Je nach Budget und gewünschtem Innovationsgrad kann der Einzelhändler entscheiden, welches Konzept für ihn am besten geeignet ist. „Dieser neuartige Ansatz zielt darauf ab, einen optimierten finanziellen Lebenszyklus unter Verwendung der Materialkategorien in einer zerlegbaren, skalierbaren und flexiblen Weise zu schaffen“, sagt JDV-CEO Christiaan Rikkers. Zur Unterstützung wurden Leitlinien definiert. Dazu gehören nachhaltige Kriterien bereits in der Planungsphase, die Auswahl der Materialien und Baumaterialien sowie die Prüfung der Recyclingmöglichkeiten. Rikkers: „Unser Ziel ist es, unser nachhaltiges Denken in Zusammenarbeit mit ambitionierten Einzelhandelsunternehmen weiter auszubauen.“

Bei den Materialien müsse man genau hinsehen, welches die ökologisch bessere Wahl ist, betonen Experten. So sind Spanplatten, die zu 100 Prozent aus wiederverwertetem Holz bestehen, nachhaltiger als Massivholz. „Massivholz ist nicht so nachhaltig, wie es vermuten lässt, es muss öfter ausgetauscht und kann nicht mehr verwendet werden“, lautet die Begründung des DLV. Grundregale und andere Ladenbauelemente aus Metall können in der Regel weiter genutzt werden. Zudem kann Metall komplett recycelt und wiederverwertet werden. Im Bereich der Bodenbeläge agieren bei Vinylböden viele Hersteller mittlerweile nachhaltig mit einer vollständigen Rücknahme und Aufarbeitung des ohne Klebstoff verlegten Bodenbelages. „Wir verzeichnen, gerade im LEH, ein wachsendes Interesse an nachhaltigen und authentischen Materialien“, so Frank Loebel, Gesellschafter-Geschäftsführer HWB Furniere & Holzwerkstoffe GmbH.

Im Lebensmittelhandel sind die höchsten CO2-Einsparungen bei den Kühlanlagen zu erzielen, da diese in der Regel fast 50 Prozent des Energiebedarfes eines Marktes ausmachen. Bei den Kühltheken rücken die ganzheitlichen Life-Cycle-Kosten in den Fokus: Neben Anschaffungs- werden laufende Kosten einbezogen. Aichinger verdeutlicht das am Beispiel seines Bestsellers „Sirius 3“. Diese Bedienkühltheken werden mit einer geringen Verdampfungstemperatur betrieben. „Jedes Grad Celsius eingesparte Verdampfungstemperatur spart etwa 3 Prozent Energiekosten.“

Die Rewe präsentiert in ihrem Green-Farming-Markt in Wiesbaden Fisch, Fleisch, Käse und Wurst in Sirius-3-Theken mit 16,40 Meter Länge. Entsprechend den EU-Richtlinien wird für sie ein Jahresenergieverbrauch von 12.628 Kilowattstunden errechnet. „Wir achten bei der Ausstattung und dem Betrieb der grünen Märkte stark auf die Nachhaltigkeit. Dazu zählen die Energiekosten und die erwartbare Nutzungsdauer“, kommentiert Christian Schönherr, Funktionsbereichsleiter Rewe Group, die Entscheidung für dieses Thekenmodell.

Eine Hürde sind die fehlenden Kenntnisse über nachhaltige Materialien: Was gibt es auf dem Markt, wie kann man die Produkte beschaffen? Eine andere sind die Kosten: „Die Anschaffung ist teilweise noch deutlich teurer als die herkömmlicher Materialien – und geradezu eklatant teurer gegenüber Ware aus Fernost“, meint Angela Krause. Die Preislage werde sich erst ändern, wenn nachhaltige Materialien zum Standard auch im Ladenbau werden.

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