Harry-Brot „Wir bleiben wachsam“

333 Jahre alt ist das Unternehmen Harry-Brot. Wichtiges Standbein ist der tägliche Frischdienst. Warum das nachhaltig ist, wie wichtig Regionalität ist und was für Backstationen spricht, dazu Frank Kleiner, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing.

Sonntag, 22. August 2021 - Sortimente
Susanne Klopsch
Artikelbild „Wir bleiben wachsam“
Bildquelle: Harry-Brot

333 Jahre alt wird Harry-Brot in diesem Jahr. Wie schafft es ein Unternehmen, ein solches Jubiläum zu erreichen?
Frank Kleiner: Am 9. Mai 2021 blickten wir auf eine 333-jährige Firmengeschichte zurück. Um über einen so langen Zeitraum erfolgreich zu sein, ist es erforderlich, sich immer weiterzuentwickeln und den kontinuierlichen Veränderungen des Marktes und der Verbraucherwünsche gerecht zu werden. Das Erfolgskonzept ist zeitlos: Harry legt Wert auf eine Einheit von weitsichtiger Unternehmensführung, hoher Mitarbeiterloyalität und stetiger Investition.2019 überschritt Harry-Brot die 1-Milliarde-Euro-Grenze beim Umsatz: Nun litt in der Pandemie der Absatz an der Prebake-Station erheblich. Welche Spuren hat das Jahr 2020 in den Zahlen hinterlassen?

Der Umsatz im Harry-Konzern inklusive Töchter belief sich 2020 auf 1,031 Milliarden Euro und wies damit einen leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr mit 1,056 Milliarden Euro Umsatz aus, bedingt durch die Lockdowns während der Pandemie. Der Rückgang der Umsätze im Segment Prebake konnte für Harry noch durch Umsatzzuwächse in den Kategorien Toast/Sandwich und zum Fertigbacken aufgefangen werden. Jedoch waren sowohl das Systemgastronomiekonzept Back-Factory als auch die Tiefkühltochter Backshop stark betroffen. Back-Factory wurde von den temporären Geschäftsschließungen beeinträchtigt, rückläufige Abverkäufe im Foodservice-Markt sorgten bei Backshop für negative Umsatzentwicklungen.

Ihr Frischdienst ist ein wesentlicher Baustein des Unternehmenserfolges: Eine Flotte von rund 1.200 Frischdienst-Lkw rückt jeden Morgen aus, um von den Vertriebsstellen mehr als 11.000 Outlets im Handel anzusteuern – warum ist das ökologisch, warum ist das nachhaltig?
Täglich frisch liefert Harry mit 900 Fahrzeugen das Brot von den zehn Frischbrot-Bäckereien direkt innerhalb weniger Stunden in die Super- und Verbrauchermärkte. Transportiert wird die Ware in umweltfreundlichen Mehrwegkästen. Im Vergleich zu Karton-Transportverpackungen kann die Frischdienstbelieferung daher mit einem um 23 Prozent geringeren CO2-Footprint punkten. Durch die tägliche Belieferung können außerdem Absatzschwankungen innerhalb der Woche oder bedingt durch das Wetter gut abgefangen und die Bestellmengen angepasst werden. Dies reduziert die Retoure und somit Foodwaste. An unseren Produktionsstandorten backen wir hauptsächlich für die Region, können unseren Hauptrohstoff Mehl regional einkaufen und mit dem Frischdienst regional ausliefern. Das kommt nicht nur der Frische zugute, sondern entspricht auch den Umwelt- und Nachhaltigkeitsengagements des Unternehmens.

Welche Rolle spielt hier der Logistikstandort Oer-Erkenschwick?
Der neue Logistikstandort Oer-Erkenschwick ist der erste klimaneutrale Standort von Harry und unterstützt unser Logistiknetzwerk dabei, auch zukünftig unsere Produkte mit bestmöglicher Frische im Raum NRW auszuliefern.

Vor allem Prebake hat 2020 und zum Teil ja noch zu Jahresanfang 2021 etwas schwächer abgeschnitten – wie sehen die Zahlen derzeit aus?
Bereits im vergangenen Jahr konnten wir feststellen, dass mit den Lockerungen der Corona-Maßnahmen auch die Einkaufsfrequenz im LEH wieder ansteigt, und damit auch der Umsatz in den Prebake-Stationen.

Möglicherweise arbeiten viele Bundesbürger langfristig häufiger im Homeoffice und fehlen als Kunden für die Backstationen: Wird der Kuchen danach nicht kleiner für dieses einstige Wachstumssegment?
Die Backstationen bedienen nicht nur das Impulsgeschäft mit Snacks, sondern auch den Inhome-Konsum. Daher gehen wir davon aus, dass sich in den Kernsegmenten Brot und Brötchen die Umsätze wieder auf dem Niveau von vor Corona einpendeln werden.

Wie geben Sie Impulse?
Wir unterstützen die Entwicklung mit dem neuen Konzept „Home Baking“ und setzen damit vermehrt auf den Inhome-Konsum auch aus der Backstation. Im September gibt es zudem einen Relaunch mit neuen Sorten für das Sortiment der Backstationen.

Toasts und Sandwiches sowie Aufbackwaren boomten im Corona-Jahr 2020. Wie sieht es 2021 bislang aus?
Der Absatz im Segment Toast/Sandwich hat sich wieder stabilisiert. Bereits vor Corona konnte dieses Segment moderate Absatzzuwächse verzeichnen, daher gehen wir auch weiterhin von einem leichten Wachstum aus. Gerade der Bereich zum Fertigbacken hat während der Pandemie neue Verbraucher hinzugewonnen, die auch nach Corona die Vorteile der Produkte zu schätzen wissen. Wir gehen daher zukünftig auch hier von Umsätzen auf einem höheren Niveau aus.

Regionalität ist ein wichtiges Thema für die Endverbraucher. Sie haben in diesem Jahr regionales Schnittbrot gelauncht: Wie ist das Feedback von Handel und Endverbrauchern?
Die ersten Rückmeldungen zu unserem neuen Konzept „Harry Regional“ fielen sehr positiv aus, sowohl vom Handel als auch von den Verbrauchern. Jedoch ist das Konzept noch zu frisch, um dauerhafte Rückschlüsse ziehen zu können, wie sich das Segment aus Sicht des Verbrauchers etabliert.

Für dieses Sortiment nutzen Sie bevorzugt regionale Zutaten, wie es auf Ihrer Internetseite heißt. Wir befinden uns in einem Klimawandel, der sich auch auf den Getreideanbau auswirken wird: Spielt Ihnen dies quasi in die Hände?
In Deutschland wird nahezu überall Getreide mit hervorragenden Backqualitäten angebaut. Deshalb findet Harry für alle Produktionsstandorte Mühlen im regionalen Umfeld. Im Schnitt fährt das Mehl zu den Bäckereien von Harry nicht weiter als 97 Kilometer. Dies gilt nicht nur für unsere regionalen Produkte. Für diese beziehen wir die Rohstoffe aber aus einem noch mal engeren Umkreis.

Welche Trends sehen Sie neben Regionalität?
Rustikal ist bei den Verbrauchern derzeit ebenfalls sehr beliebt. Mit unserer neuen Range „anno“ bieten wir dem Verbraucher gleich drei neue Sorten, mit rustikalem Geschmack und rustikaler Optik.

Bedingt durch die Veränderungen in den Haushalten geht ein weiterer Trend in Richtung kleinere Verpackungen. Mit den beiden Sorten Kleines Sonnenkern und Vital & pur bieten wir mit der 250-Gramm-Packung Abwechslung im Brotkorb.

Wie weit ist Harry-Brot in Sachen Nutri-Score?
Wir haben als einer der ersten Hersteller bereits Ende vergangenen Jahres mit der Integration des Nutri-Scores auf unseren Markenverpackungen begonnen und planen dies bis Dezember 2021 abgeschlossen zu haben. Übrigens werden etwa 85 Prozent unserer Produkte mit dem Nutri-Score A bewertet.

Im Herbst steht die Anuga an: Ist Harry-Brot wieder dabei?
In Anbetracht der Entwicklungen der Corona-Pandemie im vergangenen Herbst befürchten wir auch für dieses Jahr wieder ansteigende Fallzahlen und damit einhergehend eine Verschärfung der Maßnahmen. Diese Faktoren lassen aus unserer Sicht derzeit keine stabile Planung einer solchen großen Veranstaltung zu. Daher haben wir uns entschieden, in diesem Jahr nicht an der Messe teilzunehmen. Für uns steht der persönliche Austausch mit unseren Kunden im Fokus, der dann gegebenenfalls nicht gegeben sein könnte.

Wir befinden uns schon im dritten Quartal 2021: Wie ist Ihre Prognose für 2021?
Derzeit gehen wir von einem stabilen Umsatz in diesem Geschäftsjahr aus. Jedoch können wir auch mit Blick auf die weitere Entwicklung von Corona nur schwer in die Zukunft prognostizieren. Wir bleiben daher wachsam, um uns gegebenenfalls auf weitere Veränderungen im Markt einzustellen und schnell reagieren zu können.

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