WPR Schön sauber werden

Ressourcen schonen und dennoch effektive Produkte zu produzieren: ein Spagat für die Hersteller von Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln. Ein Blick auf spannende und nachhaltige Projekte der Unternehmen.

Freitag, 14. Oktober 2016 - Sortimente
Susanne Klopsch
Artikelbild Schön sauber werden
Bildquelle: GettyImages

Wir lassen uns frische, gebügelte Wäsche, einen sauberen Haushalt oder das blitzblanke Auto eine Menge kosten: Auf rund 16 Mrd. kWh und ca. 350 Mio. cbm Wasser summierten sich 2014 die dafür aufgewendeten Ressourcen in privaten Haushalten. Insgesamt 11 Mrd. Euro gaben die Haushalte hierzulande aus für Energie, Wasser sowie die Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel (WPR): 3 Mrd. Euro sind Energiekosten, 4 Mrd. fließen in die Bereitstellung und Entsorgung der Wassermengen, mit 4 Mrd. Euro schließlich schlagen die WPR am der Kasse zu Buche (Quelle: Industrieverband Körperpflege und Waschmittel, IKW). Und hierbei sind die Ressourcen, die in die Herstellung der Produkte in den einzelnen Unternehmen fließen, nicht berücksichtigt.

Der sparsame Einsatz von Rohstoffen ist allerdings seit Jahren das tägliche Brot der Hersteller – die Wirksamkeit der Artikel dabei immer im Blick behaltend. Mitunter wird über Jahre intensiv nach neuen Lösungen geforscht. Und das oftmals branchen- bzw. unternehmensübergreifend.

Dass es Procter & Gamble (P & G; Marken Ariel, Lenor u. a.) nach eigenen Angaben gelang, seit 2010 den Wasserverbrauch in seinen Werken um 21 Prozent pro Produktionseinheit zu reduzieren, ist auch EU-weiter Forschung zu verdanken. Das Projekt zur Wasseraufbereitung namens E4Water entwickelte das Unternehmen „führend mit“. Nach Jahren intensiver Arbeit sei eine weltweit neue Technologie für Industrieabwasser-Recycling in die Demonstrationsphase gegangen und könne nun branchenübergreifend in Produktionen zur Wiederverwertung des Wassers genutzt werden. „P & G ist einer der Ersten, der diese Technologie der Filtration und des Recyclings unter echten Produktionsbedingungen testet“, heißt es aus Schwalbach.

Auf die sogenannte Molchtechnik (englisch pigging) bei der Wasseraufbereitung setzt das belgische Unternehmen Ecover. Damit muss nur noch eine kleine Menge Wasser zur Reinigung der Rohre durch diese gedrückt werden. Früher wurde mit sehr viel mehr Wasser gespült. Das Abwasser wird wieder aufbereitet, bis es Trinkwasserqualität hat: „Das Wasser hat also nach dem Verlassen unserer Fabrik eine bessere Qualität als zuvor“, heißt es in einer Pressemeldung der Belgier. Derzeit arbeitet das Unternehmen mit Hochdruck daran, durch eine höhere Konzentration der Waschmittel ab 2017 weitere Wassereinsparungen zu erreichen.

Optimierte Produktionsabläufe haben in den Werken von Fit zu signifikanten Wassereinsparungen geführt: Seit 2010 konnte das Unternehmen nach eigenen Angaben das spezifische Abwasseraufkommen pro produzierter t Produkt um ca. 75 Prozent senken. Aktuell fielen etwa 0,13 cbm Abwasser pro t Fertigprodukt an.

Tipps für Kunden

So lassen sich beim Waschen Geldbeutel und Ressourcen schonen.

  1. Wäsche sortieren: nach weiß, bunt, fein.
  2. Pflegehinweise in den Textilien beachten.
  3. Waschmaschine möglichst voll beladen (gilt nicht für Woll oder Feinwäsche).
  4. Das zur Wäscheart passende Waschmittel wählen (es schont die Textilien besser) und die Dosierungsempfehlungen der Hersteller beachten.
  5. Bevorzugt konzentriertes Waschmittel verwenden.
  6. Mit möglichst niedriger Temperatur waschen: maximal 60 Grad C. Je nach Verschmutzung reichen auch 30 bis 40 Grad C Waschtemperatur, bei manchen Waschmitteln auch nur 20 Grad C.
  7. Zur Verhinderung von übermäßiger Keimbildung in der Waschmaschine sollte allerdings ein- bis zweimal im Monat ein Waschgang mit 60 Grad C absolviert werden.

Ressourcen schonen (in diesem Fall Mineralöl) durch einen geschlossenen Wertstoffkreislauf: Dies ist der Ansatz der 2012 gegründeten Recyclat-Initiative. Initiatoren sind Werner & Mertz (Marke u. a. Frosch), Der Grüne Punkt – Duales System Deutschland (DSD), der NABU (Naturschutzbund Deutschland) sowie Alpla (Hersteller von PET-Flaschen), Unisensor (entwickelte die Technologie zur Feinsortierung der PET-Flakes) und die Rewe Group. Für sie sind die im gelben Sack bzw. der gelben Tonne gesammelten Verpackungen kein Abfall, denn sie enthalten wertvolle Rohstoffe wie Polyethylenterephthalat (PET). Dieses gilt es, wiederzuverwerten. Kontinuierlich gelang es den Beteiligten in den vergangenen Jahren, Verfahren zu entwickeln, um die Anteile am recycelten PET (rPET) aus dem gelben Sack in den Neuverpackungen etwa für Reiniger der Marke Frosch zu erhöhen. Auch die Markttests im Verkauf an die Endverbraucher wurden ohne Beanstandungen absolviert. Inzwischen sind laut Werner & Mertz mehr als 15 Mio. glasklare Flaschen der Frosch-Reiniger verkauft worden, die zum Teil aus rPET aus dem gelben Sack bestehen. Und da die leeren Verpackungen wieder im gelben Sack gesammelt werden, fließen sie erneut in den Rohstoffkreislauf.

In einem nächsten Schritt arbeitete das Unternehmen daran, Verpackungen aus Polyethylen (PE) so nachhaltig wie möglich zu produzieren. Die Verpackung sollte dabei durchscheinend sein, damit der Kunde den Füllstand erkennen kann – damit mussten die Unternehmen aber eine harte Nuss knacken. Denn die bisher bekannten PE-Recyclat-Qualitäten konnten da nicht mithalten. Den findigen Unternehmen gelang es jedoch zum einen, ein Verfahren zu entwickeln, das naturfarbene und weiße PE-Flakes besser von den farbigen trennt. Ein laut Werner & Mertz optimierter Waschprozess und ein zusätzlicher Dekontaminationsschritt zum anderen ermöglichen nun die Herstellung hochwertiger rPE-Verpackungen. Die Qualität ist dabei so gut, dass sich nicht nur einfache Flaschenformen herstellen lassen: „Sogar Griffflächen mit weitaus anspruchsvolleren Stabilitätsanforderungen können nun aus 100 Prozent Recyclat produziert werden“, heißt es aus Mainz. Aktuell werden Verpackungen für das Produkt Emsal Bodenpflege Parkett sowie die Reihe für Großverbraucher, Professional Tenet SR 15, produziert. Für diese Entwicklung erhielt das Unternehmen jetzt auch den Deutschen Verpackungspreis.

Die Technologie hinter der Wiedergewinnung von Rohmaterial für neue Verpackungen aus der Mülltonne steht auch anderen Unternehmen offen. So bringt Henkel nun Flaschen für Perwoll Wolle & Feines in die Regale des Handels, die 15 Prozent recyceltes HDPE enthalten, also Polyethylen mit einer hohen Dichte. Entwickelt wurde das Verfahren gemeinsam mit DSD und Alpla. Henkel war es vor allem wichtig, keine Abstriche bei Optik oder Qualität des Werkstoffes zu machen: „Das leuchtende Rosa der Perwoll-Flasche sowie die Leistung der Inhaltsstoffe und der Duft bleiben ohne Kompromisse erhalten“, bilanziert Stefan Strathmann, Leiter internationale Verpackungstechnologie im Bereich Laundry & Home Care. Das zeige, dass Nachhaltigkeit und Premiumprodukte kein Widerspruch seien.

Und auch der CEO der Duale System Holding (Grüner Punkt), Michael Wiener, ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis: „Die Qualität unserer Recyclate ist, was Farben und Oberflächen angeht, inzwischen so hoch, dass wir Neuware ersetzen können.“

Henkel plant, im Unternehmensbereich Laundry und Home Care bis Ende des Jahres bei mehr als 1 Mrd. Produktverpackungen recycelte Kunststoffe einzusetzen. Die Perwoll-Verpackung leiste dazu einen wichtigen Beitrag, sagt Strathmann. Bis 2020 soll zudem in Europa der Anteil an recyceltem PET in den Flaschen auf 33 Prozent erhöht werden.

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