Brot und Backwaren Sortiment neu gemischt - Umsatzchancen für das SB-Regal

Auch wenn sich das Wachstum der Backstationen etwas abgeschwächt hat: Mit Brot und Backwaren lässt sich im Handel gutes Geld verdienen ‧ wenn der Mix stimmt.

Donnerstag, 26. Februar 2015 - Sortimente
Susanne Klopsch
Artikelbild Sortiment neu gemischt - Umsatzchancen für das SB-Regal
Bildquelle: Hoppen, Lieken, Rosendahl, Sinnack

Auch VDG-Präsidentin Prof. Dr. Detmers sieht in der Sortimentsverschiebung Umsatzchancen für das SB-Regal: „Ein Teil der bisher im Brotregal angebotenen Brotsorten kommt jetzt über die Backstation, das Brotregal bietet ausreichend Platz für Spezialitäten.“ Sie weiß wovon sie spricht: Großbäcker Mestemacher, in dessen Führungsspitze Detmers als Gesellschafterin und Mitglied der zentralen Unternehmensleitung verantwortlich zeichnet, schaffte 2014 im rückläufigen Markt der SB-Brote im LEH ein Umsatzplus von 7,4 Prozent. „Wir haben die Verschiebung der Sortimente gut bewältigt“, sagte sie bei der Vorstellung der Zahlen. Neben Vollkorn- und internationale Brotspezialitäten sehen die Gütersloher vor allem gute Absatzchancen für Brote in kleineren Verpackungseinheiten. Angepasst an veränderte Verzehrgewohnheiten und den demografischen Wandel sollen in der ersten Jahreshälfte 2015 drei neue Brote auf den Markt gebracht werden: Walnuss- sowie Karottenbrot im 250-g-Pack sowie ein Veggie-Vollkornbrot in der 300-g-Packung. Letzteres ist vegan, hefe- und laktosefrei.

Gut 444 Mio. Euro setzte der Handel laut Nielsen bis Ende September mit Aufbackware aus dem SB-Regal um – ein Plus von 2,6 Prozent. „Bake-off hat uns nichts weggenommen“, sagt Liesel Schlüter, Verkaufsleiterin bei Handelsmarkenspezialist Sinnack, „im Gegenteil, die Vielfalt hat den ganzen Markt beflügelt.“ Die Kunden suchten am SB-Regal Mehrwertprodukte, die sie in der Backstation nicht fänden, zudem sei Brot für die Vorratshaltung gefragt. Dabei stehen nach Schlüters Erfahrungen bei den Endverbrauchern weiterhin Weizenbrötchen hoch im Kurs. Ende 2014 brachten die Bocholter daher ein „neu interpretiertes“ Kaiserbrötchen auf den Markt: Das Brötchen backt sich locker und leicht aus, mit einer knusprigen Kruste, die mit etwas Butter verfeinert wurde. Die Brötchen im 4er-Pack sind 42 Tage haltbar. Diese „wachstumsfreudigen Produkte“ werden Mitte des Jahres durch die Varianten Sesam bzw. Mohn ergänzt. In Planung ist zudem ein Kaiserbrötchen hergestellt mit Sauerteig. Im Premiumsegment ist die neue Steinofenbrötchen-Variante angesiedelt, die die Bocholter spätestens zur Amsterdamer PLMA im Mai präsentieren wollen.

Dennoch darf die Backstation ganz sicher nicht aus dem Auge verloren werden: „Die Potenziale sind noch lange nicht ausgeschöpft“, sagt Karina Alikhan von Harry-Brot, „ein aktuelles Sortiment und gute Betreiberqualität könnten Käuferreichweite und Bedarfsdeckung noch ausweiten.“ Neben (meist herzhaften) Snacks sind es derzeit süße Produkte, die das Interesse des Handels geweckt haben. Mestemacher-Tochter Aerzener testete im vergangenen Jahr, laut Prof. Dr. Detmers sehr erfolgreich, die Belieferung des Handels mit tiefgekühlten, handwerklichen Plattenkuchen für die Backstation: Butterkuchen oder Donauwelle sowie der Apfelkuchen werden bei Bedarf aufgetaut bzw. aufgebacken und vervollständigen die Angebote im Bereich Bake-off. „Wir profitieren als TK-Hersteller vom Rückgang der Handwerksbäcker und Konditoreien“, sagt Prof. Dr. Detmers. Derzeit sind weitere Kuchen-Neuheiten im Praxistest.

Kuchen in Konditorqualität für die Backstationen des Handels liefert laut Detlef Brandes auch Kuchenmeister: Der Geschäftsleiter Vertrieb nennt als Beispiel Törtchen, Klassiker wie Streuselkuchen oder Mandelhörnchen. Hiestand & Suhr bietet unter der Dachmarke Otis Spunkmeyer u. a. vorportionierte Kuchen im Becher an, sogenannte Cakes-to-go. Mit dem im Deckel der wiederverschließbaren Verpackung integrierten Göffel (eine Kombination von Gabel und Löffel) können die Kuchen auch unterwegs verzehrt werden. „Die Produkte werden fertiggebacken tiefgekühlt angeliefert und sind nach 120 Minuten Aufzeit verzehrfertig“, beschreibt Steffen Göhringer, Leiter Channelmanagement und Marketing Services bei Hiestand & Suhr. Danach sind sie 5 Tage ungekühlt haltbar. Neue Zielgruppen will sich das Unternehmen auch durch halalzertifizierte, herzhafte Snacks erobern: Börekschnecken in den Sorten Hackfleisch, Kartoffel, Thunfisch, Ziegenkäse und Spinat sollen auch muslimische Kunden ansprechen.

Bilder zum Artikel

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Bild öffnen Auffällig: Unter der Marke ohne Namen bietet Real auch SB-Backwaren im Preiseinstiegssegment an.
Bild öffnen „Es wäre ein Fehler, die klassischen SB-Sortimente zu vernachlässigen.“

Katharina Frerichs, Direktorin Marketing bei Lieken
Bild öffnen „Bake-off hat den ganzen Markt beflügelt.“

Liesel Schlüter, Verkaufsleiterin Sinnack

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