Lebensmittel-Lieferdienste Lukratives Geschäft? - Food.de

Der E-Commerce ist das neue Steckenpferd des Lebensmittelhandels. Der logistische Aufwand muss sich jedoch bezahlt machen. Profitieren könnte der stationäre Händler von neuen Online-Supermarkt-Konzepten.

Donnerstag, 30. Oktober 2014 - Sortimente
Bettina Röttig
Artikelbild Lukratives Geschäft? - Food.de

Gas geben aktuell Karsten Schaal und Christian Fickert mit Food.de: 2011 in Berlin und Leipzig gestartet, bietet der Shop rund 16.000 Produkte (inkl. Frische und TK), die über einen Großhändler als festen Partner bezogen werden. 33 Städte in verschiedenen Ballungsgebieten wie dem Großraum Hamburg, dem Rheinland und München beliefert food.de aktuell, bei Bestellungen bis 12 Uhr auf Wunsch sogar noch am selben Tag. Die Liefergebühr beträgt 5 Euro. Für die Expansion wurde die Fahrer-Flotte in den vergangenen Monaten deutlich vergrößert. „Städte und Ballungsräume sind das perfekte Liefergebiet für unser Liefermodell“, erklärt Gründer und Geschäftsführer Karsten Schaal. Die größte logistische Herausforderung liege in der Versorgung von potentiellen Kunden in dünner besiedelten Randgebieten und ländlichen Regionen. „Um hier effektiv und kostengünstig auszuliefern, muss das allgemeine Interesse am Lieferdienst in diesen Regionen erhöht werden und das benötigt viel Zeit“, so seine Einschätz ung. Bekundet hatte Schaal Interesse an der Zusammenarbeit mit lokalen, stationären Einzelhändlern. „Wir werden auch weiterhin mit einem Großhändler zusammenarbeiten, da kleine stationäre Dienstleister den Anforderungen an Lieferleistung und Zeitmanagement nicht nachkommen können“, erklärt er.

Einen etwas neuen Ansatz zur Kooperation mit dem stationären Handel verfolgen parallel zwei neue Start-ups. In München können Verbraucher seit Ende Oktober bei Shopwings.de ihren Einkauf aus einem Angebot von rund 6.000 Artikeln online bestellen und innerhalb von zwei Stunden liefern lassen. Möglich machen dies Personal Shopper  die für den Kunden direkt im Supermarkt um die Ecke einkaufen gehen. Sie sollen sogar auf den gewünschten Reifegrad bei Obst und Gemüse oder Käse achten. 4,90 Euro beträgt die Gebühr ab der zweiten Lieferung (Mindestbestellwert 20 Euro), ab 60 Euro ist diese kostenfrei. Die Preise gestaltet das Unternehmen, dessen größter Geldgeber nach Medieninformationen die Samwer-Brüder (Rocket Internet) sind, selbst, um die Kosten zusätzlich zu decken. Ausgeliefert wird z. T. mit den privaten Autos und Rollern der Einkäufer – angesprochen werden hierfür vor allem Studenten.

In Konstanz geht in Kürze mit Shopsters.de ein ähnlicher Service an den Start. Auch hierfür soll im stationären Lebensmittelhandel eingekauft werden, was über die App bestellt wurde, das Lieferfenster sogar nur eine Stunde betragen. Gesucht werden aktuell noch Einkäufer mit eigenen Autos oder Rollern. Die Liefergebühr soll laut Informationen der vorläufigen Webpräsenz 3,99 Euro betragen.

Der Partner-Ansatz mit dem stationären Handel ist nicht neu. Ein Anbieter ist bereits schnell wieder von der Handels-Bildfläche verschwunden. Der Online-Supermarkt froodies.de hatte sich zwischen 2009 und der Insolvenz 2012 Liefergebiete in Hamburg, Dortmund, Düsseldorf, Köln, Münster und Wuppertal erschlossen. Froodies kooperierte mit lokalen stationären Händlern, deren Märkte als Kommissionierlager fungierten. Entsprechend wird die Branche mit Spannung verfolgen, ob sich die neuen Partner-Konzepte durchsetzen.

Amazon Fresh
Er kam und ging, der September 2014. Doch das von der Branche erwartete Großereignis, der Start von Amazon fresh in Deutschland, blieb aus. Der Lieferservice für frische Lebensmittel des Online-Händlers wird seit einigen Jahren an der Westküste der USA (San Francisco, Los Angeles, Seattle) getestet und dient als beispielhaft für den weltweiten Lebensmittelhandel. Rund 500.000 Produkte des täglichen Bedarfs umfasst das Angebot laut Website. Die Besonderheit: Lokale Geschäfte und Restaurants können mit Amazon fresh kooperieren, der Kunde also frischen Fisch, Wein oder auch Pizza vom lokalen Experten mitliefern lassen. Ein großer Pluspunkt ist darüber hinaus die taggleiche Lieferung, wahlweise vor die Tür oder bis in die Küche im Beisein des Kunden. Voraussetzung für die Nutzung ist eine Amazon fresh-Mitgliedschaft zu einer jährlichen Gebühr von 299 USD (223 Euro) – eine klare Hürde für die breite Akzeptanz des Services. Ob der Lieferdienst in absehbarer Zeit auch in Europa verfügbar sein wird, hat Amazon bisher nicht bestätigt.

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