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Dem Kunden ein echtes Erlebnis bieten: Das hatte sich der Auftraggeber Agrarmarketing Tirol für die Neugestaltung der Alpbachtaler Heumilchkäserei als Ziel gesetzt. Dazu musste ein Anbau aus den 70er-Jahren weichen. Stattdessen zieht nun eine optisch klare Fassade aus regionalem Lärchenholz und viel Glas in den Laden, bietet quasi schon von außen den Blick hinter die Kulissen. Eine moderne Optik, die jedoch ihre Herkunft Alpenraum nicht verleugnet.
Auch das Innere ist offen gestaltet mit einem L-förmigen großen Verkaufs- und Selbstbedienungstresen. Das Lärchenholz aus der Region findet sich auch im Inneren wieder. Die Rückwand hinter dem Tresen hat ein individuell gestaltbares, flexibles Loch- und Stecksystem. So können einzelne Regalelemente zügig angebracht oder entfernt werden. Der Boden aus poliertem, naturbelassenem Beton hält sich dezent im Hintergrund. Für die Region ist die Alpbachtaler Kuh identitätsstiftend: Ein lebensgroßes Modell der typischen Alpbachtaler Kuh auf dem Dach findet im Inneren in dem Gemälde der Künstlerin Daniela Friederike Lüers seine Entsprechung. Eine zweite Ausbaustufe, so Brandt, ist schon in Planung. Im Obergeschoss über dem Laden soll ein großzügiger Verkostungsbereich für Besuchergruppen mit einem erweiterten Blick von oben in die Manufaktur entstehen.
Über Trends bei der Gestaltung der Bereiche für Brot und Backwaren im LEH will sich Heike Brandt eigentlich gar nicht äußern, „das interessiert uns nur bedingt“. Farbe und Materialien sollen sich schließlich aus der Marke herausentwickeln. Allerdings beobachtet die Berlinerin eine generelle Tendenz hin zu natürlichen Materialien und Farben mit dem passenden Licht. Und hat dann doch noch ein paar generelle Tipps, die den Kunden von heute ansprechen.
Transparenz: Der Kunde darf ruhig sehen, wo und wie gebacken wird, wo und wie die frischen Sandwiches für die Auslage zubereitet werden.
Ruhe in der Auslage: Den Verkaufstresen nicht zu voll packen, zu hoher Warendruck wirkt im Bereich Brot und Backwaren nicht verkaufsfördernd. Der Kunde ist schnell überfordert von einer zu vollen und unruhigen Brot- und Kuchentheke. Brandt plädiert für Ordnung und visuelle Ruhe: „Geben Sie den Produkten ihren Raum zurück.“
Die Ware ist der Hingucker: „Möbel können assistieren, Ziel sollte es sein, die Waren wirken zu lassen“, sagt Brandt.
Studio Brandt
Die studierte Industriedesignerin Heike Brandt gründete 2009 die Agentur Studio Brandt in Berlin. Zuvor hatte sie zwölf Jahre in London als Designerin bei den international renommierten Agenturen JHP Design und Pentagram gearbeitet. Die 45-Jährige hat sich mit ihrem Unternehmen auf Markenarchitektur und Retaildesign spezialisiert. Die Konzeption von Bäckereien und Shops mit Produkten aus dem Bereich Food bezeichnet sie als „besondere Spezialität“ von Studio Brandt.
Brandt ist zudem Gastdozentin an der Universität Innsbruck, Institut für Strategisches Management, Marketing und Tourismus.