SalzburgMilch Premium ist jetzt Standard

Bei Österreichs drittgrößter Molkerei, der Salzburg-Milch, wird Nachhaltigkeit großgeschrieben. Das fängt bei der Erzeugung an, geht über die Verarbeitung bis zur Verpackung.

Donnerstag, 06. April 2023 - Molkereiprodukte
Dr. Friederike Stahmann
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Bildquelle: Salzburg-Milch

Wir haben etwas, worüber wir sprechen können“, kann Florian Schwap, Head of Marketing und Innovation, mit Fug und Recht sagen. Nachhaltigkeit ist für seine Arbeitgeberin, die Molkerei Salzburg-Milch, kein schmückendes Image für Joghurts, Sahne und Käse aus der Mozartstadt, sondern die Basis der erzeugten Produkte. Und davon gibt es über 700 aus sechs verschiedenen Milchsorten. Von gentechnikfreier Milch über Heumilch (EU-weit größter Verarbeiter) und Bio-Milch bis hin zu Bio-Heumilch.

Das war nicht immer so. Mitte der 2010er-Jahre kochte das Thema Anbindehaltung im Alpenstaat so richtig hoch. Nicht zuletzt, weil Milcherzeugung in Österreich überwiegend am oder auf dem Berg stattfindet. Damals verbunden mit einer ganzjährigen Fixierung der Kühe im Stall. Medial begleitet stellten NGOs und Verbraucher genau dies jedoch infrage. Die Politik reagierte. Doch nur halbherzig. Die Gesetze wurden damals letztendlich nicht wirklich verschärft. „Wenn die Politik es nicht schafft, Nägel mit Köpfen zu machen, dann machen wir es eben selbst“, beschreibt Schwap die Intention für das Zukunftsprojekt „nachhaltige Salzburg-Milch“. Zwei Jahre und viele Tausende Stunden Vorarbeit verschlang das neue Konzept. Seit 2017 gibt es nun die Premiummarke Salzburg-Milch, nicht als Nische im Unternehmen, sondern in der gesamten Breite. Und die impliziert, dass jeder der rund 300 Millionen Liter angelieferter Rohmilch palmöl- und GVO-frei erzeugt wird und von Kühen stammt, die regelmäßig tiergesundheitlich überprüft werden. Mehr noch: Keine Kuh steht mehr in ganzjähriger Anbindehaltung (2015 hielten von den rund 2.450 Betrieben noch etwa 350 ihre Kühe in diesem Haltungssystem). Mindestens 120 Tage müssen sich die Tiere frei im Stall, auf einem Laufhof oder auf der Weide bewegen können. „Ökologische Verantwortung ist für die Salzburg-Milch kein leeres Versprechen, sondern eine aktiv gelebte Überzeugung mit konkreten Handlungskonsequenzen“, proklamiert Geschäftsführer Andreas Gasteiger.

Klingt gut. Fast schon edelmütig. Waren also rein selbstlose Gedanken in Richtung Tier- und Verbraucherwohl Triebfeder für die Umstellung? Nein, gibt man ganz ehrlich gegenüber der Lebensmittelpraxis beim Gespräch vor Ort zu. „Wir wollten uns mit der Implementierung unserer Premiummarke ganz klar besser am Markt positionieren“. Und das wiederum mit der Chance, den Gewinn der Molkerei zu steigern und gleichzeitig einen besseren Milchpreis für die Bauern zu erzielen. Vorhaben geglückt, könnte man sagen. Der Milchpreis, den die Landwirte erhalten, liegt seit Jahren über dem österreichischen Mittel. Und auch bei der Molkerei selbst läuft es gut. So weist die Bilanz nach sechs Jahren eine Steigerung des Markenumsatzes um 28 Prozent aus. Nicht nur preisgetrieben, möchte das Management sich zitiert wissen, erhöhte sich der Umsatz aktuell auf rund 300 Millionen Euro (2021: 245 Mio. Euro).
Damit ist man erneut die drittgrößte Molkerei Österreichs und gleichzeitig der größte Milchverarbeiter im Bundesland Salzburg. Als Nahversorger ist man Platzhirsch in den Mopro-Regalen des eigenen Bundeslandes. Knapp die Hälfte des Geschäftes generiert man im Ausland. Genauer gesagt im benachbarten Deutschland. Gelistet ist man mit der Premiummarke und Handelsmarken von Aldi über Rewe und Kaufland bis hin zu Edeka und Lidl. Andere Export-Destinationen, wie Italien oder China, machen dagegen nur wenige Prozent am Gesamtumsatz aus.

Vielleicht auch deshalb, weil das Thema Nachhaltigkeit vor allem im DACH-Raum in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen hat – mit einer echten Tempobeschleunigung in der Corona-Zeit. Vielen Konsumenten sei in diesem Zeitraum stärker bewusst geworden, wie wichtig eine regionale Versorgung mit nachhaltigen und hochwertigen Lebensmitteln sei, so das Molkereimanagement. „Und genau solche bieten wir unseren Kunden“, erklärt Gaststeiger.

Vom Kuhstreichler zum Vorbild
Gemeinsam mit Wissenschaftlern der Uni Wien wurden Richtlinien für die Tiergesundheit und das Tierwohl erarbeitet. Dazu gehören auch regelmäßige Checks auf den Höfen. Anhand eines verifizierten Erhebungsbogens werden unter anderem die Klauengesundheit, das Ruheverhalten, der Ernährungszustand und die Mensch-Tier-Beziehung überprüft. Dazu kommen unabhängige und geschulte Beobachter einer anerkannten Zertifizierungsstelle auf die Betriebe (siehe Reportage, QR-Code). „Wir sind die einzige Molkerei Österreichs, die bei allen Lieferanten solche regelmäßigen Checks für die Milchkühe durchführen lässt“, ist die Tierärztin Dr. Katharina Lichtmannsperger, die die Stabsstelle „Tiergesundheitsinitiative“ leitet, stolz sagen zu können. Was zu Beginn spöttisch als die „Salzburger Kuhstreichler“ bezeichnet wurde, hat inzwischen Nachahmer gefunden. Ziel sei es, dass Bauernfamilien ihre verfügbaren Ressourcen optimal nutzen und so das Tierwohl auf ihren Höfen verbessern. „Unser Motto: Geht’s den Tieren gut, geht’s uns gut – und natürlich umgekehrt.“

Gesamte Produktion nachhaltig gestalten
Bis 2035 sollen alle Produktionsstandorte in den selbst beeinflussbaren Bereichen (Scope-1- und -2-‧Emissionen) klimaneutral betrieben werden, ohne dabei Kompensationen in Anspruch zu nehmen. Um das zu schaffen, wurde die Käserei in Lamprechtshausen mit Salzburgs größter Aufdach-Fotovoltaikanlage versehen. Damit ist ein beachtlicher Teil der Stromversorgung schon auf regenerative Energie umgestellt. Ein Großteil des CO2-Fußabdruckes entsteht derzeit noch durch die Verbrennung von Erdgas bei der Erzeugung von Prozesswärme. „Im Zuge der bisherigen Optimierungen haben wir unter anderem die bestehende Dampfversorgung erneuert und umfassende Wärmerückgewinnungssysteme in Kombination mit effizienten Wärmepumpen errichtet“, erklärt Matthias Greisberger, zuständig für die Bereiche Innovationsprozesse und Nachhaltigkeit bei der Salzburg-Milch. Mit der Umstellung auf erneuerbare Energieträger wie etwa Biogas und Biomasse soll der Erdgasbedarf mittelfristig auf null reduziert werden. Auch eine weitere Fotovoltaikanlage auf dem Molkereigebäude soll kommen.

Der Einsatz von recyclingfähigen Verpackungen ist ein weiterer Baustein. So sind seit 2017 alle Joghurt- und Rahmbecher der Premiumlinie kartonummantelt. Dadurch lässt sich der Kunststoffanteil halbieren. Für die Verpackung von SB-Käsescheiben werden Kartontassen verwendet, die zu 80 Prozent aus Papier und zu 20 Prozent aus Kunststoff bestehen. Und wie funktioniert die Entsorgung? Greisberger knickt dazu die voreingeschnittene Papierlasche nach hinten und trennt mit einem Ruck die Kunststofffolie vom Karton. Die Nominierung zum Staatspreis Smart Packaging für innovative Verpackungen zeigt die Bedeutung dieser Innovation. Dass weniger mehr sein kann, zeigt sich auch beim Verzicht auf den Einweg-Stülpdeckel auf den 500-Gramm-Bechern. Wer will, kann dafür einen Mehrwegdeckel erhalten. Viele Maßnahmen, eine Intention: nachhaltige Milchprodukterzeugung.

Lebensmittel Praxis vor Ort bei einem Erzeuger der Salzburg-Milch.

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