Gar nicht so einfach: In Zeiten von Corona arbeitet das Marketing-Team zu Hause, außerdem darf der Außendienst nicht in die Filialen des Handels. Wie also schafft es Emmi Deutschland, den Kontakt zu seinen Kunden und speziell den Thekenteams zu halten? Elisabeth Wagner-Wehrborn, Geschäftsführerin Emmi Deutschland, sitzt aktuell selbst im Home-Office. Sie hat Glück, dass ihre gesamte Mannschaft schon vor der Pandemie mit Laptops ausgerüstet war und gewohnt ist, über digitale Plattformen wie Skype zu telefonieren. Jeden Morgen gibt es einen Call, so heißen die morgendlichen Besprechungen jetzt.
„Es tut gut, die Kollegen auf dem Bildschirm zu sehen“, sagt die promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin, „und wir lachen auch viel miteinander“. Sie hat sich ohnehin vorgenommen, nicht auf die Probleme zu fokussieren, sondern den normalen Rhythmus beizubehalten. Emmi kann die Märkte mit ausreichend Ware versorgen, die Einfuhr von Schweizer Käse etwa funktioniert bislang reibungslos. Und während in Frankreich, Österreich und Großbritannien die Käse-Bedienungstheken geschlossen sind, bleiben sie in Deutschland geöffnet. „Und unsere Konsumenten verlangen weiterhin nach Ware, die frisch vom Stück geschnitten wird“, freut sich Wagner-Wehrborn. Ein kleiner Wermutstropfen: Zurzeit können keine Schulungen und keine Verkostungen an den Theken stattfinden.
Die Außendienst-Mitarbeiter kommunizieren weiter mit dem Thekenpersonal. Dazu dient eine spezielle App, über welche die Thekenkräfte Dekorationsmaterial oder Etiketten bestellen können.
Wie läuft denn aktuell das Caffè latte-Sortiment? Erstaunlich gut, antwortet die Geschäftsführerin. Der traditionelle Lebensmittelhandel und die Discounter seien die Treiber für die Impulsgetränke. Einbußen verzeichnet Emmi allerdings an Bahnhöfen, Flughäfen und auch an Tankstellen. Das Aktionsgeschäft, das mit dem Handel abgesprochen war, bleibt bestehen. Und sogar die geplanten Einführungen neuer Produkte starten: Ab Mai geht der „Caffè Latte Protein“ ins Rennen.
In den Startlöchern
Im Herbst will Emmi in Deutschland ein Sortiment von veganen Produkten einführen. In der Schweiz sind die ersten fünf Produkte schon zu haben (Joghurtalternativen, Shakes und Drinks auf Mandel- oder Hafermilchbasis). Die Produkte firmieren unter dem Namen „Beleaf“ („Leaf“ heißt auf Englisch Blatt). Die Verpackungen sind entsprechend floral gestaltet. Der Absender Emmi erscheint relativ klein auf der Packung, schließlich ist man in erster Linie ein Milchkonzern.
Wie macht das Marketing-Team aktuell die neuen Produkte in den Handelszentralen bekannt? Zuerst schicken sie die Neuheiten zu den Einkäufern, dann stellen Sie die Besonderheiten in Videokonferenzen vor. Hauptsache, die Kernbotschaft kommt rüber, so Wagner-Wehrborn: „Wir wollen vegane Genussmomente schaffen, und das in gewohnter Emmi Qualität“.
Nachgefragt bei Emmi-Geschäftsführerin Elisabeth Wagner-Wehrborn
Wie kommt Emmi Deutschland bislang durch die Corona-Krise?
Die Pandemie ist eine riesige Herausforderung für uns alle. Ich habe großes Mitgefühl für alle, denen derzeit die Existenzen wegbrechen. Aber ich bemerke auch, dass wir persönlich demütiger werden und dankbar sind für das, was wir haben.
Corona bringt also auch etwas Positives?
Ja, unsere Mannschaft arbeitet im Home-Office, alle sind hoch motiviert und effizient. Wir haben einen digitalen Sprung gemacht, kommunizieren anders mit unseren Kollegen und sind agiler als zuvor.
Sie bieten Premiumprodukte an, zum Beispiel höhlengereiften Kaltbach-Käse. Funktioniert das nach Corona noch?
Noch sind wir positiv eingestellt. Unsere Kunden werden sich auch weiterhin gern ab und zu ein Premiumprodukt leisten. Die Frage ist nur, wie oft Sie das können. Wenn Kurzarbeiter mit 60 Prozent ihres Gehalt auskommen müssen, kann das vorübergehend schwierig werden.