Schweiz GipfelQualität - „Swissness muss erlebbar gemacht werden“

Premium- und Präzisionsprodukte, weltbekannte Marken sowie Nachhaltigkeit und Bio: dafür steht die Schweiz. Idylle und Industrienation sind hier kein Widerspruch, sondern Ausdruck der berühmten eidgenössischen Neutralität und Kompromisssuche.

Dienstag, 14. September 2010 - Länderreports
Artikelbild GipfelQualität - „Swissness muss erlebbar gemacht werden“
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Der Ex-Coop- und Dohle-Manager Christoph Clavadetscher (49) leitet heute die Ladenbau-Gruppe Dolma.

LP: Herr Clavadetscher, wie glauben Sie müssen Schweizer Produkte sein, um im deutschen LEH erfolgreich zu sein?

Die Produkte müssen qualitativ hervorragend sein, außerdem verbindend mit der Schweiz. Die Schweizer Herkunft sollte ersichtlich und Swissness erlebbar sein.

Für welche Artikel sehen Sie auf dem deutschen Markt gute Erfolgsaussichten?

Es gibt ja schon viele Erfolgsgeschichten von Schweizer Produkten. Große Chancen sehe ich neben den bereits positionierten Warengruppen, wie Molkereiprodukten z.B. von der Emmi oder Schokolade z.B. von Lindt, in Zukunft mit typisch schweizerischen Produkten wie Bündnerfleisch von Albert Spiess oder Kaffee von Chicco d’oro. Hier ist klar das Premium-Produkt gefragt mit Qualität und Swissness. Der deutsche Markt ist dafür eine hervorragende Plattform.

Wo sehen Sie den Schweizer Detailhandel besser aufgestellt als den deutschen LEH?

Im Online-Verkauf ist die Schweiz deutlich weiter als Deutschland. Sowohl Migros als auch Coop haben sich gut positioniert und machen einen guten Job. Ähnliches trifft auch auf die Bereiche Bio und Nachhaltigkeit zu. Sie werden von den beiden Marktleadern seit Jahren geprägt. Im Premium- und im Bedienungsbereich sind Deutschland und die Schweiz vergleichbar aufgestellt. Aber in der Sortimentsvielfalt hat Deutschland klar die Nase vorn.

Was glauben Sie: Wird die Schweiz irgendwann der EU beitreten (müssen)?

Die Schweiz muss überhaupt nicht beitreten und wird das auch noch lange nicht tun!

Wird die Schweiz mit Lidl und Aldi deutscher? Welche Konsequenzen sehen Sie?

Die Schweiz wird nicht deutscher. Aldi und Lidl verstehen es sehr gut, die Swissness in der Werbung hervorzuheben. Befürchten muss niemand etwas, im Gegenteil. Aldi und Lidl haben in der Schweiz einige Händler wachgerüttelt, was letztendlich den Konsumenten zu Gute kommt. Mittelfristig werden Aldi und Lidl mehr Marktanteile haben, als in den Schätzungen beim Markteintritt prognostiziert worden war. Beide machen einen guten Job in der Schweiz.

{tab=Zürich}

Zwei Drittel der 40.000 qkm großen Schweiz sind nicht bewohnbar. Das Land hat 7,8 Mio. Einwohner. In Zürich, der heimlichen Hauptstadt und Finanzmetropole, leben 1,1 Mio. Bürger. 327 Banken arbeiten im Land. Sie zahlten 2008 5 Mrd. CHF Steuern, das waren 11 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Zürich ist, so die Retail-Marktstudie Schweiz 2010 der Location Group Zürich, der drittteuerste Einzelhandelsstandort Europas. 2008 lag die Spitzenmiete in der Bahnhofstrasse noch bei 7.150 CHF. Heute zahlt man dort für den qm pro Jahr 9.475 CHF. Damit überholt Zürich in Europa die Londoner New Bond Street (8.350 CHF), liegt aber hinter der Avenue des Champs Elysées in Paris (11.000 CHF) und der Via Montenapoleone in Mailand (9.650 CHF).

{tab=Buchtipp}

Gebrauchsanweisung für die Schweiz
Thomas Küng unter Mitarbeit von Peter Schneider.

Mit viel Witz, Ironie und Charme beschreibt der in Zürich lebende Autor die Schokoladenseiten seiner Heimat, nimmt diese aber auch mit spitzer Feder aufs Korn. Er erklärt, warum kein Schweizer Müsli isst, was es mit Müllsackgebühren und Gratiszeitungen auf sich hat. Küng gewährt dem Leser Einblicke in die Mentalität, Geschichte und Geschäftsusancen der Schweizer, macht uns ihre Sprache verständlich und bewahrt uns vor Fettnäpfchen und Peinlichkeiten.

Piper Verlag GmbH, München; völlig überarbeitete Neuausgabe 2008; ISBN 978-3-492-27566-8, www.piper.de

{tab=Diagramm, Bestseller Appenzeller}

Schweizer Käseexport nach Deutschland je Sorte in Prozent, Januar bis Juni 2010; Deutschland importierte im ersten Halbjahr 2010 9,745 t Schweizer Käse und bleibt wichtigster Absatzmarkt für die Schweiz, die insgesamt 29.003 t exportierte.

Hartkäse

Weichkäse

Halbhartkäse

Sonstige