Sachsen-Anhalt Initiative für Neuheiten

Sachsen-Anhalt will seine Produkte bekannter machen. Und verlässt ausgetretene Pfade: Gemeinsam mit der Universität Halle-Wittenberg werden kleine und  mittelständische Unternehmen bei der Entwicklung von Innovationen unterstützt.

Mittwoch, 25. August 2010 - Länderreports
Silvia Schulz
Artikelbild Initiative für Neuheiten

Inhaltsübersicht

Alle wichtigen produzierenden Branchen in Sachsen-Anhalt mussten 2009 Umsatzeinbußen hinnehmen. Branchenabhängig zwischen 8 und 65 Prozent, wie das Statistische Landesamt mitteilt. Der Umsatz der sachsen-anhaltinischen Ernährungsindustrie lag mit 6,5 Mrd. Euro knapp unter Vorjahr. Eine gute Bilanz, denn nahezu ein Fünftel des Gesamtpotenzials des verarbeitenden Gewerbes konzentriert sich in dieser Branche.

Zum Vergleich: In anderen Bundesländern liegt der Anteil bei rund 8 Prozent. „Allein die Mühlenwirtschaft hat mit 470 Mio. Euro zum Umsatzrückgang beigetragen. Die Gründe sind im Preisverfall zu sehen. Denn die Tonnage ist nahezu gleich geblieben“, berichtet Dr. Thomas Lange, Geschäftsführer der Agrarmarketinggesellschaft (AMG). Unumstößliche Tatsachen, daher konzentriert sich die AMG darauf, den Produkten der Ernährungswirtschaft endlich auch in den alten Bundesländern zu einem festen Regalplatz zu verhelfen. Die Aktivitäten beschränken sich (noch) auf das Land Niedersachsen. Was logisch ist. Denn die Edeka Minden-Hannover ist einer der stärksten Handelspartner in Sachsen-Anhalt und im Nachbarland Niedersachsen. Alles, was im Lager Osterweddingen steht, können die Händler in Niedersachsen bestellen. Das sind im Trockensortiment immerhin rund 300 Artikel von elf Firmen.

Ziel der AMG ist es, die Produkte aus Sachsen-Anhalt in ganz Niedersachsen bekannt zu machen. So fanden in den vergangenen Monaten in allen E-Centern der Regionalgesellschaft Aktionen statt. Bei famila gab es unter der Überschrift „20 Jahre Mauerfall“ Länderwochen. Daran beteiligt waren Abtshof, Halloren, Wikana, Börde Käse, Röstfein, Bodeta und die Altmärker Fleisch- und Wurstwaren mit rund 25 Produkten. Die Aktivitäten wurden im Handzettel beworben und von Verkostungen begleitet. Der Angebotszeitraum ist gerade zu Ende gegangen. Gut verkaufte Artikel sollen gelistet werden. Ein langwieriger und nicht immer erfolgreicher Weg zum ständigen Regalplatz und so sucht die AMG nach neuen Wegen, die regionalen Produkte in Bayern, Hamburg oder Schleswig-Holstein zu etablieren.

Eine Möglichkeit ist die Einführung regionaler Marken. Die Marke „Typisch Harz“ gibt es seit zehn Jahren. Derzeit wird sie wiederbelebt. Erste Gespräche zur Neueinführung waren erfolgreich und in Zusammenarbeit mit dem Bundesland Niedersachsen, der Harz liegt schließlich nicht nur in Sachsen-Anhalt, soll es im Herbst 2010 losgehen. Wer hier Urlaub macht, lernt die Produkte kennen und lieben. Gut für die Nachfrage, denn nur was nachgefragt wird, wird auch gelistet. Darüber hinaus hat alleine der Landkreis Harz 230.000 Einwohner, die gute Markenbotschafter sein werden.

Geschützte Produkte sind eine weitere Chance, auf Hersteller aufmerksam zu machen. Der Schutzverband Salzwedeler Baumkuchen, dessen Sprecher Dr. Thomas Lange ist, ist auf einem guten Weg. Ergebnis: Der Salzwedeler Baumkuchen ist in Deutschland als Marke anerkannt. Im Europäischen Markenblatt erfolgte die Eintragung im April. Wenn alles gut geht, hat das Land Sachsen-Anhalt zum Jahresende sein erstes europaweit geschütztes Produkt.

Auch Produktinnovationen sind hilfreich. Doch sie binden Kapazitäten, kosten Zeit und Geld. Das macht es den meist klein und mittelständischen Unternehmen der Ernährungsindustrie in Sachsen-Anhalt nicht unbedingt leichter. Gemeinsam mit dem Institut für Innovation und Entrepreneurship (IIE) sowie dem Netzwerk Ernährungswirtschaft hat der Lehrstuhl Marketing und Handel der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg unter Leitung von Prof. Dr. Dirk Möhlenbruch ein Praxisseminar zur Förderung der Innovationskraft der mittelständischen Ernährungs-Industrie Sachsen-Anhalts veranstaltet. Im Rahmen des Projektes NEPro haben in diesem Semester 30 Studenten für acht regionale Unternehmen (Abtshof, Bodeta, Börde Käse, Feinkost Reich, Keunecke Feinkost, LeHA, Loburger, Rätzel) innovative Produktideen entwickelt und neuartige Marketingkonzepte vorgestellt.

NEPro hat drei Phasen: Produktideenentwicklung, Produkttest und Markteinführung. Ziel ist, die Zusammenarbeit zwischen Industrie und Handel zu verbessern und Flopraten zu reduzieren. Gemeinsam mit der Edeka wurde das „Neuheitenregal“ ins Leben gerufen. In vier Edeka-Filialen werden die regionalen Produktneuheiten laufend vorgestellt. Kommen die Produkte gut an, werden sie bei der Regionalgesellschaft gelistet. Für Keunecke, Rätzel, Feinkost Reich, Börde Käse und die Altmärker Fleisch- und Wurstwaren gibt es bereits Listungsempfehlungen.

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