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Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), seit Jahren an vorderster Front der Mehrweglobby, wittert angesichts der Verordnung eine Chance für weitere Maßnahmen gegen Einweg. Allerdings geht den Aktivisten das Paket nicht weit genug. Auch gelte es noch, schwere Fehler aus der Verordnung zu streichen. So weist Thomas Fischer, Projektmanager für Kreislaufwirtschaft bei der DUH, auf eine Schwachstelle des Entwurfs hin: Für die Verkaufsstellen, die entweder nur Einweg oder Mehrweg verkaufen, soll nämlich eine Ausnahmeregelung gelten. Dabei wäre es möglich, dass beispielsweise ein Discounter nur ein überschaubar großes Schild im Eingangsbereich anbringen muss. „Die Discounter, die nur Einweg-Produkte verkaufen und wo der höchste Aufklärungsbedarf herrscht, kämen mit dieser Regelung billig davon. Supermärkte hingegen, die wenigstens ein gemischtes Sortiment haben, würden abgestraft und gezwungen, unter jedes Produkt eine entsprechende Kennzeichnung anzubringen.“
Einigkeit herrscht sowohl bei HDE als auch DUH, dass eine Kennzeichnung auf den Etiketten sinnvoller wäre. „Eine ’Produktkennzeichnung’ wäre auch den Menschen zugänglich, die das Produkt lediglich konsumieren und nicht kaufen“, sagt HDE-Sprecher Kai Falk und Fischer ergänzt: „Sollten die Händler in die Pflicht genommen werden, wäre das besser als nichts. Allerdings wäre eine klare Einweg- beziehungsweise Mehrweg-Kennzeichnung auf den Etiketten sinnvoller.“
Diese Lösung allerdings gefällt der EU-Kommission nicht. Sie sieht darin Handelshemmnisse für den europäischen Binnenmarkt, da Importeure für den deutschen Markt spezielle Etiketten anfertigen müssten. Ein Argument, das Fischer nicht überzeugt: „Schon heute ist es so, dass Etiketten an den deutschen Markt angeglichen werden müssen, beispielsweise mit dem Pfandlogo oder bei den Inhaltsstoffen.“ Der Handelsverband sieht das ähnlich. Das DPG-Logo, der von HDE und BVE gegründeten Deutsche Pfandsystem GmbH, könne mit dem Hinweis „EW“ für Einweg ergänzt werden. Dies stelle einen unbürokratischen und sinnvollen Alternativvorschlag dar.
Weniger einig sind sich Handel und Umweltschützer allerdings bei der generellen Bewertung der Verpackungen. Während die DUH weiter vehement auf Mehrweg setzt, sieht der HDE das Thema differenzierter. Bei PET-Einweg seien in den vergangenen Jahren zahlreiche ökologische Fortschritte erzielt. Hohe Recyclingquoten, neue Werkstoffe wie PET aus nachwachsenden Rohstoffen, steigende Vielfalt bei Mehrwegflaschen und dadurch bedingt steigender Transportaufwand würden Anlass dazu geben, frühere Bewertungen zur Umweltfreundlichkeit von Mehrweg und Einweg in Frage zu stellen. „Es bedarf einer neuen und ehrlichen Bewertung der Ökobilanzen von Ein- und Mehrwegverpackungen“, sagt Kai Falk.
AfG wird meistens im Discount gekauft
Die Erhebung der Verpackungsstrukturen im Haushaltsverbrauch für den AfG-Markt durch die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) bestätigt das Bild der Vorjahre. Danach zeigt sich das Verhältnis von Einweg und Mehrweg bei Verpackungen für alkoholfreie Getränke als weitgehend eingependelt. Die meistgekaufte Gebindeform bei alkoholfreien Getränken war 2012 wieder die 1,5-l-PET-Einwegflasche mit einem Marktanteil von 54,2 Prozent (2011: 53 Prozent).Danach folgte mit 11,2 Prozent (2011: 11,4 Prozent) die 1-l-PET-Mehrwegflasche. Glasverpackungen kamen auf einen Anteil von 9,4 Prozent. Kartonverpackungen mussten geringfügige Einbußen hinnehmen und lagen 2012 bei 5,1 Prozent (2011: 5,6 Prozent). Die Dose zeigt sich trotz Revivals im Discount und LEH wieder schwächer und lag 2012 bei nur 0,3 Prozent (2011: 0,5 Prozent). Erhoben hat die GfK zudem Daten über die Vertriebsschienen im Einzelhandel. Discountern kam 2012 in Deutschland im AfG-Segment mit 54,2 Prozent weiterhin der herausragende Anteil beim Vertrieb von Alkoholfreien Getränken zu.