Durch den Kauf von Hansa-Heemann, dem zweitgrößten Brunnen Deutschlands, sind Sie ins Markengeschäft eingestiegen, insbesondere mit Hella und Fürst Bismarck. Welche Ambitionen haben Sie mit diesen beiden Marken?
Guido Kühne: Das Markengeschäft ist ein wichtiger Teil unserer Wachstumsstrategie. Wir planen, mit beiden Marken zu wachsen, allerdings mit unterschiedlichen Ansätzen. Bei Hella ist die Idee, die Marke national zu vertreiben, unterstützt durch Marketing, Außendienst und eine passende Logistikstruktur. Fürst Bismarck sehen wir eher als Regionalmarke im Nordosten, aber auch hier gibt es großes Wachstumspotenzial, besonders in Richtung Osten.
Welche Effekte hatte die Übernahme von Hansa-Heemann für Ihr Unternehmen?
Aktuell macht der Markenbereich etwa 14 Prozent unseres Gesamtgeschäfts aus. Vor der Übernahme war dieser Anteil nicht vorhanden. Wertmäßig liegt der Prozentsatz sogar noch höher, da unsere Durchschnittspreise im Markensegment höher sind als bei Eigenmarken des Handels. Das hat einen deutlichen positiven Effekt auf die Gesamtentwicklung von Refresco.
Wie verteilen sich aktuell die Anteile von Refresco Deutschland auf Handelsmarken, Co-Manufacturing und Marken?
Etwa 14 Prozent unseres Geschäfts entfallen auf Markenprodukte. Ein ähnlicher Anteil, also rund 14 Prozent, kommt aus dem Co-Manufacturing. Der Großteil, über 70 Prozent, liegt im Bereich der Handelsmarken.
Im August kündigten Sie die Übernahme des Vivaris-Standorts Grüneberg von der Berentzen-Gruppe an inklusive der Wassermarken Märkisch Kristall und Grüneberg Quelle. Warum der erneute Zukauf?
Diese Akquisition markiert einen wichtigen Schritt im weiteren Ausbau unseres Marken- und Lohnabfüllungsgeschäftes. Der Standort bietet neben einer hervorragenden Quellkapazität auch den Zugang zum Großraum Berlin/Brandenburg. Mit dann insgesamt zwölf Standorten können wir unsere Strategie der vollständigen regionalen Abdeckung optimal umsetzen.
Sie haben bereits Investitionen im Marketing erwähnt. Können Sie das genauer ausführen? Was genau ist für Hella geplant?
Wir haben in diesem Jahr den Marketing-Support für Hella deutlich ausgebaut, vor allem im Bereich Out-of-Home-Werbung und Sponsoring. Zusätzlich haben wir unseren Außendienst national erweitert, sodass wir jetzt mit circa 35 Leuten unterwegs sind. Außerdem haben wir in unserem Werk Aumühle in die Logistik investiert, um die nationale Distribution sicherzustellen.
Auch das Co-Manufacturing für Thomas Henry geht ja in Richtung Marke. Was macht den Fillerbereich für Sie interessant?
Der Fillerbereich ist für uns besonders spannend, weil wir dank unserer vielseitigen Produktionsmöglichkeiten nahezu jede Kundenanforderung erfüllen können. Zudem setzen wir hohe Maßstäbe in Sachen Qualität und Produktentwicklung, die auch im Co-Manufacturing eine große Rolle spielen. Das Know-how, das wir im Markenbereich aufgebaut haben, kommt uns hier ebenfalls zugute.
Wie sehr hat Sie der Verlust von Pepsi Cola als Auftraggeber getroffen?
Jede Kundenbeziehung hat ihre Höhen und Tiefen. Wir arbeiten seit über 20 Jahren mit Pepsi zusammen. Es gab schon einmal eine Unterbrechung in dieser Lieferbeziehung, und jetzt gibt es wieder eine. Die entsprechenden Volumina haben wir aktuell nahezu vollständig kompensiert.
Gibt es aktuell Gespräche mit Pepsi über eine zukünftige Zusammenarbeit?
Nein.
Sie haben in diesem Jahr die Preise für Ihre Getränke erhöht. Gab es Reaktionen?
Da muss man stark differenzieren. Bei Eigenmarken passen wir die Preise mit jedem neuen Tender an. Das bedeutet, jede Tenderperiode ist eine Phase der Preisanpassung. Die zentrale Frage der Kunden ist dabei immer, ob die Preisänderungen der Kostenentwicklung folgen. Wenn das der Fall ist, können die meisten Kunden das nachvollziehen. Im Markensegment haben wir die letzte Preiserhöhung vor gut einem Jahr durchgeführt, als wir die deutlichen Ukraine-bedingten Kostensteigerungen, insbesondere im Energiebereich, weitergegeben haben. In den letzten 12 Monaten gab es keine weiteren Preiserhöhungen.
Sie haben selbst gesagt, dass Refresco mit rund 1.200 Produkten hochkomplex ist. Warum ist Vielfalt Teil Ihrer Strategie?
Unser Firmenslogan lautet „Our drinks on every table“, was unsere hohe Ambition widerspiegelt, weltweit Produkte über unsere Kunden zu vertreiben. Wir verstehen uns als Dienstleister, der die Anforderungen seiner Kunden umsetzt. Unser Produktionskonzept ist darauf ausgelegt, auch kleinere Segmente zu bedienen.
Das heißt also, dass auch selbstständige Kaufleute ab einer bestimmten Größe ihr eigenes Wasser oder ihren eigenen Saft bei Ihnen herstellen lassen können?
Das wäre sicherlich zu weit gedacht. Auch wir müssen kostengünstig arbeiten, besonders im Bereich der Eigenmarken, wo die Kosten eine entscheidende Rolle spielen. Das Ganze funktioniert nur über zentralen Einkauf und Zentrallager. In diesem Bereich haben wir Erfahrung und können echten Mehrwert bieten.
Nachhaltigkeit und Verpackung sind wichtige Themen. Wie viel Recycling-PET enthalten Ihre PET-Flaschen aktuell?
Derzeit liegt der Anteil bei über 50 Prozent, und die Tendenz ist steigend. Das hängt natürlich auch von den Vereinbarungen mit unseren Kunden ab.
Was sind Ihre aktuell größten Erfolge im Bereich Nachhaltigkeit?
Im Getränkebereich, speziell bei PET-Kunststoffverpackungen, haben wir den Kunststoffanteil und das Flaschengewicht deutlich reduziert. Unsere 1,5-Liter-Standardflasche wiegt jetzt nur noch 23 Gramm, was marktführend ist. Zudem haben wir in vielen Bereichen, wie dem Wasserverbrauch pro abgefülltem Liter, hervorragende Kennzahlen. Wir sehen uns weiterhin als Vorreiter im gesamten Nachhaltigkeitsbereich.
Wenn wir uns in einem Jahr wiedersehen, welche Erfolge könnten Sie vorweisen?
Die ideale Botschaft wäre, dass unsere Strategie weiterhin erfolgreich ist. Wir hoffen, dass wir sowohl im Marken- als auch im Co-Manufacturing-Bereich weiter wachsen und im Bereich der Handelsmarken, insbesondere bei kohlensäurehaltigen Softdrinks, weiter vorankommen.
Die internationale Refresco-Gruppe will alle fünf Jahre ihren Umsatz verdoppeln. Gilt dies auch für die deutsche Unit?
Nein, wir haben uns bereits 2022 durch die Integration von Hansa-Heemann verdoppelt. Momentan haben wir ein stabiles Netzwerk. Natürlich können wir uns vorstellen, in Zukunft weitere Akquisitionen zu tätigen. Aber für uns geht es nicht nur um Volumenwachstum. Der Markt definiert sich für uns eher durch Wertschöpfung.